MDR-Magazin „Umschau“ berichtet über dubiose Geschäfte mit Solar-Anlagen: Neckermann-Erbin bangt um guten Ruf

Die Versandhauserbin Marlene Neckermann fürchtet um ihren Ruf, berichtet das MDR-Magazin „Umschau“ in seiner aktuellen Ausgabe (20.10.2015). Zahlreiche Anleger, die bei Neckermann-Unternehmen in Photovoltaik-Anlagen investiert hatten, beklagten ausbleibende Zinszahlungen und forderten ihr Geld zurück.

Die Versandhauserbin stelle klar, dass sie nichts mit diesen Finanzgeschäften zu tun habe und dass sich die betroffenen Anleger an die Unternehmer Reiner H. und Andreas B. wenden sollen.
Marlene Neckermann hat nach eigenen Angaben 2012 dem Geschäftsmann Reiner H. vertraglich die entgeltliche Nutzung des Namens „Neckermann“ für Firmengründungen gestattet. Dafür bekam sie einmalig 100.000 Euro und war am Umsatz beteiligt.
Reiner H. und Andreas B. gründeten u.a. die „Neckermann SynEnergy“, „Neckermann Neue Energien“ und „Neckermann Solar“ und vertrieben Investments in Solar-Anlagen.
Nach den Beschwerden der Anleger habe Marlene Neckermann im April 2015 den Namensnutzungsvertag fristlos gekündigt und Reiner H. untersagt, ihren Familiennamen zu benutzen.

Renditen von bis zu 13 Prozent versprochen
Neben den Neckermann-Firmen gehören zur Firmengruppe von Reiner H. und Andreas B. auch „Solar 9580“, „Sunrise Energy“ und „Bio Block Kraft“. Die Firmen von Reiner H. und Andreas B. hatten den Anlegern in Prospekten versprochen, dass deren Geld u.a. in genau bezeichnete Solaranlagenstandorte investiert werde. Dafür sollten sie eine Rendite von bis zu 13 Prozent bekommen.

Kontroverse um Existenznachweise für Solar-Anlagen
Unter anderem sei versprochen worden, eine Solarstromanlage auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in San Gavino Monreale (Sardinien) zu bauen. Vorort-Recherchen des MDR-Magazins „Umschau“ hätten ergeben, dass dort keine Solarstromanlage entstanden und auch nicht geplant ist.
Umschau zitiert eine Stellungnahme des Anwalts von Reiner H. und Andreas B.: „Alle Module von Solaranlagen, in die Investoren unmittelbar investiert haben, wurden gebaut.“
Ein Existenznachweis für die verkauften Anlagen sei vom Anwalt bislang nicht erbracht worden. Zudem hätten die Recherchen des MDR-Magazins ergeben, dass einige der Fotos von Referenzobjekten in den Werbeprospekten entweder gefälscht wurden oder Objekte zeigen, die nicht den Firmen von Reiner H. und Andreas B. gehören.
Nach Bewertung von Elmar Ruf vom Bundesverband Deutscher Energieberater ist es unmöglich, das angebotene Geschäft mit Solaranlagen z.B. in Italien unter den aktuellen Bedingungen wirtschaftlich zu führen und schon gar nicht, die versprochene Rendite von bis zu 13 Prozent zu erzielen.

Schaden lässt sich laut MDR derzeit nicht genau beziffern
Es liege der Verdacht nahe, dass es sich bei den Finanzgeschäften mit Solaranlagen um ein Schneeballsystem handle, so der MDR. Wie viele Anleger ihr Geld den Firmen von Reiner H. und Andreas B. anvertraut haben und wie groß der Schaden ist, lasse sich derzeit nicht genau beziffern.
Nach internen Angaben von „Solar 9580“, „Sunrise Energy GmbH“ und „Bio Block Kraft GmbH“, die dem MDR vorliegen, haben diese Firmen bis Ende 2013 fast 60 Millionen Euro von Anlegern eingesammelt.

Zahlreiche Strafanzeigen gestellt
Hinzu kommen die Geschäfte der Neckermann-Firmen. Wo das Geld der Anleger geblieben ist, sei unklar. Nach zahlreichen Strafanzeigen ermittle jetzt auch die Staatsanwaltschaft gegen Reiner H. und Andreas B. Ende Juli 2015 gab es das erste zivilrechtliche Urteil (Amtsgericht Schwäbisch Hall) gegen Reiner H., den Inhaber der Solar 9580, wegen ausstehender Zinszahlungen. Weitere Verfahren seien anhängig.
Sendetermin Umschau extra: Sonnige Versprechen – Dubiose Geschäfte mit Solaranlagen, Dienstag 20.10.2015, 20.15 Uhr im MDR FERNSEHEN

20.10.2015 | Quelle: MDR | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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