Solarstrom vom Stausee

Photovoltaik an der Staumauer des MuttseesFoto/Grafik: Fotowerder, Axpo
Diese Animation soll bald Realität werden: PV-Module an der Staumauer des Muttsees.
Im Hochgebirge der Schweizer Alpen soll an einem Stausee ein großes Solarkraftwerk entstehen, das im Winter ebenso viel Solarstrom liefert wie im Sommer.

Der schweizerische Energieversorger Axpo plant ein außergewöhnliches Solarstrom-kraftwerk an einem Stausee auf knapp 2500 Metern Höhe. Das EVU mit Sitz in der Stadt Baden bei Zürich, hat dem Projekt den internen Arbeitstitel „Alpine Solar-Großanlage“ gegeben. Die Bauarbeiten an der Staumauer sollen bald beginnen; noch fehlt allerdings die Baugenehmigung. Die Zeit wird ein bisschen knapp, denn aus meteorologischen Gründen sind die Bauarbeiten nur zwischen Juni und September möglich.

Bei dem Vorhaben will Axpo an der Staumauer von Europas höchstgelegenem Pumpspeicherwerk Limmern in den Glarner Alpen 6000 Solarmodule installieren. Deren Leistung liegt zusammen bei etwa 2 Megawatt. Christoph Sutter, bei Axpo für alle Aktivitäten bei den erneuerbaren Energien verantwortlich, spricht von „Neuland, das wir betreten, aber das durchaus Potenzial hat, als Blaupause für ähnliche Projekte zu dienen.“ Technisch sei die Montage der Module auf 10.000 Quadratmetern auf der Südseite der Staumauer „zwar eine Herausforderung, aber auf jeden Fall machbar“. Nach Abschluss der Montagearbeiten am Stausee rechnen die Axpo-Experten mit einer jährlichen Erzeugung von rund 2,7 Gigawattstunden Solarstrom.

50 % des Solarstroms im Winter

Bei der Axpo stehen nicht allein die reinen Kilowattstunden im Fokus. „Nach allen vorliegenden Berechnungen wird die Hälfte der Jahresproduktion dank der immensen Höhe, des wegen der niedrigen Temperaturen besseren Modulwirkungsgrades sowie der durch den Schnee bedingten Lichtreflexionen im Winter anfallen“, verweist Sutter auf einen interessanten Aspekt. „Das ist deshalb von Bedeutung, da die Schweiz während der Wintermonate mehr Strom verbraucht als sie selbst erzeugt.“

Der Betrieb mehrerer Solarkraftwerke in den Alpen könne deshalb helfen, dieses Ungleichgewicht etwas zu korrigieren. Gestärkt sieht sich Axpo im Engagement für das alpine Solarkraftwerk durch ein Gutachten der Ecole Polytechnique Federale de Lausanne. In der Untersuchung heißt es: „Da in den Gebirgen die zeitlichen Produktionsmuster der typischen Nachfrage besser entsprechen als die Produktion in städtischen Gebieten.“ Die Solarkraftwerke in den Bergen benötigen deutlich weniger Fläche, so die Forscher weiter. „In Kombination mit steileren Neigungswinkeln der Module können bis zu 50 Prozent der in den Wintermonaten fehlenden Elektrizitätsproduktion beigesteuert werden.“

PPA als Perspektive

Für das 5,5 Millionen Euro teure Solarkraftwerk hofft die Axpo auf einen Zuschuss von 600.000 Euro vom Schweizer Bundesamt für Energie. „Da dieses Projekt bislang wirklich einzigartig und richtungsweisend ist, hoffen wir auch Abnehmer zu finden, die uns einen Teil der erzeugten Solarstrommenge mit einem Power Purchase Agreement (PPA) abnehmen und so zur Finanzierung beitragen“, sagt Sutter.

26.3.2020 | Ralf Köpke/gb, Solarthemen | solarserver.de
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