Spanische Regierung stoppt vorübergehend Einspeisetarife für Photovoltaik und solarthermische Kraftwerke

Am 27.01.2012 gab das spanische Ministerium für Industrie, Tourismus und Handel (MITyC) bekannt, dass es das nationale Einspeisetarif-Programm für Neuanmeldungen zeitweise aussetzen wird. Dies betrifft sowohl Photovoltaik- als auch solarthermische Kraftwerke. Die Sperre wird sich nicht auf Anlagen auswirken, die bereits Vergütungen erhalten oder bereits angemeldet sind.

Spaniens regierende rechts-konservative Volkspartei Partido Popular (PP) hatte zuvor eine gründliche Überprüfung des Strommarktes angekündigt. Eine Expertenkommission, die mit der Partei zusammenarbeitet, hatte öffentlich Kürzungen der Einspeisetarife erwogen. Die PP hatte bei den Wahlen am 20.11.2011 die sozialistische Arbeiterpartei Partido Socialista Obrero Español (PSOE) als regierende Partei abgelöst.

“(Die Aussetzung) soll ein altmodisches Tarifmodell zeitweise drosseln, das zu hohe Stromkosten und ein wachsendes Tarifdefizit verursacht hat”, heißt es in einer Erklärung des MITyC. “Die Maßnahme gefährdet weder die Versorgungssicherheit noch das Erreichen der EU-weiten Ziele für erneuerbare Energien.”

Vorübergehende Maßnahme während der Neustrukturierung des Strommarktes
Als Gründe für die Aussetzung nennt das Ministerium die Wirtschaftskrise und das Defizit, das durch das Tarifprogramm entstehe. Es handle sich um eine vorübergehende Maßnahme für die Zeit, in der die Regierung den Strommarkt reformiere. Ergebnis der Reform solle ein Tarifsystem sein, das kein Defizit verursacht.
Die Regierung erklärte, das kürzlich verabschiedete Programm für erneuerbare Energien enthalte Ziele für das Jahr 2020 und ermögliche daher verschiedenste politische Maßnahmen, um die erneuerbaren Energien zu fördern.

Auf und ab im spanischen Photovoltaik-Markt
Dieser Schritt der PP folgt auf mehrere drastische und teils rückwirkende Tarif-Kürzungen in der Regierungszeit der PSOE. Spaniens Einspeisetarif führte zu einem Spitzenwert von 2,6 Gigawatt an installierter PV-Leistung im Jahr 2008, bevor das Land kontinuierlich die Vergütungen senkte.
Sowohl die Einspeisevergütungen, die 2008 zum extremen Wachstum führten, als auch die rückwirkenden Kürzungen gelten für viele als Beispiele dafür, wie ein Tarifprogramm nicht gestaltet werden sollte.
Spanien hat auch einen aufblühenden Markt für solarthermische Kraftwerke (concentrating solar power, CSP) und größte CSP-Kapazität der Welt.
Der europäische Photovoltaik-Industrieverband EPIA geht von einer PV-Kapazität von 400 Megawatt aus, die Spanien im Jahr 2011 zugebaut habe. Damit wäre der spanische PV-Markt deutlich kleiner als der französische oder der italienische. Wegen der CSP-Kapazität und früheren Photovoltaik-Installationen gehört der spanische Solar-Markt dennoch zu den größten der Welt.

30.01.2012 | Quelle: Spanisches Ministerium für Industrie, Tourismus und Handel; Foto: Protermosolar | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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