Neue Weltrekorde beim Zusammentreffen von Nanotechnologie, Attosekundenphysik und Photovoltaik
Wie die renommierte englisch-amerikanische Zeitschrift „Nature“ in ihrer neuesten Ausgabe vom 25.10.2007 berichtet, gibt es zur Zeitauflösung in der Elektronik fester Materie bahnbrechende Experimente, die in mehrfacher Hinsicht neue Weltrekorde aufstellen: Einem Forscherteam um Norbert Müller und Ulrich Heinzmann (Bielefeld) sowie Adrian Cavalieri und Ferenc Krausz (Garching) ist es erstmalig gelungen, Geschwindigkeiten und Laufzeiten von Elektronen in einem Metall innerhalb von zwei Atomlagen (ein halbes Nanometer: 0,000 000 000 500 m) mit einer Zeitauflösung von besser als 100 Attosekunden (0,000 000 000 000 000 100 s) zu messen. Dies erfolgte mit einer Bielefelder Ultrahochvakuumapparatur zur Vermessung der zeitlichen Dynamik von Photoströmen (photovoltaisch erzeugter Solarstrom) und mit einem Garchinger Lasersystem.
Die quantitative theoretische Beschreibung der beobachteten physikalischen Abläufe des Photostroms lieferte der spanische Theoretiker Pedro Echenique (San Sebastian).
Von Einstein entdeckter Photoeffekt ist physikalische Grundlage der Photovoltaik
Photovoltaik, Photosensorik, Optoelektronik und ultraschnelle Schaltprozesse sind die Schlüsselgebiete der modernen Hightech- Elektronik. Der auf Albert Einstein zurückgehende Photoeffekt stellt die physikalische Grundlage der Photovoltaik, der Photosensorik, der Optoelektronik und der Halbleiterelektronik dar. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse zeigen in diesem wichtigen Gebiet auf, wie in nanotechnologisch wichtigen Materialien und Bauelementen selbst auf atomarer Ortskala zeitliche Abläufe der Elektronik gemessen werden können. Die der Ortskala von Nanometern entsprechenden „Flugzeiten“ von Photoströmen sind die jetzt auch für angewandte Technologie zugänglichen Attosekunden.
Photostrom-Pulse breiten sich mit 5.000 km pro Sekunde aus
Verschiedene ultrakurze Photostrompulse einer Dauer von 300 Attosekunden (300 mal·10-18s) wurden in Wolfram erzeugt und nachgewiesen. Sie breiten sich für den Laufweg von nur 0,5 Nanometer (ein bis zwei Atomlagen) mit einer Geschwindigkeit von 5.000 km pro Sekunde im Metall aus und benötigen dabei Laufzeiten zwischen 50 und 200 Attosekunden. Wie experimentell gezeigt wurde, erreichen diese verschiedenen aber gleichzeitig erzeugten Photostrompulse zu unterschiedlichen Ankunftszeiten die Metalloberfläche trotz gleicher Wegstrecke. Eine Differenz der Ankunftszeit zweier Elektronenpakete von 110 Attosekunden wurde gemessen. Dabei verhalten sich die Elektronen im Metall hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit anders als freie Elektronen: die tatsächlichen Geschwindigkeiten entsprechen nicht der von der Bewegungsenergie abgeleiteten Geschwindigkeit, sondern sind teils größer, teils kleiner.
26.10.2007 | Quelle: Universität Bielefeld | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH