Detlef Neuhaus von Solarwatt im Interview

Detlef NeuhausFoto: Solarwatt
Detlef Neuhaus, Geschäftsführer von Solarwatt
Detlef Neuhaus von Solarwatt erklärt, wie er die Situation des Photovoltaik-Marktes in Deutschland sowie die politischen Initiativen bewertet. Die Dresdener Solarwatt ist eines der Unternehmen, das in Deutschland Solarmodule produziert. Im Jahr 2012 überstand es die Insolvenz in Eigenverwaltung und stellte sich neu auf. Geschäftsführer Detlef Neuhaus richtete Solarwatt gemeinsam mit seinem Team konsequent auf die Entwicklung von Solarsystemen aus.

Solarserver: Wie stellt sich derzeit die Situation für Ihr Unternehmen dar? Gibt es Zuwachs oder Schwund?

Detlef Neuhaus von Solarwatt: Unsere Produktion läuft momentan auf Hochtouren und das schon eine ganze Weile. Wenn es so weitergeht, werden wir dieses Jahr gegenüber dem Vorjahr wieder zweistellig wachsen. Auch personell haben wir weiter aufgerüstet, wir stehen momentan bei 380 Mitarbeitern – 20 mehr als Ende 2018.

Welche Gründe sehen Sie dafür?

Dieses Jahr gab es in Deutschland und weltweit mit dem Klimawandel ja quasi nur ein zentrales Thema. Das hat sich auch positiv auf unsere Verkaufszahlen ausgewirkt – gar keine Frage. Wir merken aber auch, dass wir mit unserer Strategie, alle Komponenten eines Photovoltaik-Systems aus einer Hand und „Made in Germany“ anzubieten, auf das richtige Pferd setzen. Die Nachfrage gerade von Häuslebauern und kleinen Gewerbebetrieben steigt immer weiter an, denn der Betrieb einer PV-Anlage ist für sie heute absolut lukrativ. Ein immer größerer Teil der Bevölkerung möchte außerdem selbst etwas zum Klimaschutz beitragen und sich von den großen Stromkonzernen unabhängig machen.

Gibt es Märkte, die sich – positiv oder negativ – hervortun?

Wie bereits erwähnt, wächst die Nachfrage bei privaten PV-Anlagen mit einer Leistung bis 10 Kilowatt aktuell sehr stark. Bei größeren Anlagen gibt es immer noch den Hemmschuh, dass Anlagenbetreiber einen Teil der EEG-Umlage auf ihren Verbrauch zahlen müssen. Das hält viele potenzielle Nutzer einfach noch von der Installation einer Anlage ab, weil sich der Betrieb dann nicht oder weniger schnell rechnet. Die Bundesregierung muss diese Regelung endlich kippen, dann würde auch der Markt bei größeren Anlagen wieder deutlich an Fahrt aufnehmen.

Was wäre aus Ihrer Sicht jetzt erforderlich, um den PV-Markt zu beflügeln?

Die Bundesregierung muss sinnvolle Rahmenbedingungen schaffen – das sage ich jetzt schon seit vielen Jahren. Es sieht jedoch nicht danach aus, dass wir in Deutschland in puncto Energiewende endlich die Bremse vom Fuß nehmen. Der unsägliche PV-Ausbaudeckel scheint ja zu verschwinden, aber es gibt nach wie vor viele Baustellen.

Wo sehen Sie vor allem Handlungsbedarf?

Beispielsweise muss das Mieterstrommodell schnellstmöglich überarbeitet werden. Wir haben gerade bei größeren Wohneinheiten ein riesengroßes Potenzial, dass dank dieses Bürokratie-Monstrums nicht gehoben wird. Zudem sollte die Anmeldung wie die Registrierung der PV-Anlage über ein zentrales System erfolgen, um die Prozesse transparenter und schneller zu gestalten. Und um nicht diejenigen zu bestrafen, die die Energiewende vorantreiben wollen, muss so schnell wie möglich die Eigenverbrauchsbesteuerung ersatzlos gestrichen und PV-Anlagen im Privatbereich steuerlich freigestellt werden. Wichtig ist darüber hinaus, dass Energie-, Verkehrs- und Wärmewende insgesamt sinnvoll miteinander verwoben werden. Für Elektrofahrzeuge muss es das Ziel sein, diese bevorzugt mit sauberem Strom, beispielsweise aus einer Photovoltaik-Anlage, aufzuladen. Nur dann sind Elektrofahrzeuge wirklich umweltfreundlich unterwegs und der Ladevorgang belastet das Stromnetz nicht. Mit diesen Maßnahmen wären wir sehr schnell einen großen Schritt weiter und könnten riesige Mengen CO2 sparen.

31.10.2019 | Interview: Andreas Witt | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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