SFV: Blackout im Stromnetz – kein Verschulden der Windenergie

In der Nacht vom 4. zum 5. November gab es kurz vor Mitternacht das, was bisher von den Deutschen Stromversorgern als ausgeschlossen bezeichnet worden sei – einen von Deutschland ausgehenden, etwa eineinhalbstündigen kritischen Zustand mit mehreren Blackouts in weiten Teilen des Europäischen Stromnetzes, so der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) in einer Pressemitteilung. Nach ersten Darstellungen […]

In der Nacht vom 4. zum 5. November gab es kurz vor Mitternacht das, was bisher von den Deutschen Stromversorgern als ausgeschlossen bezeichnet worden sei – einen von Deutschland ausgehenden, etwa eineinhalbstündigen kritischen Zustand mit mehreren Blackouts in weiten Teilen des Europäischen Stromnetzes, so der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) in einer Pressemitteilung. Nach ersten Darstellungen sei der Auslöser für den Vorgang die planmäßige kurzfristige Abschaltung einer Höchstspannungsleitung über die Ems gewesen. Die vollständige Aufklärung des Vorfalls werde voraussichtlich noch bis zum Monatsende dauern. Ein großes Kreuzfahrtschiff mit hohen Aufbauten sollte auf dem Weg von der Meyer-Werft in Papenburg zur Nordsee ungefährdet unter der Leitung hindurch fahren können. Dann sei das Europäische Verbundnetz in einen nordöstlichen Teil mit Leistungsüberschuss und einen südwestlichen Teil mit Leistungsdefizit zerfallen. „Reflexartig deuteten die Gegner der erneuerbaren Energien bereits wenige Stunden nach dem Vorfall ein mögliches Verschulden der Windenergie an. Die Medien gaben diese Vermutungen ungeprüft weiter“, kritisiert der SFV. Doch von einem Verschulden der Windenergie könne keine Rede sein.  Es habe sich vielmehr um ein Verteilungsproblem gehandelt, genauer gesagt um ein Netzproblem.

SFV: Fehlender Windstrom aus Norddeutschland hat möglicherweise zu einem Leistungsdefizit im Südwesten geführt

Der Wind in Nord- und Ostdeutschland sei keineswegs stürmisch gewesen, sondern eher mäßig, betont der SFV. Die Windparks in Nord und Ostdeutschland lieferten somit nicht außergewöhnlich viel, sondern eher durchschnittlich Elektrizität. Der von ihnen in das Netz eingespeiste Strom habe jedoch wegen der Netztrennung an der Ems und wegen der Überlastung anderer Transportleitungen nicht mehr in den Südwesten Europas weitergeleitet werden können. Im Westen und Süden fehlte somit der Windstrom aus Norddeutschland, mit dem man entsprechend der Windvorhersage hätte rechnen können. Das habe möglicherweise zu dem Leistungsdefizit im Südwesten geführt, so der SFV.

Nutzung der Wind- und Solarenergie in allen Regionen Deutschlands

„Wer, wie wir, für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien plädiert, kann diesen Vorgang als eine dringende Warnung verstehen, den weiteren Ausbau der Windkraft auch im Süden, das heißt im Binnenland nicht zu vernachlässigen. Bei einem konzentrierten Ausbau der Windenergie nur in Küstennähe würde andernfalls die Abhängigkeit von den Transportnetzen immer höher. Unsere Forderung lautet deshalb: Kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher durch Dezentralisierung, Windenergie und Solarenergie in allen Regionen Deutschlands!“, heißt es in der SFV-Pressemitteilung.

In wirtschaftspolitischer Hinsicht stellt sich laut SFV die Frage, warum die Netzbetreiber die Transportleitungen nicht mit einem großzügigen Sicherheitszuschlag dimensionierten, wie es bei allen sicherheitsrelevanten technischen Einrichtungen üblich sei. Die Antwort sei peinlich für den Gesetzgeber, merkt der SFV an. Da die Haftung der Netzbetreiber für die Folgen von Stromausfällen in der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Elektrizitätsversorgung (AVB, EltV) sowie in der nachfolgenden Netzanschlussverordnung gesetzlich bis auf einen geringen Restbetrag eingeschränkt sei, gingen die Netzbetreiber kaum ein finanzielles Risiko mehr ein, wenn sie bei der Unterhaltung und Verbesserung ihrer Stromleitungen nur noch das Allernotwendigste unternehmen, stellt der SFV fest. Wirtschaftlicher Druck durch eine volle Haftpflicht im Schadensfall und eine straffe staatliche Aufsicht über den Netzbetrieb auch in technischer Hinsicht erweise sich immer mehr als eine dringende Notwendigkeit.

Eine Information der „Union for the Co-ordination of Transmission of Electricity“ (UCTE) zum Blackout gibt es im Internet unter http://www.ucte.org/pdf/News/20061105-Disturbance.pdf.

Einen ausführlichen erläuternden Kommentar zu den großen Blackouts in Italien und im Münsterland bietet der SFV unter http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/blackout.htm.

07.11.2006   Quelle: SFV   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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