BEE-Jahresbilanz 2008: Fast jede zehnte Kilowattstunde kam aus erneuerbaren Energiequellen
Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) hat am 07.01.2009 die ersten umfassenden Zahlen über die Energiebereitstellung aus erneuerbaren Quellen im Jahr 2008 veröffentlicht. Danach wurde 2008 fast jede zehnte in Deutschland verbrauchte Kilowattstunde aus erneuerbaren Ressourcen erzeugt (Anteil am Endenergieverbrauch: 9,6 Prozent). Die positiven Effekte erneuerbarer Energie zeigen sich laut BEE insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht: Allein 2008 konnten Ausgaben für Brennstoffimporte in Höhe von 7,8 Milliarden Euro vermieden werden.
Zudem reduzierte die Nutzung erneuerbarer Energien die externen Kosten der Energieerzeugung für Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden um 9,2 Milliarden Euro. „Damit haben die erneuerbaren Energien Volkswirtschaft und Verbrauchern im vergangenen Jahr Belastungen von 17 Milliarden Euro erspart“, rechnet BEE-Präsident Dietmar Schütz vor. Das sei eine Größenordnung, die immerhin dem von der Bundesregierung im Dezember beschlossenen ersten Konjunkturpaket entspreche.
Die Stromerzeugung aus Wind-, Solar-, Wasser-, Bioenergie und Geothermie stieg um 5,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) und erreichte damit einen Anteil von 15,3 Prozent am gesamten Stromverbrauch in Deutschland. Die Wärmeerzeugung aus erneuerbarer Energie legte um 7,6 Milliarden Kilowattstunden zu und kam so auf einen Anteil am Wärmemarkt von 7,3 Prozent. Der positiven Entwicklung bei der Strom- und Wärmeversorgung stand ein massiver Einbruch bei den Biokraftstoffen gegenüber: Deren Produktion sank gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent. Ihr Anteil am gesamten Kraftstoffverbrauch verringerte sich dadurch von 7,6 Prozent im Jahr 2007 auf 5,9 Prozent. Insgesamt erhöhte sich die Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energien gegenüber 2007 dennoch um drei auf rund 230 Milliarden Kilowattstunden.
„Strom- und Wärmeproduktion aus erneuerbarer Energie bleiben klar auf Wachstumskurs. Damit setzt sich der notwendige Umbau unserer Energieversorgung beständig fort“, kommentiert Schütz die Bilanz des Jahres 2008. Der starke Rückgang in der Produktion von Biokraftstoffen zeige allerdings mehr als deutlich, wie dramatisch sich falsche politische Entscheidungen auswirkten. „Zuerst wurde die Befreiung der Biokraftstoffe von der Mineralölsteuer vorzeitig zurückgefahren. Jetzt droht der zweite Schlag gegen diese innovative Branche, denn das Kabinett hat bereits die Absenkung der Beimischungsquote beschlossen. Dem muss der Bundestag unbedingt einen Riegel vorschieben“, fordert Schütz.
Importkosten für fossile Brennstoffe in Höhe von 7,8 Milliarden Euro vermieden
Nach BEE-Analyse der Jahreszahlen für 2008 bestehen die positiven gesamtwirtschaftlichen Wirkungen der erneuerbaren Energie vor allem in der Vermeidung von Treibhausgasen, der Verringerung externer Kosten sowie der Reduzierung der Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten. „Der aktuelle Gas-Streit zwischen Russland und der Ukraine zeigt, wie wichtig der Umstieg auf zumeist heimische erneuerbare Energie ist. Er verringert den Einfluss Gas und Öl exportierender Länder und erhöht die Versorgungssicherheit in Deutschland“, unterstreicht Schütz. Besonders stark habe sich im vergangenen Jahr die Verringerung der Importkosten für fossile Brennstoffe in Höhe von 7,8 Milliarden Euro bemerkbar gemacht. Schütz: „Das ist eine erhebliche finanzielle Entlastung, die man angesichts der angespannten ökonomischen Lage gar nicht hoch genug bewerten kann.“ Hinzu komme die Vermeidung von Treibhausgasen und weiteren Schadstoffen, die einer unmittelbaren Reduzierung der externen Kosten für Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden um 9,2 Milliarden Euro entspreche. Nach Berechnungen des BEE wurden durch den Einsatz erneuerbarer Energie im Jahr 2008 rund 120 Millionen Tonnen CO2 vermieden. Das sind etwa 20 Milliarden Tonnen mehr, als der CO2-Ausstoß der gesamten deutschen Pkw-Flotte im gleichen Zeitraum betrug.
EEG ist wichtigstes Förderinstrument
Stelle man die Förderung erneuerbarer Energie den eingesparten Beträgen gegenüber, zeige sich die Effizienz der Fördermaßnahmen, betont der BEE. Das wichtigste Instrument sei das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für den Strombereich. Seine Umlagefinanzierung habe 2008 ein Volumen von rund 3,2 Milliarden Euro erericht. Schütz: „Die Entlastung in Form von geringeren Importkosten und vermiedenen externen Kosten beträgt ein Vielfaches der Fördersumme für erneuerbare Energie. Damit steht fest: Die Förderung ist hochgradig effizient und erneuerbare Energie ein Gewinn für alle.“
Stromerzeugung plus 6,1 %; mit Abstand stärkstes Wachstum bei der Photovoltaik
Die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie übernahm im vergangenen Jahr 15,3 Prozent der gesamten deutschen Stromversorgung (2007: 14,5 %). Gegenüber 2007 stieg die produzierte Strommenge von 89,6 auf 95,1 Mrd. kWh (plus 6,1 %). Davon stellte die Windkraft mit 40,3 Mrd. kWh erneut den größten Anteil (2007: 39,7). An zweiter Stelle folgte die Bioenergie mit rund 28,7 Mrd. kWh (2007: 25,7). Die Wasserkraft lieferte 21,8 Mrd. kWh (2007: 21,2). Die Photovoltaik trug 4,3 Mrd. kWh zur deutschen Stromerzeugung bei und weist damit gegenüber 2007 mit Abstand das stärkste Wachstum auf: plus 40 Prozent. Die Geothermie leistete wie im Vorjahr einen Beitrag von 4 Mio. kWh.
Wärmeerzeugung plus 8,4 %; Bioenergie legt kräftig zu
Der Anteil erneuerbarer Energie an der Wärmeversorgung in Deutschland stieg auf 7,3 Prozent (2007: 6,8 %). Die Wärmeerzeugung aus Bioenergie, Solar- und Geothermie wuchs dabei von 90,9 Mrd. kWh im Jahr 2007 auf 98,5 Mrd. kWh an (plus 8,4 %). Der Löwenanteil entfällt auf die Bioenergie mit 90,2 Mrd. kWh (2007: 84,2). Solarthermie und Geothermie legten gegenüber 2007 um 20 bzw. 30 Prozent zu und lieferten 2008 5,3 bzw. 3,0 Mrd. kWh Wärme.
Biokraftstoffproduktion bricht ein
Der Anteil der Biokraftstoffe am Kraftstoffverbrauch brach gegenüber 2007 aufgrund der Rücknahme von Steuervergünstigungen für Biodiesel und Pflanzenöle von 7,6 auf 5,9 Prozent ein. Das entspricht einem Rückgang der Energiebereitstellung um 22 Prozent – von 46,5 Mrd. kWh im Jahr 2007 auf nunmehr 36,3 Mrd. kWh. Deutlichen Zuwachs gab es nur noch bei Bioethanol, dessen bereitgestellte Energiemenge von 3,4 auf 4,3 Mrd. kWh stieg.
BEE-Ziel: 100 Prozent erneuerbare Energie
„Bezahlbare Energie, sichere Versorgung, wirksamer Klimaschutz: Das sind die aktuellen Herausforderungen im Energiesektor. Der Schlüssel dazu liegt im Ausbau Erneuerbarer Energien“, so der BEE. Deshalb mache sich der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) seit 1991 für diese Zukunftsbranche stark. Sein Ziel: 100 Prozent erneuerbare Energie. Als Dachverband vertritt der BEE die Interessen von 20 Fachverbänden und Organisationen mit 30000 Einzelmitgliedern, darunter mehr als 5000 Unternehmen.
07.01.2009 | Quelle: BEE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH