Solarthermie meets Fernwärme

Frank Heidrich vom Bundeswirtschaftsministerium auf dem ersten Status-Work-Shop „Solarthermie in der Fernwärme“: „Fernwärme und Solarthermie – hier kommt zusammen, was zusammen gehört.“ Foto: Solarthemen/Guido Bröer
Das Interesse von Stadtwerken an der Solarthermienutzung in Wärmenetzen wächst. Dies zeigte der erste Status­Work­Shop „Solarthermie in der Fernwärme“, zu dem das BMWI Ende September nach Dresden eingeladen hatte.

Die 200 Teilnehmer waren zu zwei Dritteln Mitarbeiter von Stadtwerken und anderen Fernwärmeversorgern. Werner Lutsch, Geschäftsführer des Fernwärmeverbandes AGFW bestätigt, dass das Interesse seiner Branche an der Solarwärme gewachsen sei: „Wir haben früher noch gewisse Berührungsängste gehabt, aber mittlerweile sind wir darüber hinweg.“
Das Interesse der Stadtwerke wächst aber auch deshalb, weil seit gut einem Jahr erste Solaranlagen in bestehende deutsche Fernwärmenetze einspeisen, die auf Wirtschaftlichkeit getrimmt sind. Allen voran die vor Jahresfrist eingeweihte deutschlandweit größte Solarthermieanlage der Stadtwerke Senftenberg. Das 8.300 Quadratmeter große Kollektorfeld mit einer Leistung von bis zu 5 Megawatt hat im ersten Betriebsjahr mehr als 4 Gigawattstunden an das Fernwärmenetz abgegeben – mehr als vorausberechnet.
Senftenbergs Stadtwerke-Geschäftsführer Detlef Moschke freut dabei, dass die vom Hersteller Ritter XL gelieferte Röhrenkollektoranlage zumeist auf einem Temperaturniveau von 90 Grad und mehr direkt in den Vorlauf einspeist.
Die Wirtschaftlichkeit der ebenfalls seit einem Jahr betriebene Solaranlage am Chemnitzer Heizkraftwerk mit 2.136 Quadratmetern Flachkollektoren profitiert hingegen von den relativ niedrigen Vorlauftemperaturen, mit denen ein Subnetz den Stadtteil Brühl versorgt. Bei 70 Grad können die Flachkollektoren – die hier vom österreichischen Hersteller Green­Onetech stammen – wesentlich effizienter arbeiten als in üblichen Hochtemperaturnetzen. Obwohl auch die Flachkollektoren hier ohne Glycol als Frostschutzmittel betrieben werden, hat die Chemnitzer Anlage laut ihrem technischen Mentor, Thorsten Urbaneck von der TU Chemnitz, den ersten Winter problemlos überstanden. Jedoch wurden vorsichtshalber 6 Prozent ihres solaren Jahresertrages für ihre Beheizung bei Minusgraden eingesetzt, während die Senftenberger Vakuumröhrenkollektoren nach Angaben des Herstellers lediglich 0,1 Prozent ihrer Jahres-Wärmeerzeugung für den Frostschutz aus dem Fernwärmenetz bezogen haben.
Der nächste Quantensprung für die solare Fernwärmeversorgung in Deutschland kündigt sich in der Stadt Hennigsdorf an. Die dortigen Stadtwerke wollen die Fernwärme kurzfristig klimaneutral machen. Neben einem Biomasse-Heizwerk und bislang ungenutzter Abwärme aus dem örtlichen Elektrostahlwerk ist auch die Solarthermie ein Baustein. Eine zentrale Rolle soll ein Wärmespeicher mit 22.000 Kubikmeter Wasser spielen. Einerseits puffert er plötzliche Schwankungen von bis zu 50 MW aus der Abwärme des Stahlwerkes. Zugleich soll er aber auch Power-to-Heat-Windstrom aufnehmen und große Mengen Solarwärme. In Hennigsdorf sind 20.000 Quadratmeter Solarkollektoren geplant, die überwiegend auf einer ehemaligen Schlackehalde des Stahlwerkes stehen sollen.

3.10.2017 | Quelle: Solarthemen | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen