Phoenix Solar: „Wir sehen uns im Steigflug“

Das tiefe Tal hat Phoenix Solar hinter sich gebracht. Man sei „in einer aussichtsreichen Um- und Aufbruchsphase“, sagt Manfred Hochleitner, Finanzvorstand der Phoenix Solar AG (Sulzemoos), im Interview mit www.4investors.de. Noch allerdings muss der Konzern den Sprung in die schwarzen Zahlen schaffen.

Hochleitner spricht im Exklusivinterview über die weiteren Pläne des Solarenergie-Konzerns und über die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung. Außerdem gibt der CFO ein Statement zu den möglichen Auswirkungen der Präsidentschaftswahlen in den USA auf die Solarenergie-Branche ab.

www.4investors.de: Herr Hochleitner, der Kurs der Phoenix-Aktie ist zuletzt etwas unter Druck geraten. Lässt das auf Probleme im Geschäft schließen?

Hochleitner: Warum sich Anleger für Kauf oder Verkauf unserer Aktie entscheiden, können wir nicht beurteilen. Aber wenn Sie den Kursverlauf im Detail verfolgen, dann sehen Sie, dass Empfehlungen von Börsenblättern häufig Käufe in größerem Umfang auslösen, die dadurch erzielten Kursgewinne anschließend aber mit kleinen Volumina wieder verloren gehen. Die Phoenix Solar AG ist von der Kursentwicklung wie vom Geschäftlichen her derzeit in einer aussichtsreichen Um- und Aufbruchsphase. Die Turnaround-Situation, die in den vergangenen zwei, drei Jahren für Phantasie sorgte, haben wir beim Umsatz schon erfolgreich hinter uns gelassen – wir müssen aber nachweisen, dass wir auch wieder unter dem Strich Gewinne machen können, um verstärktes Interesse bei neuen Anlegern zu wecken.

www.4investors.de: Im ersten Halbjahr waren Sie ja auch auf der EBIT-Linie erneut negativ, wenn auch um einiges besser als in den ersten sechs Monaten 2015. Wann werden Sie denn wieder nachhaltig schwarze Zahlen zeigen?

Hochleitner: Für 2016 haben wir bekanntlich ein positives EBIT von zwischen 2 und gut 4 Millionen Euro prognostiziert – das wird eher noch nicht für einen Überschuss im Konzernergebnis ausreichen. Wenn Sie sich aber die Ertragslage in den ersten sechs Monaten anschauen, dann fällt zunächst einmal auf, dass wir bei den Rohertragsmargen deutlich zugelegt haben. Und das, obwohl wir durch verbesserte, konzernweite Rechnungslegungssysteme jetzt in der Lage sind, die operativ, im Projekt, entstehenden Personalkosten auf einheitlicher Grundlage schon im Rohergebnis zu erfassen. Rohertragsmargen von 8 bis 10 Prozent nach operativen Personalkosten sind eine gute Basis für höhere Erträge bis hin zum Konzernüberschuss.

www.4investors.de: Bedeutet das, dass Sie bei den übrigen Kostenblöcken keine Potenziale mehr sehen?

Hochleitner: Im Lauf der Restrukturierung haben wir in der Tat Personalaufwand und sonstige betriebliche Aufwendungen massiv nach unten gefahren. Da heißt es im Moment vor allen Dingen, die Ausgaben mit Augenmaß an die Wachstumsanforderungen anzupassen. Aber der Finanzaufwand stellt eine weitere Position dar, an der wir arbeiten. Gelegenheiten, wie jetzt den Verkauf unseres Kraftwerks Bâtisolaire an einen Investor, nutzen wir zur Schuldentilgung und damit zugleich zur Kostenreduzierung.

www.4investors.de: Was nicht das EBIT, wohl aber den Konzernüberschuss verbessert. Ein höherer Gewinn nach Steuern ist aber auch dringend nötig, wenn Sie von Ihrem negativen Konzerneigenkapital herunter wollen. Wie sieht da Ihre Strategie aus?

Hochleitner: Zunächst einmal: Der Konzern ist keine rechtliche Einheit! Ein negatives Konzerneigenkapital sieht zwar unschön aus, stellt aber kein Bestandsrisiko dar, solange das Eigenkapital der Muttergesellschaft stimmt. Und Sie haben im Halbjahresbericht gesehen, dass wir in der AG das Eigenkapital erneut signifikant stärken konnten. Hier liegt die Eigenkapitalquote wieder bei über 17 Prozent. Klar ist aber auch: Die Passivseite der Bilanz kann einen Finanzvorstand nicht kalt lassen.

www.4investors.de: Können Sie da etwas konkreter werden? Dürfen wir demnächst mit einer Kapitalerhöhung rechnen?

Hochleitner: Nun, diese Frage ist nicht ganz neu. Auf der Passivseite gibt es freilich diverse Posten. Wir arbeiten an einer ganzen Reihe von Aspekten und Optionen. Es sind keine dabei, die man übers Knie brechen könnte oder sollte. Und es gibt auch keinerlei Druck, jetzt übereilte Operationen vorzunehmen: Das Eigenkapital der AG können wir stützen, das des Konzerns werden wir tendenziell wieder ins Positive drehen. Eine Kapitalerhöhung könnte dann von Vorteil sein, wenn wir mit wachsendem Geschäftserfolg auch verstärktes Interesse neuer Anleger wecken.

www.4investors.de: Womit wir dann wieder bei den operativen Aussichten wären. Im ersten Halbjahr haben Sie um ein Drittel höhere Umsätze gezeigt als zum Juni 2015, aber es gibt noch einen ziemlichen Abstand bis zu Ihrer aktuellen Prognose für das Gesamtjahr. Was macht Sie denn zuversichtlich, dass Sie die Lücke bis zum Jahresende schließen können?

Hochleitner: Ähnlich wie bei einem Flugzeugstart wackelt es im Steigflug am meisten, manchmal sackt man auch ein Stück ab, aber trotzdem geht es konsequent weiter nach oben. Unsere Prognose basiert auf einer internen Planung, die wir intensiv und regelmäßig in detaillierten Management Reviews verfolgen. Wir berichten ja auch einige Kennzahlen, die den Fortschritt erkennen lassen. Der freie Auftragsbestand lag zum 30. Juni bei rund 180 Millionen Euro, unsere Projektpipeline bei deutlich über 200 MWp, und die hat sich in der Zwischenzeit weiter erhöht. Es ist einzuräumen, dass das Projektgeschäft, in dem wir tätig sind, Schwankungen unterliegt. Es kommt vor, dass auch ein rechtskräftiger Vertrag nicht zwingend zu Umsatz wird, weil Baufreigaben sich verzögern oder ausbleiben. Allerdings wissen wir mit diesen Risiken umzugehen und streben an, das Geschäftsvolumen auf ein Niveau zu heben, wo solche Einzelfälle sich nicht mehr bemerkbar machen. Wir sind in USA, Middle East, Asia/Pacific auf internationalen Wachstumsmärkten exzellent positioniert und haben beste Referenzen für termin- und budgetgerecht gebaute, leistungsfähige Photovoltaik-Kraftwerke zum Nutzen der Kunden.

www.4investors.de: Aber sind das denn nicht auch inzwischen eher riskante Märkte? Die Türkei und der Nahe Osten sind aktuell ein heikles Pflaster, ein Präsident Trump würde vielleicht eher wieder auf Öl setzen als auf erneuerbare Energien. Wie sehen Sie derartige politische Risiken?

Hochleitner: Ich will diese Themen nicht kleinreden. Wir haben in unserem Risikomanagement darauf bereits reagiert. Allerdings stellen wir auch fest: In der Türkei erfahren wir derzeit keine Beeinträchtigung: weder in unserer Planungs- und Bautätigkeit noch in der Geschäftsanbahnung. Im Gegenteil entwickelt sich unser Geschäft in der Region Middle East derzeit sehr dynamisch. Und wir haben mehrfach betont, dass die Photovoltaik in den USA inzwischen einen nennenswerten Wirtschaftsfaktor darstellt. Es wird von allen Branchenbeobachtern unterstrichen, dass Solar auch unter einer Regierung Trump eine wesentliche, positive Rolle in der Energiepolitik spielen wird, zumal ein guter Teil der Verantwortung nicht in Washington sondern bei den Einzelstaaten liegt. Die Wachstumsprognosen für die Photovoltaik sehen in allen unseren Regionalmärkten weiter sehr gut aus.

www.4investors.de: Gehen sie also davon aus, dass die USA unter Clinton oder auch Trump keinen Rückgang bei der neu installierten Leistung sehen wird?

Hochleitner: Ob es zu einem Rückgang käme oder vielleicht umgekehrt einer Steigerung, das hängt von sehr vielen Entwicklungen ab. Wir gehen fest davon aus, dass Photovoltaik in den USA tendenziell weiter eine wachsende Rolle im Strommix spielen wird.

www.4investors.de: Welche Entwicklungen sind aus ihrer Sicht nach der Präsidentenwahl in den USA im Handelsstreit mit China zu erwarten?

Hochleitner: Es wird sich zeigen, wie lange die wechselseitigen Handelshemmnisse überhaupt noch aufrechterhalten werden können. Trotz der Zölle und Mindestpreisfestsetzungen treten wir gerade in eine Phase weiterer Preissenkungen bei Modulen ein; die Spanne zwischen den Weltmarktpreisen und den staatlich vorgegebenen wächst. Das wird sich zwangsläufig angleichen, und eine weitere Konsolidierung auf dem Modulmarkt wird nicht ausbleiben.

www.4investors.de: Ziehen wir zum Abschluss ein Fazit: Wie würden Sie Ihren aktuellen Stand und Ihre Aussichten zusammenfassen?

Hochleitner: Auf der Hauptversammlung im Juni haben wir klar herausgestellt, dass wir 2016 nach Abschluss der langen, schwierigen Restrukturierung seit 2012 – zunächst einmal ein solides Fundament schaffen wollen für nachhaltiges, profitables Wachstum. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Unter anderem haben wir in den ersten sechs Monaten unsere internen Strukturen und Prozesse an die globale Ausrichtung des Konzerns angepasst und damit weiter an Professionalität und Effizienz gewonnen. Zum Beispiel macht sich die Einführung einer konzernweiten Supply-Chain-Organisation schon jetzt in den besseren Rohertragsmargen bemerkbar. Aber bei internen Verbesserungen werden wir nicht stehen bleiben. Wir prüfen – mit aller gebührenden Sorgfalt -Möglichkeiten, neue regionale Märkte zu erschließen. Und eine Ausdehnung unserer Wertschöpfungskette in Richtung Projektentwicklung kann uns weitere Wachstumschancen eröffnen. Wie gesagt: Wir sehen uns im Steigflug.

Quelle: Phoenix Solar AG

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