Ostwestfälische Unternehmen verwirklichen umweltfreundliches und bedarfsgenau abgestimmtes Nahwärmekonzept
Der Mittelstand in Ostwestfalen geht mit gutem Beispiel voran und leistet auf regionaler Ebene seinen Beitrag zum Klimaschutz. Die Fritz Becker KG, Hersteller von Sitzmöbeln aus Buchenformholz, der Tür- und Fensterbeschlags-Produzent FSB Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG und das AGRAVIS Kornhaus Ostwestfalen haben eine Vereinbarung zur gemeinsamen Prozessenergienutzung unterzeichnet und setzen künftig auf eine gemeinsame Wärmeversorgung aus nachwachsenden Rohstoffen und eine damit einhergehende Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Die Geschäftsführer der beteiligten Unternehmen, Dieter Holsträter (FSB), Dr. Ralf Becker (Fritz Becker) und Johannes Hofnagel (AGRAVIS Kornhaus) handeln, während auf politischer Ebene noch nach einem allgemeinverbindlichen Konsens gesucht wird. Die Verbundlösung der Brakeler Betriebe habe Pilotcharakter für Nordrhein-Westfalen und sei ein Beispiel für die Innovationskraft mittelständischer Unternehmen, berichtet die Energieagentur Nordrhein-Westfalen. Erstmals schlössen sich Unternehmen mit unterschiedlichen Produktionsprozessen zu einem Nahwärmeverbund auf Basis mehrerer erneuerbarer Energieträger zusammen.
Kooperative Lösung zur Nutzung von Prozess- und Raumwärme
Die Idee zur kooperativen Energieerzeugung entstand in Gesprächen zwischen FSB und der Fritz Becker KG, deren vorhandene Holzfeuerungsanlage zur Verwertung von Resthölzern einen bislang nicht genutzten Überschuss an Energie erzeugte. Die Partner suchten nach Lösungen, um diese Energie gemeinschaftlich effektiver zu verwerten. Das Projekt konkretisierte sich schließlich bei einem Beratungstermin der EnergieAgentur NRW und der Effizienz-Agentur NRW bei FSB im Januar 2006. Eine Machbarkeitsstudie der Bürener Land Energie GmbH aus Bad Wünnenberg, die im August 2006 startete, mündete jetzt in der Unterzeichnung der Vereinbarung zur Verbundsgründung. Ziel der Machbarkeitsstudie war, eine lokale Lösung zur Nutzung von Prozess- und Raumwärme zu entwickeln, die sowohl zu erheblichen Einsparungen der Energiekosten als auch zur nachhaltigen Schonung der Umwelt führen sollte. Das nun beschlossene Konzept sieht eine höhere Auslastung der Holzfeuerungsanlage des Sitzmöbel-Produzenten Becker vor. Als Energieträger setzen die Unternehmen auf nachwachsende Rohstoffe in Form von betrieblichen Resthölzern der Fritz Becker KG in Kombination mit BioPellets des AGRAVIS Kornhauses Ostwestfalen.
Der fossile Energieträger Erdgas, der bislang von FSB zur Wärmeerzeugung verwendet wurde, wird künftig nur noch zu Spitzenzeiten Verwendung finden. Über eine neu zu errichtende Nahwärmeleitung wird künftig die Wärmeenergie von der Fritz Becker KG zu FSB transportiert. Baubeginn wird voraussichtlich August 2007 sein. Die Inbetriebnahme ist für den Herbst vorgesehen. Fachliche und finanzielle Unterstützung erhielt das Projekt durch die EnergieAgentur NRW und die Effizienz-Agentur NRW, die das Projekt federführend koordinierte und bei FSB bereits 2005 erfolgreich ihren PIUS-Check zur Verbesserung des Produktionsprozesses abschloss. Der Unternehmensverbund plant, pro Jahr zirka 6.000 Megawattstunden (MWh) umweltschonende Wärmeenergie zu produzieren. Diese Leistung entspricht dem Heizenergieverbrauch von 600 Durchschnittshaushalten. Dadurch werden pro Jahr rund 1.200 Tonnen weniger Kohlendioxid (CO2) anfallen. Die Realisierung des Projekts wird einhergehen mit deutlichen Investitionen am Standort Brakel, unter anderem in das Nahwärmenetz.
01.09.2007 | Quelle: EnergieAgentur.NRW | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH