Netzunabhängige Photovoltaik in Indien – Dritter Runder Tisch zur Solarstrom-Erzeugung im ländlichen Raum: “Teurer Strom ist besser als gar kein Strom“

Das indische Beratungsunternehmen BRIDGE TO INDIA (Neu Delhi) und die OBSERVER RESEARCH FOUNDATION (ORF) haben gemeinsam den “3

rd India Solar Roundtable” veranstaltet. Thema war die Verbesserung des Ausbaus netzunabhängiger Photovoltaik in Indien.
Die Teilnehmer diskutierten, mit welchem innovativen Modell die Landbevölkerung, die bislang keinen Zugang zum öffentlichen Stromnetz hat, mit bezahlbarem Solarstrom versorgt werden könnte. Indien ist nun auf dem Weg zu "Solar 2.0": Der Solarstrom-Markt sei “kein geschützter politischer Raum, sondern eine echte Alternative zur derzeitigen Energiesituation in Indien“, betont BRIDGE TO INDIA.

Indische Solar-Entwicklung kann nicht mit deutscher Erfolgsgeschichte verglichen werden
Angesichts der extrem niedrigen Solarstrom-Einspeisevergütungen in der zweiten Ausschreibungsrunde der Indian National Solar Mission (NSM) gab die Diskussion Aufschluss über die aktuelle Dynamik im indischen Photovoltaik-Markt und ihre Auswirkungen auf die netzunabhängige Photovoltaik. Abound Solar, Gehrlicher, Advait Energy und der Natural Resources Defence Council (NRDC) gehörten zu den Teilnehmern.
Vor allem ging es um die Probleme beim Bau netzunabhängiger PV-Anlagen in ländlichen Gebieten. Erfahrungen auf diesem Gebiet wurden geteilt, um eine mögliche erfolgreiche Lösung zu finden.
Lydia Powell von ORF fragte, ob die indische Solar-Entwicklung mit der deutschen Erfolgsgeschichte verglichen werden könne.
Tobias Engelmeier, Direktor von BRIDGE TO INDIA, entgegnete: „Die deutsche Herangehensweise passt nicht in den indischen Kontext.“ Laut Deepak Gadhia, Vorsitzender von Gehrlicher Solar, muss die Elektrifizierung des ländlichen Raums in Indien von unten nach oben geplant werden. Passende Geschäftsmodelle müssten mit örtlicher Unterstützung kombiniert werden.

Förderprogramm auf Basis der erzeugten Strommenge vorgeschlagen
Die Projektfinanzierung ist nach wie vor eine große Herausforderung auf diesem Markt. Der runde Tisch empfiehlt, anstelle von Subventionen ein Förderprogramm auf Basis der erzeugten Strommenge für netzunabhängige ländliche Elektrifizierung einzuführen, auch für diejenigen, die es sich nicht leisten können, teuren Solarstrom zu kaufen.
Ankur Agarwal, Geschäftsführer von Advait Energy, einem Entwickler netzunabhängiger Solarstrom-Lösungen, sagte, herkömmliche Verkaufsstrategien funktionierten in den ländlichen Gebieten Indiens nicht. Der Off-Grid-Markt sollte idealerweise eine Kombination aus gesellschaftspolitisch geplanten technischen Lösungen und einfach gestalteten Krediten sein. Außerdem sollten örtliche, nichtstaatliche Organisationen zum Erfolg beitragen.
Hinsichtlich der Kosten für netzunabhängige Solarstromanlagen auf dem Land sagte Deepak Gadhia: „Teurer Strom ist (für die ländlichen Gebiete ohne Netz) besser als gar kein Strom.“

Von der technologieorientierten Sichtweise zu einem lösungsorientierten Ansatz
Die Untersuchungen von BRIDGE TO INDIA ergeben, dass der Markt für die solare Elektrifizierung des ländlichen Raums in Indien gerade einen Wandel erlebt: Der Blick geht von einer technologieorientierten Sichtweise hin zu einem lösungsorientierten Ansatz.
Des Weiteren sei die Nachfrage nach Stromversorgung auf dem Land sehr groß. Wie diese Nachfrage in einem existenzfähigen Markt gebündelt werden kann, sei die zentrale Frage. Die weltweit sinkenden Modulpreise lassen vermuten, dass dies möglich ist.

Potenzial für Off-Grid-Installationen auf dem Land liegt bei etwa 3 GW
Indien spielt im internationalen Solarmarkt bereits eine wesentliche Rolle. Das Potenzial für Off-Grid-Installationen auf dem Land liegt bei etwa 3 Gigawatt. Wahrscheinlich werden sich bald Unternehmen wie Selco, Phocos und Advait Energy verstärkt auf diesem Feld betätigen.
Weitere Informationen: BRIDGE TO INDIA Studie

09.12.2011 | Quelle: BRIDGE TO INDIA | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen