Hans-Josef Fell kommentiert Ausschreibungen für Freiflächen-Photovoltaik: „Die Sabotage der Energiewende geht weiter“

„Ohne Erbarmen für die notleidende Photovoltaik-Branche gehen die Attacken von Bundesminister Gabriel gegen die Energiewende weiter“, stellt Hans-Josef Fell fest, der Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG 2000.

„Nun ist der Entwurf der Bundesregierung für die Ausschreibungsverordnung für Photovoltaik-Freiflächen durchgesickert. Alle Befürchtungen in Bezug auf hohe Bürokratie, geringes Ausbauvolumen, Verhinderung der Teilhabe von Bürgerenergiegemeinschaften und Verhinderung der Agro-PV wurden noch übertroffen.“
So habe der Verordnungsentwurf über 100 Seiten. Unternehmen, die an PV-Ausschreibungen teilnehmen wollen, müssten wohl erst Anwaltsbüros beschäftigen, um überhaupt durchzublicken, kritisiert Fell. Schon allein dies sei ein großes Hemmnis für die meisten Bürgerenergie-Gemeinschaften.

Bundesregierung will Photovoltaik-Ausbau auf Freiflächen auf durchschnittlich 400 MW pro Jahr beschränken
Das Ausbauvolumen für Photovoltaik auf Freiflächen liegt nach den Plänen der Bundesregierung nur bei durchschnittlich 400 MW pro Jahr. Angesichts des jährlichen Ausbaus der PV-Freiflächenanlagen um 2.700 MW im Jahr 2011 und 3.700 MW im Jahr 2012, bedeute dies ein „kläglich kleines Volumen“.
„In Anbetracht der ernüchternden Tatsache, dass zusammen bei den PV-Dachanlagen und PV-Freiflächenanlagen im letzten Jahr mit 1.800 MW neu installierter Leistung nicht einmal das geringe regierungsamtliche Ausbauziel von 2.500 MW erreicht wurde, hätte die Bundesregierung ein größeres Volumen ausschreiben müssen“, betont Fell.

Doppelnutzung von Photovoltaik und Acker möglich
Der Bauernverband habe sich durchgesetzt, die Photovoltaik auf-Freiflächen von den Äckern zu verbannen. Doch Bauernverband und Bundesregierung gingen fantasielos mit den Äckern um. Längst gebe es Agro-PV-Anlagen, die eine Doppelnutzung ermöglichen: Hoch aufgeständerte Photovoltaik-Module und normaler Ackerbau seien gleichzeitig möglich. Besonders in trockenen Gebieten wie Brandenburg oder Mainfranken könne so sogar über die Beschattung der landwirtschaftliche Ertrag gesteigert oder in Trockenzeiten überhaupt gesichert werden.

Freiflächen-Photovoltaik ermöglichte die Sanierung vieler Altlasten in Deutschland
Lediglich einige wenige Flächen mit belasteten und unbrauchbaren Böden sollen nun für Freiflächen-Photovoltaik zur Verfügung stehen, kritisiert Fell. Dabei werde übersehen, dass es gerade die PV-Freiflächen waren, die in den letzten Jahren die Sanierung sehr vieler Altlasten in Deutschland ermöglichten – auch ein Effekt, den die Gegner der Erneuerbaren Energien bei ihren Kostenberechnungen immer unter den Tisch fallen lassen.
„Mit diesem Verordnungsentwurf blockiert die Bundesregierung nicht nur die Innovationen im Freiflächenausbau, sie behindert die Energiewende insgesamt und treibt nach den industriellen Solar-Herstellern nun auch die letzten Solarpark-Investoren und Projektierer in das Ausland“, so Fell. „Offensichtlich ist es Bundesminister Gabriel völlig egal, ob nun ein weiterer Verlust wichtiger Solarparkinvestoren erfolgt.
Den Entwurf für die Photovoltaik-Freiflächenausschreibungsverordnung ist hier zugänglich.

19.01.2015 | Quelle: Hans-Josef Fell; Bild: Belectric | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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