Juwi-Gründer Jung und Willenbacher: Gabriels Eckpunkte könnten der Energiewende den Todesstoß versetzen

Die Gründer der juwi-Gruppe (Wörrstadt), Fred Jung und Matthias Willenbacher, bezeichnen das Eckpunkte-Papier des Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel (SPD) als gefährlich, inkonsequent und teuer.

"Die in dem Entwurf skizzierten Pläne zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sind geeignet, der Energiewende als Ganzes den Todesstoß zu versetzen", warnen die beiden Firmengründer.
Mit der geplanten EEG-Novelle könne Gabriel bewirken, dass der gesamte Wirtschaftszweig der erneuerbaren Energien seiner Existenzgrundlage beraubt würde und Deutschland einer der größten Emittenten von Treibhausgasen bliebe, fürchten Jung und Willenbacher.
Die Vorschläge würden das Vertrauen von Investoren zerstören, Kommunen, Bürger und Genossenschaften verunsichern sowie die Energiewende verteuern statt die Stromkunden zu entlasten.
Noch seien Gabriels Vorstellungen vage und interpretationsbedürftig, doch bereits das Grobkonzept lasse für die noch auszuformulierenden Details nichts Gutes erwarten.

Plötzliche Änderungen wirken als Moratorium für Windparks und Photovoltaik-Anlagen
Der für Millionenprojekte wie Windparks und Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen notwendige Vertrauensschutz werde durch plötzliche Änderungen ausgehebelt. Laut Gabriels Eckpunkte-Papier sollen die aktuellen EEG-Regelungen nur für Anlagen gelten, die vor dem 1. August 2014 in Betrieb gehen. Ausgenommen sind Anlagen, die bis zum 22. Januar genehmigt wurden, also einen Tag nach Veröffentlichung des Eckpunkte-Papiers.
"Kein Investor wird bei so viel Unsicherheit sein Geld in ein EE-Projekt stecken", erklären die juwi-Chefs. Das käme einem mindestens achtmonatigen Moratorium für Windenergie und Photovoltaik-Anlagen gleich.

Verpflichtende Direktvermarktung treibt Strompreis in die Höhe
Auch die von Gabriel angekündigte verpflichtende Direktvermarktung werde sich als „Investorenschreck“ und „betriebswirtschaftlicher Unsinn“ erweisen, warnen Jung und Willenbacher.
"Es gehört zum Wesen der Erneuerbaren, dass die Anlagen selbst teuer sind und über viele Jahre verzinst und abgeschrieben werden“, erklären die Juwi-Gründer.
Der Betrieb sei hingegen konkurrenzlos günstig, da Windkraft-Anlagen und Photovoltaik-Anlagen keinen Brennstoff benötigen. Diesen Vorteil könnten Windparks und PV-Anlagen aber nur bei einer langfristig verlässlichen Vergütung ausspielen.
Bestimme jedoch allein die Strombörse mit ihrem Auf und Ab den Preis des regenerativ erzeugten Stroms, würden Investoren und Banken diese Schwankungsrisiken in ihre Zinssätze und Margen einpreisen. "Die Folge wäre ein völlig unnötiger Anstieg der Strompreise", so Jung und Willenbacher. Auch einen kompletten Rückzug der Banken und Investoren halten sie für möglich.

Onshore-Windenergie ist billiger als Offshore-Windparks und schafft mehr Arbeitsplätze
Die im Eckpunkte-Papier skizzierte EEG-Vergütungsstruktur für Neuanlagen im Jahr 2015 bezeichnen die juwi-Gründer als „töricht und dreist“. Danach soll die Offshore-Windenergie am stärksten ausgebaut und gefördert werden, obwohl sie mit fast 20 Cent pro Kilowattstunde die teuerste erneuerbare Stromquelle ist.
Im Gegenzug würde Windenergie aus Windparks an Land im Ausbau begrenzt, obwohl sie die günstigste unter den erneuerbaren Energien sei. Nach Angaben von Jung und Willenbacher könnte man mit mehr an Land erzeugter Windenergie und zusätzlichen Biogasanlagen die gleiche Menge erneuerbaren Stroms zu 30 Prozent geringeren Kosten produzieren als mit Offshore-Windparks.
In der Onshore-Windbranche gebe es zudem zehn Mal so viele Arbeitsplätze wie in der Offshore-Windenergie. Auch der Exportanteil bei Windkraft an Land sei sehr hoch.

Mix aus Biogas, Photovoltaik und Onshore-Windenergie könnte Vergütung unter 10 Cent/kWh drücken
Mit einem „klugen Mix“ aus mehr Bio-Energie, Photovoltaik und Onshore-Windkraft und ohne Offshore-Windenergie könnte die durchschnittliche Vergütung pro Kilowattstunde nach Aussage der Juwi-Gründer unter 10 Cent gesenkt werden.
Eine bessere räumliche Verteilung der Anlagen und der höhere Anteil regelbarer Bioenergie würden die Energiegewinnung zudem flexibler und verlässlicher machen.
Im Internet sei derzeit die "einzig wahre Version" des Eckpunkte-Papiers zugänglich, die in ironischer Klarheit Hinter- und Beweggründe des Gabriel-Plans enthülle: „Das einzig wahre Eckpunktepapier“

22.01.2014 | Quelle: juwi | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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