Deutsche Bank-Studie: Maschinenbau und Erneuerbare machen die Wirtschaft fit für die Zeit nach dem Öl

Worauf es jetzt besonders ankomme, sei die Lösung der Energiekrise und die Vermeidung der Klimakatastrophe, so die Deutsche Bank in einer Pressemitteilung. Dies könne nur gelingen, wenn der globale Energiemix künftig stärker den Gesetzen der Nachhaltigkeit folgt. Für den Erfolg des Projekts komme dem Maschinenbau eine Schlüsselstellung zu, denn der Maschinenbau liefere die entscheidenden Technologien […]

Worauf es jetzt besonders ankomme, sei die Lösung der Energiekrise und die Vermeidung der Klimakatastrophe, so die Deutsche Bank in einer Pressemitteilung. Dies könne nur gelingen, wenn der globale Energiemix künftig stärker den Gesetzen der Nachhaltigkeit folgt. Für den Erfolg des Projekts komme dem Maschinenbau eine Schlüsselstellung zu, denn der Maschinenbau liefere die entscheidenden Technologien für alle relevanten Branchen, so die Deutsche Bank anlässlich der Veröffentlichung einer neuen Studie zum Maschinenbau in Deutschland. Bis 2030 sind laut Studie weltweit Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung der Kraftwerksstrukturen von 12 Billionen US-Dollar zu erwarten. Die deutschen Anbieter könnten dabei eine Führungsrolle spielen, denn ihr Produktspektrum sei vielfältig und modern. Zukunftsträchtig sind laut Deutsche Bank vor allem Lösungen für Kohle- und Gaskraftwerke, solarthermische Großkraftwerke und die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft sowie die Photovoltaik.
Erst der Maschinenbau macht die Industrialisierung der neuen Energien möglich, betont die Deutsche Bank. So mache der Maschinenbau die Photovoltaik, die bisher von allen Erneuerbaren am meisten subventioniert wird, allmählich wettbewerbsfähig. Zudem sei Deutschland der Klassenprimus im Windgeschäft. Der Maschinenbau, dessen Anteil an der Windkraft etwa 90 % beträgt, sorgt dafür, dass die Windenergie selbst für Großkonzerne attraktiv ist.

Neue Zukunftstechnologien
Vor dem Hintergrund der globalen Verknappung der fossilen Energieträger und der steigenden Umweltgefahren kann der deutsche Maschinen- und Anlagenbau wertvolle Beiträge zur Problembewältigung leisten. Der Maschinen- und Anlagenbau kommt als Entwickler und Lieferant bahnbrechender „enabling technologies“ in allen drei Segmenten in Frage, auf die es in der Zukunft ankommen wird: Erstens die Modernisierung des globalen Kraftwerkparks. Zweitens die Effizienzrevolution auf allen Feldern der Energienutzung in der Industrie und bei den Konsumenten. Und drittens die Entwicklung und Kommerzialisierung neuer Technologien rund um die erneuerbaren Energien.

Gute Perspektiven für solarthermische Großkraftwerke
In den letzten Jahren wurde der Anlagenbau immer wichtiger für die Solarenergie. So ermöglicht er die Fertigung solarthermischer Großkraftwerke (mit Leistungen zwischen 30 und 200 MW), die für die zentrale Elektrizitätserzeugung geeignet sind. Solche Großkraftwerke seien derzeit die einzige regenerative Stromerzeugungsform, die nuklear und fossil befeuerte Kraftwerke hinsichtlich des Leistungsumfangs substituieren können, heißt es in der Studie. Besonders günstige Perspektiven habe die Technik im so genannten Sonnengürtel der Erde; dazu zählen Nordafrika, die iberische Halbinsel, Australien sowie der Südwesten der USA.

Maschinenbau führt die Photovoltaik zur Wirtschaftlichkeit
Seit dem Beginn der Industrialisierungsphase der Photovoltaik Mitte der 1990er Jahre ist Deutschland internationaler Trendsetter mit ambitionierten politischen Weichenstellungen wie dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2000, das mittlerweile im Kern von etwa 50 weiteren Ländern mehr oder weniger modifiziert angewendet wird. Auf Unternehmensebene kam es zu einer Vielzahl von Neu- und Ausgründungen kleiner und mittlerer Unternehmen sowie zum Übergang von der Manufaktur zur industriellen automatisierten Produktion. Dies ermöglichte Skalenerträge auf allen Ebenen der PV-Wertschöpfungskette. Perspektivisch werde der Maschinenbau für die Photovoltaik noch viel wichtiger. Die Photovoltaik sei zwar den Kinderschuhen entwachsen. Aber immer noch sei sie von allen Energiealternativen am weitesten von der betriebswirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit entfernt. Damit gewinnen Standardisierung und Massenproduktion weiter an Bedeutung.
Für die Photovoltaik zeigt die Erfahrung, dass eine Verdoppelung der Produktion beziehungsweise der installierten PV-Leistung zu einer Kostenreduktion um 20 % geführt hat. In vergleichbaren Industrien wie z B. der Elektronik und bei Flachdisplays, sind solche Effekte bereits lange bekannt. Kurzfristig berge die PV-Wertschöpfungskette noch „viel Luft“, so dass auch deshalb in den nächsten Jahren noch ein ähnlicher Lernfaktor erreichbar scheine. Längerfristig sei bei der Fortschreibung des Trends jedoch Vorsicht geboten, denn künftig könnten auch Grenzen bei Technologie, Material und technischem Fortschritt auftreten.

Netzparität erreichbar
„Der Maschinenbau wird der Photovoltaik-Branche auch in Zukunft signifikante Kostenreduktionen ermöglichen und damit zu mehr Akzeptanz der Bevölkerung beitragen, die für die hohen Subventionen über viele Jahre hinweg aufkommen muss“, heißt es in der Studie. Der technische Fortschritt finde in enger Kooperation mit innovativen Forschungsinstituten und ehrgeizigen Solarunternehmen statt. Gerade der Maschinenbau macht einen geringeren Materialeinsatz, höhere Wirkungsgrade sowie einfachere Fertigungsmethoden möglich. Zweitens spielen Maschinenbauer bei der Optimierung der Produktionstechnologie die Hauptrolle. Ziele sind hier eine stärkere Automatisierung, ein schnellerer Durchsatz, höherer Ausstoß durch weniger Bruch (Kostentreiber ist hauptsächlich die Bruchrate der Siliziumscheiben, nicht des Glases!), mehr Effizienz und Qualität, reduzierte Prozesskosten sowie insgesamt geringere Maschineninvestitionen. Der Maschinenbau schafft zudem die Voraussetzungen für Massenproduktion, was positive Skaleneffekte in der Fertigung und niedrigere Stückkosten mit sich bringt. Letztlich ermöglichen die größeren Volumina der PV-Branche bessere Einkaufspreise und Finanzierungskonditionen.
Die PV-Branche erwartet die Wettbewerbsfähigkeit um die Mitte der kommenden Dekade. Das Erreichen dieser Schwelle bedeutet zwar, dass der PV-Strom den Haushaltskunden dann prinzipiell zu gleichen Preisen offeriert werden kann wie konventionelle Elektrizität. Da aber die Sonne nicht immer und überall scheint, setzt man langfristig auf global vernetzte Infrastrukturen oder lokale Speicher. Bis es soweit ist, bringt der Netzanschluss den nötigen Ausgleich; dieser bleibt damit für die Übergangszeit unverzichtbar. Ökonomisch wohl interessanter als die „Haushaltskunden-Netzparität“ ist laut Studie die Preisgleichheit mit anderen Stromerzeugungsmöglichkeiten wie z. B. auch der Windenergie. „Um diese Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen, müssen dem ‚magischen Dreieck‘ Forschung, Solarindustrie und Maschinenbau freilich noch weitere Techniksprünge gelingen“, heißt es in der Studie.

30.10.2008 | Quelle: Deutsche Bank | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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