Studie zur Energiewende im ländlichen Raum: dünn besiedelte Regionen profitieren von der EEG-Förderung

Die Energiewende wird von vielen als Chance für die ländlichen Regionen in Deutschland gesehen. Eine aktuelle Studie des Thünen-Instituts (Braunschweig) zeigt, dass viele ländliche Räume ihre Standortvorteile bei der Erzeugung erneuerbarer Energien genutzt haben.

„Die räumlichen Auswirkungen der Energiewende sind sehr unterschiedlich“, so Dr. Reiner Plankl vom Thünen-Institut. „Im Durchschnitt waren die EEG-Einspeisevergütungen für erneuerbaren Strom in ländlichen Regionen mit 433 Euro je Einwohner mehr als doppelt so hoch wie in städtischen Regionen mit 92 Euro je Einwohner.“

Überproportional viel Biogas, Photovoltaik und Windkraft in Regionen mit wenig Bevölkerung
Die dünn besiedelten ländlichen Kreise mit weniger als 100 Einwohnern pro Quadratkilometer (z. B. Prignitz, Rottal-Inn) kamen rein rechnerisch sogar auf durchschnittlich 531 Euro je Einwohner, die kreisfreien Großstädte dagegen nur auf 23 Euro je Einwohner.
Das heißt, in Regionen mit wenig Bevölkerung wird überproportional viel erneuerbare Energie in Form von Biogas, mit Photovoltaik oder Windkraft produziert. Bei den Bundesländern waren die Werte für Brandenburg und Schleswig-Holstein mit über 400 Euro je Einwohner am höchsten, während Nordrhein-Westfalen, Hessen und das Saarland gerade einmal auf rund 90 Euro je Einwohner kommen und die Stadtstaaten noch weit darunter liegen.
Die jetzt erschienene Thünen-Studie analysiert die regionale Verteilung der Betreiber und Hersteller von Biomasse-/Biogas-, Photovoltaik- und Onshore-Windkraftanlagen, des erneuerbar erzeugten Stroms sowie der EEG-Einspeisevergütungen und -Umlage für das Jahr 2011. Dabei differenziert sie räumlich nach Bundesländern, Landkreisen und siedlungsstrukturellen Kreistypen. Zudem wird der Sektor Landwirtschaft näher betrachtet.

Ländlichen Regionen sind die Gewinner der Energiewende
2011 erzeugten die ländlichen Regionen 73,5 % des erneuerbaren Stroms und erhielten hierfür 68,5 % der EEG-Vergütungen. Ursache für diese Differenz sind die höheren Vergütungen für Photovoltaik-Strom, der anteilmäßig mehr in städtischen Regionen produziert wird.
Die Studie macht deutlich, dass die ländlichen Regionen, wenn ausschließlich die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern betrachtet wird, im Durchschnitt die Gewinner der Energiewende sind. Ihnen sind 2011 per Saldo rund 6,8 Milliarden Euro mehr an EEG-Vergütungen zugeflossen, als sie an EEG-Umlagezahlungen aufbringen mussten.

Landwirtschaft produzierte 2011 knapp doppelt so viel erneuerbaren Strom, wie sie insgesamt Strom verbraucht hat
Die städtischen Regionen kommen hingegen auf einen Negativsaldo von 4,5 Milliarden Euro. Besonders die dünn besiedelten, vielfach strukturschwachen ländlichen Kreise profitieren. Von 207 Landkreisen und kreisfreien Städten mit einem positiven Finanzierungssaldo sind 79,2 % ländliche Kreise. Allerdings weist in Deutschland von den ländlichen Kreisen jeder Fünfte auch einen negativen Saldo auf.
„Der Sektor Landwirtschaft produzierte 2011 knapp doppelt so viel erneuerbaren Strom, wie er insgesamt Strom verbraucht hat“, sagt Thünen-Wissenschaftler Reiner Plankl.

4 Milliarden Euro EEG-Vergütung für Landwirte
17 % des erneuerbar erzeugten Stroms kommt demnach aus der Landwirtschaft. Dafür sind den landwirtschaftlichen Betreibern von Erneuerbare-Energieanlagen 2011 rund 4 Milliarden Euro an EEG-Vergütungszahlungen zugeflossen.
Die Studie „Regionale Verteilungswirkungen durch das Vergütungs- und Umlagesystem des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG)“ von Dr. Reiner Plankl (Thünen Working Paper 13) ist im Internet abrufbar unter: http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn052693.pdf.

30.01.2014 | Quelle: Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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