Ausbau der Offshore-Windenergie 2020: Kein Zubau im zweiten Halbjahr

Zu sehen sind schwimmende Windenergieanlagen. Weder solche Neuentwicklungen noch gegründete Anlagen haben im zweiten Halbjahr 2020 zum Ausbau der Offshore-Windenergie beigetragen.Foto: Jan Oelker / EnBW / aerodyn
Die deutsche Offshore-Windbranche befindet sich in schwerer See.
Ende 2020 waren insgesamt 1.501 Anlagen mit einer Leistung von 7.770 MW am Netz. Um den weiteren Ausbau voranzubringen, stellt die deutsche Offshore-Wind-Branche Forderungen an die Politik.

Die deutsche Offshore-Windbranche hat die Zahlen für den Ausbau der Offshore-Windenergie 2020 vorgestellt. Demnach gingen im vergangenen Jahr 32 Anlagen mit einer Leistung von 219 MW erstmalig ans Netz. Insgesamt speisen damit in der deutschen Nord- und Ostsee 1.501 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 7.770 MW Strom ein. Aufgrund nach Meinung der deutschen der Offshore-Windbranche falsch gesetzter politischer Rahmenbedingungen konnten im 2. Halbjahr 2020 keine neuen Anlagen gebaut werden.

„Während sich die langfristigen Rahmenbedingungen für die Offshore-Windindustrie im vergangenen Jahr mit dem ‚Green Deal‘ der EU und den neuen Langfristzielen der Bundesregierung bis 2040 verbessert haben, bleibt die kurzfristige Situation der Branche mit dem sehr schwachen Heimatmarkt herausfordernd“, kommentieren die Branchenorganisationen BWE, BWO, VDMA Power Systems, WAB und die Stiftung Offshore-Windenergie die heute von der Deutschen WindGuard veröffentlichten Ausbauzahlen für die Offshore-Windenergie 2020.

Umgehend Bauaktivitäten ermöglichen, Zubau entzerren und Wertschöpfungskette stärken

Zahlreiche Unternehmen der Offshore-Windindustrie sind nicht nur mit den Herausforderungen der Internationalisierung und der Corona-Krise konfrontiert, sondern auch mit dem Ausblick, dass in deutschen Gewässern im kommenden Jahr keine einzige Offshore-Windkraftanlage installiert werden soll – nachdem der Ausbau bereits 2020 nur 15 Prozent des Niveaus von 2017 entsprach.

Die gravierenden Folgen des fehlenden Ausbaus der Windenergie in Nord- und Ostsee, wie Unternehmensschließungen, Beschäftigungsverluste und Abwanderungen aus dem deutschen Markt, vor denen die Branche in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewarnt hatte, müssen schnellstmöglich überwunden werden. Es ist sinnvoll, jetzt einen Investitionsschub auszulösen. Das sichert die deutsche Offshore-Wind-Wertschöpfungskette. Dafür ist es erforderlich, die durch die Branche vorgeschlagene Küstenmeerregelung schnell umzusetzen und die „Ausbauspitze“ in den Jahren 2029 und 2030 nach vorne zu entzerren. Notwendig ist ein kurzfristiger Impuls für den kosteneffizienten Zubau. Das Modernisierungs- und Investitionsprogramm Energiewende bringt nicht nur den Klimaschutz voran, es macht Deutschland unabhängiger von Energieimporten, kann Jobmotor sein und bietet innovativen kleinen und mittelständischen Unternehmen hierzulande und auf den weltweiten Exportmärkten große wirtschaftliche Chancen.

Offshore-Ausbauziele räumlich sichern

Sich abzeichnende Nutzungskonflikte mit Schifffahrt, Marine und Naturschutz muss man pragmatisch lösen, damit kein Hebel entsteht, der das Erreichen der definierten Ziele durch die Hintertür verhindern kann. Um Nutzungskonflikte ein Stück weit zu entschärfen, entwickelte die EU-Kommission den Ko-Nutzungsansatz. Der knappe Meeresraum soll demnach – wenn möglich – für mehreren Akteuren gleichzeitig nutzbar sein. Diese Idee sollte die Politik weiterentwickeln und auch in Deutschland vermehrt zur Anwendung bringen. Es ist richtig, dass der Zubau von Windenergieanlagen auf See bestehende Nutzungsformen berücksichtigen und auch naturverträglich erfolgen muss. Richtig ist aber auch, dass wir eine Verschiebung oder Verknappung der Lebensräume vieler Arten langfristig nur dann verhindern können, wenn wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens erfüllen.

Marktrahmen für Windenergie auf See und „grünen“ Wasserstoff weiterentwickeln

Die Politik muss die nächste Legislaturperiode dringend nutzen, um eine grundlegende Reform des Strommarktdesigns und der Refinanzierung von Offshore-Windprojekten auf den Weg zu bringen. Das aktuelle Marktdesign ist für die Finanzierung von konventionellen Erzeugungsanlagen mit Brennstoffkosten ausgelegt. Daher setzt sich die Branche weiterhin für die Weiterentwicklung des Marktdesigns ein, mit dem Ziel, Verbraucher und Wirtschaft zu entlasten und einen attraktiven Investitionsrahmen für nationale und internationale Investoren aller Akteursgruppen zu schaffen. In diesem Zusammenhang ist auch die Einführung von Differenzverträgen zu prüfen.

Da eine direkte Elektrifizierung nicht in allen Bereichen der Wirtschaft möglich ist, sind synthetische Energieträger auf Basis erneuerbarer Energien ein unverzichtbares Element zur vollständigen Dekarbonisierung. Die Branchenorganisationen begrüßen ausdrücklich die Nationale Wasserstoffstrategie. „Grüner“ Wasserstoff braucht eine marktwirtschaftliche Grundlage. Die CO2-Bepreisung in den Sektoren Verkehr und Wärme bei gleichzeitiger Reduktion oder Umschichtung der EEG-Umlage sowie finanzieller Belastungen durch weitere Umlagen und Steuern sind Schritte in die richtige Richtung.

Für eine bessere Planbarkeit von Wasserstoffprojekten benötigt die Branche darüber hinaus ein konkretes und verbindliches Mengenziel zur Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff aus Offshore-Windenergie sowie verlässliche Vergabemechanismen. Nicht zuletzt sind die bislang für die Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff auf See vorgesehenen und nicht angebundenen Flächen nicht ausreichend. Die Politik muss sie nach Ansicht der Offshore-Branche schnellstmöglich erweitern.

Das Factsheet der Deutschen WindGuard zum Ausbau der Offshore-Windenergie 2020 ist unter dem nebenstehenden Link einsehbar.

21.1.2021 | Quelle: BWE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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