Solarthermie für Friesach: Bürger kaufen Kollektoren

Luftbild mit Simulation der PhotovoltaikanlageFoto/Grafik: KELAG Kärtner Elektrizitäts AG
So sollen 5750 Quadratmeter Kollektorfläche bald aus der Luft aussehen.
Die Fernwärme von Friesach in Kärnten soll die größte Solarthermie-Anlage Österreichs bekommen. Bemerkenswert ist dabei auch ein neuartiges Modell der Bürgerbeteiligung.

In der Stadtgemeinde Friesach mit etwa 5000 Einwohnern betreibt die Kelag Energie & Wärme GmbH ein Biomasseheizwerk. Sie liefert über ihr mehr als 10 Kilometer langes Fernwärmenetz rund 15 Millionen Kilowattstunden Wärme an ihre Kunden. Ab dem Sommer 2021 sollen etwa 15 Prozent dieser Fernwärme für Friesach aus einer Solarthermie-Großanlage mit 5750 Quadratmetern Kollektorfläche stammen. Für Österreich ist das Rekord. Friesach toppt damit knapp die bestehenden Fernwärmesolaranlagen in Graz und Mürzzuschlag, die ebenfalls oberhalb von 5000 Quadratmetern liegen.

Solarthermie-Contracting

Die Anlage baut und betreibt das Crowd-Funding-Unternehmen „Unser Kraftwerk“ aus Klagenfurth als Contractor der Kelag. Der Geschäftsführer der Unser Kraftwerk UK-Naturstrom GmbH, Gerhard Rabensteiner, ist in der Solarthermie-Szene kein Unbekannter, wenngleich er sich seit vielen Jahren mit den Firmen Kioto und KPV-Solar GmbH überwiegend im PV-Bereich bewegt. Von 2001 bis 2006 war er nämlich an der Seite von Robert Kanduth verantwortlich beim größten Kollektorhersteller Europas Greenonetec.

Von Greenonetec kommen nun auch die 436 Großkollektoren für die Solarthermie-Fernwärme in Friesach. Verbaut werden Kollektoren der von der Kärntener Kollektorschmiede selbst entwickelten Baureihe GK3003, also nicht das von den Österreichern im vorigen Jahr im Zuge der der Arcon-Liquidation übernommene dänische Kollektormodell.

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Und diese 436 Kollektoren können Kleininvestoren nun bei „Unser Kraftwerk“ im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsmodells erwerben. Rabensteiner will damit eine Finanzierungsmethode aus dem PV-Bereich auf die Solarthermie übertragen, die unter dem englischen Begriff Sale and Lease Back bekannt ist. Er verspricht analog zum PV-Bereich auch den Solarthermie-Investoren eine Rendite von 3 Prozent. Diese kaufen einen Teil der 2 Millionen Euro teuren Anlage – symbolisch einen oder mehrere Kollektoren – die sich tatsächlich in ihrem Eigentum befinden. Sie erhalten dafür eine jährliche Pacht vom Contractor, welcher sich seinerseits aus dem von der Kelag gezahlten Wärmepreis refinanziert.

Wie im PV-Bereich wird es auch bei der Solarthermie keine feste Laufzeit des Vertrages geben. Wenn jemand seine Kollektoren verkaufen möchte, so kann er diese ausschließlich an „Unser Kraftwerk“ zurückgeben. Er erhält dafür seinen Einstandspreis zurück. Sofern der Vertrag innerhalb der ersten fünf Jahre gekündigt wird, erhebt die Betreiberfirma dafür allerdings eine Verwaltungspauschale.

Pufferspeicher optimiert auch die Biomassekessel

Südlich von Friesach errichtet „Unser Kraftwerk“ neben der 4 Megawatt starken Solarthermie-Anlage auch einen 1000 Kubikmeter großen Pufferspeicher. Eine 1100 Meter lange Leitung verbindet den Wärmespeicher mit der Solaranlage. Der Energieversorger, der in Österreich über 80 Fernwärmenetze betreibt, wolle diesen nutzen, um den Betrieb seiner Biomassekessel zu optimieren. Das erläutert Kelag-Pressesprecher Josef Stocker gegenüber den Solarthemen. Wenn es planmäßig laufe, solle die Solarthermieanlage in den Sommermonaten die Fernwärmeversorgung des mittelalterlichen Stadtkerns von Friesach sowie des Krankenhauses als größtem Verbraucher weitgehend übernehmen. Der kleinere der beiden Biomassekessel soll dann allenfalls noch sporadisch zum Einsatz kommen. Den Wärmeliefervertrag dafür haben Kelag und Unser Kraftwerk auf 25 Jahre geschlossen.

Auch Greenonetec-Chef Robert Kanduth, der kürzlich 100 Prozent der Anteile an seinem Unternehmen zurückerworben hat, freut sich über das Referenzprojekt in Kärnten: „Nun müssen wir mit Interessierten nicht mehr nach Dänemark reisen, um ihnen zu zeigen, wie Solarthermie im großen Stil funktioniert.“ Nach fünfjähriger Projektlaufzeit soll die Kollektoranlage bis zum Sommer bwetriebsbereit sein.

10.2.2021 | Autor: Guido Bröer
© Solarthemen Media GmbH

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