ForschungsVerbund Erneuerbare Energien: Energieversorgung kann langfristig komplett auf erneuerbare Quellen umgestellt werden

Die Transformationsforschung für ein neues Energiesystem steht im Zentrum der Jahrestagung des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE, Berlin) am 12. und 13. Oktober 2011 im Berliner Umweltforum. Auf der Tagung sollen die Meilensteine der Umwandlung bis 2050 vorgestellt werden, die technologischen und ökonomischen Konversionsprozesse und der Strukturwandel bei der Erzeugung und Nutzung von Energie.

Langfristig könne und solle die Energieversorgung vollständig auf die Nutzung erneuerbarer Energien umgestellt werden – in Deutschland, in der EU und global, betont der FVEE in einer Pressemitteilung.
Dabei werde ein Wandel stattfinden von wenigen zentralen Kraftwerken zu einer Vielzahl von dezentralen regenerativen Kombikraftwerken. Auf diese Weise soll eine angebotsorientierte Stromerzeugung mit dem Bedarf in Deckung gebracht werden.
Der Verbund empfiehlt, die technologische und soziologische Transformationsforschung in ein politisch wirksames Monitoring einzubeziehen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden und die strategische Orientierung des Umbauprozesses konstruktiv und kritisch zu begleiten.

Tagungsleiter Prof. Dr. Weber: Wir brauchen Systemtransformation statt Systemintegration
Prof. Dr. Eicke Weber, wissenschaftlicher Tagungsleiter und Chef des Fraunhofer ISE, betont die Konsequenzen: „Die wesentliche Herausforderung besteht darin, dass man das gegenwärtige Energiesystem an die Erfordernisse der erneuerbaren Energien anpassen muss. Mit anderen Worten: Statt Systemintegration brauchen wir eine Systemtransformation, um die Anteile der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschland rasch und signifikant zu erhöhen.“
Dies erfordere eine intelligente Steuerung und Verknüpfung der Energiesysteme Strom, Wärme, Kraftstoff und Energiespeicher, so dass sie der Anpassung der Stromeinspeisung an den Bedarf dienen und zur Netzstabilität beitragen. Wenn windreiche oder auch sonnenreiche europäische Regionen durch ein Verbundnetz mit in die Energiebereitstellung einbezogen werden, könne sich die Zuverlässigkeit der Versorgung weiter verbessern.

Neue Informations- und Kommunikationstechnologien notwendig
Für das Zusammenspiel dieser Energiesysteme bedürfe es neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, die zu einer Steigerung der Wirtschaftlichkeit und der Ressourceneffizienz führen und damit die Steigerung des Energieanteils aus erneuerbaren Energien von jetzt 11 Prozent Primärenergie auf die von der Bundesregierung geplanten 60 Prozent im Jahr 2050 erleichtern.
Dabei müsse besonders die Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Energien verstärkt gefördert werden. Sie stehe noch zu wenig im Fokus energiepolitischer Aktivitäten. Eine Mobilisierung des hier schlummernden Potenzials hängt laut FVEE in erster Linie von den politischen Rahmenbedingungen ab. Neue Anreizmodelle und Nutzungsverpflichtungen seien nötig, um im Bereich des Gebäudesektors und der Prozesswärme in Industrie und Haushalten voran zu kommen.

Solar-Industrie soll bei internationalen Kostensenkungen mithalten können
In Städten und Gemeinden spiele die Transformation der Energiesysteme eine besonders große Rolle. Hier würden ganzheitliche Systemlösungen in so genannten living-labs auf Quartiers- und Wohngebietsebene entwickelt, um die technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge und Wechselwirkungen in Zusammenarbeit mit den Bewohnern zu studieren.
Der Transformationsprozess bringe auch neue Kooperationsformen zwischen öffentlicher Forschung und Industrie hervor. Damit die Solar-Industrie beispielsweise bei den internationalen Kostensenkungen mithalten kann, haben Industrie und Forschungsinstitute gemeinsam technologische Kompetenzzentren entwickelt, in denen die Innovationsprozesse verstärkt und beschleunigt werden sollen.

16.10.2011 | Quelle: ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE); idw | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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