Solar-Industrie in den USA weiterhin uneins über erweiterte Strafzölle auf Photovoltaik-Produkte aus China und Taiwan

Der Konflikt innerhalb der US-amerikanischen Solar-Industrie zu Strafzöllen auf Photovoltaik-Produkte aus China hat sich wieder zugespitzt. Das belegen zahlreiche offene Briefe aus beiden Lagern.

Am 05.02.2014 veröffentlichte die SolarWorld AG (Bonn) einen offenen Brief ihres Gründers und Vorstandsvorsitzenden Frank Asbeck an US-Präsident Barack Obama, in dem Asbeck Obama um Unterstützung bei der Bekämpfung des Handelsangriffs aus China bittet und zu einer Erweiterung der Strafzölle auf chinesische Waren aufruft.
“Wir teilen Ihre Begeisterung für den Ausbau sauberer Energien und die Vorteile, die sie der westlichen Wirtschaft, der Energiesicherheit und Umwelt bringen“, heißt es in dem Brief.
“Ich glaube fest an die US-amerikanische Photovoltaik-Produktion. Das Unternehmen, das ich gegründet habe und leite, hat mehr als 600 Millionen US-Dollar (440 Millionen Euro) eigenes Kapital in den Bau von Fabriken in den USA investiert. Viele andere US-amerikanische Unternehmen teilen die Vision einer Solar-Produktion in den Vereinigten Staaten.“
“Heute ist diese Vision jedoch in großer Gefahr. Ich sage Ihnen mit Respekt, Herr Präsident, dass illegale Handelspraktiken die Rolle der USA im globalen Branchenwettbewerb gefährden. China will in unschicklicher Weise die Kontrolle über eine Industrie an sich reißen, welche die USA erfunden und vorangebracht haben.“

CASE: Nicht China, sondern SolarWorld ist eine Gefahr für die US-Solarindustrie
Dieser Brief löste eine Reaktion bei Jigar Shah aus, dem Präsidenten der Antizoll-Handelsgruppe CASE (Coalition for Affordable Solar Energy), welche die Handelsuntersuchung und die Position von SolarWorld verurteilt.
„Der Vorsitzende des deutschen Photovoltaik-Unternehmens SolarWorld, Frank Asbeck, hat diese Woche einen seltsamen und ehrlich gesagt rücksichtslosen Brief an Präsident Barack Obama geschrieben, in dem er behauptet, die US-Solarbranche sei wegen des internationalen Handels in Gefahr“, so Shah. „Wir stimmen zu, dass die Industrie bedroht ist, aber das liegt allein an Herrn Asbeck und seinem Unternehmen.“
“Wie bereits beim letzten Einschreiten von SolarWorld 2012, gibt es auch dieses Mal keine glaubhaften Argumente dafür, dass Strafzölle die Solarmodul-Produktion in den USA ankurbeln oder dort Arbeitsplätze schaffen. Für ein Arbeitsplatzwachstum ist es wichtig zu erkennen, wo die Jobs herkommen und was das Wachstum antreibt. Die leichtsinnige Petition von SolarWorld würde die Nachfrage nach erschwinglichen Photovoltaik-Anlagen zerstören, die jedes Jahr Zehntausende Arbeitsplätze schafft.“

Erweiterung würde auch Taiwan betreffen
Die derzeitige Handelsuntersuchung, die von SolarWorld ausgelöst wurde, könnte zur Folge haben, dass die derzeit gültigen Zölle erweitert werden und nicht nur bei Solarzellen, sondern auch bei PV-Modulen aus diesen Solarzellen anfallen, egal ob die Solarzellen aus China stammen oder nicht.
Das beträfe auch Photovoltaik-Produkte aus Taiwan, dem Hauptlieferanten von Solarzellen an chinesische Modulhersteller. Auf diese Weise konnten chinesische Photovoltaik-Unternehmen die Strafzölle bisher umgehen.

Die Branche ist gespalten
Sowohl Shah als auch Asbeck haben Dutzende US-Solarunternehmen hinter sich, an denen Zehntausende Arbeitsplätze hängen. Dazu muss erklärt werden, dass verschiedene Teile der Branche unterschiedlich von den Zöllen betroffen sind.
Die wenigen verbleibenden Photovoltaik-Hersteller mit Sitz in den USA gehen größtenteils davon aus, dass sie von den Strafzöllen profitieren werden. Nur Solarzellen-Hersteller wie Suniva (Norcross, Georgia, USA) rechnen mit Strafzöllen auf Module aus ihren Solarzellen, wenn sie wie die meisten Solarmodule in China gefertigt werden.
Auch Photovoltaik-Maschinenbauer, Polysilizium-Hersteller und viele Projektentwickler sind gegen die Handelsuntersuchung. Im Januar führte China endgültige Zölle auf Polysilizium aus den USA ein, was als Vergeltungsmaßnahme gegen die US-Zölle auf chinesische Photovoltaik-Produkte gesehen werden kann.
Weitere Hintergründe zum Solar-Handelsstreit zwischen den USA und China gibt es in einem SolarServer-Artikel von Juni 2013: Solar Trade War.

10.02.2014 | Quelle:  SolarWorld, CASE; Bild: Carbon War Room| solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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