Energie-Kommune Magdeburg: Der Weg zur Klimaneutralität

Luftbild einer Freiflächen-Photovoltaikanlage in der Energie-Kommune MagdeburgFoto: Helionat eG
Freiflächen-Photovoltaikanlage der Magdeburger Energiegenossenschaft Helionat
Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat Magdeburg als Energie-Kommune des Monats ausgewählt.

Die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts will bis 2050 bis zu 95 Prozent der eigenen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 einsparen. Dafür hat die „Energie-Kommune“ Magdeburg 2017 ein Masterplankonzept verabschiedet.

Eine wichtige Rolle spielen dabei Energie-Genossenschaften, die in Magdeburg und im gesamten Bundesland Erneuerbare-Energien-Projekte umsetzen. „Die Energiewende kann nur gemeinsam mit den Bürger*innen und nicht über deren Köpfe hinweg gelingen“, sagt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). „Besonders Energiegenossenschaften schaffen es immer wieder, durch planerischen und finanziellen Einbezug der Anwohnerschaft, die Akzeptanz für lokale Projekte entscheidend zu steigern.“

Magdeburg spart Energie

In den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr hat die Energie-Kommune Magdeburg unter anderem Strategien entwickelt, die den Endenergieverbrauch der Stadt bis zur Mitte des Jahrhunderts halbieren sollen. Zwischen 1990 und 2014 hat sich der Endenergieverbrauch kommunaler Gebäude sowie der Magdeburger Privathaushalte bereits um respektive 53 Prozent und 64 Prozent verringert.

Laut Masterplan sollen mithilfe der darin beschriebenen Maßnahmen zwischen 2015 und 2050 weitere 33 Prozent Einsparung bei Privathaushalten im gesamten Stadtgebiet hinzukommen. Und den Anteil der in der Landeshauptstadt produzierten Erneuerbaren Energien will die Kommune von 5 Prozent auf knapp 25 Prozent verfünffachen.

Über ein Biomasseheizkraftwerk im Ortsteil Rothensee versorgt die Stadt bereits lokale Unternehmen mit erneuerbarer Wärme. Am gleichen Standort ist bereits seit 2010 ein Windpark entstanden, der heute eine Gesamtleistung von 15 Megawatt bereitstellt. So konnte sich die Stadtverwaltung im Jahr 2020 bereits mit 60 Prozent Ökostrom beliefern lassen. Gemeinsam mit einem Windparkbetreiber bieten die Stadtwerke Magdeburg für Bürger*innen außerdem einen Tarif mit bis zu 100 Prozent Ökostromanteil aus Windenergie an.

Energiegenossenschaft bindet Bürger:innen ein

Die Energiewende findet in Magdeburg jedoch nicht nur auf kommunaler Ebene statt. Engagierte Bürger:innen haben 2009 eine Energiegenossenschaft gegründet, die von Magdeburg aus im gesamten Bundesland zahlreiche Photovoltaik-Dachanlagen und eine PV-Freiflächenanlage in Magdeburg installiert hat. In ganz Sachsen-Anhalt produziert die Genossenschaft schon jährlich 1,3 Millionen Kilowattstunden erneuerbaren Strom. Im Unterschied zu herkömmlichen Projektierern können sich Anwohner:innen prioritär am Projekt finanziell beteiligen. Darüber hinaus profitiert das Gemeinwesen über kommunale Pachteinnahmen, die Gewerbesteuer und preiswerte Stromtarife.

Durch diese umfassende Beteiligung der lokalen Partner:innen erhalten die Projekte laut Laudatio der AEE vor Ort eine hohe Akzeptanz. In Magdeburg hat die Genossenschaft 2016 einen Solarpark errichtet, der jährlich bis zu 670 Tonnen CO2 einspart (Foto).

Aktuell plant die Genossenschaft ihr erstes Mieterstromprojekt mit integriertem Stromspeicher und einer Wärmepumpe. Außerdem will sie den ersten genossenschaftlichen Windpark in Sachsen-Anhalt realisieren. Dieser soll noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden.

Energieautarkes Wohnen bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft

Die zweite Säule des Masterplankonzeptes ist die Reduzierung des städtischen Endenergieverbrauches. Zentral koordiniert der „Eigenbetrieb Kommunales Gebäudemanagement“ beispielsweise die Vorgaben des Förderprogramms STARK III. Dieses finanziert mithilfe von EU-Fördergeldern energetische Sanierungsmaßnahmen von Schulen und Kindertageseinrichtungen. Die Mindestvoraussetzungen für eine Förderung in Magdeburg unterschreiten die bundesdeutschen Richtwerte des GEG bereits um 25 Prozent. Dank der strengen Kontrolle des Eigenbetriebs unterschreiten die meisten Gebäuden in Magdeburg diese Mindestwerte sogar. So konnte Magdeburg den Wärmeverbrauch kommunaler Gebäude zwischen 2005 und 2019 bereits um 60 Millionen Kilowattstunden (kWh) senken.

Der Trend zur Verbrauchsminimierung betrifft aber nicht nur Altbauten. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft setzt deshalb auch im Neubau auf möglichst energieeffiziente Bauweisen. Bis Ende 2022 soll am Marderweg im Süden der Stadt ein Pilotprojekt entstehen: Die städtische Wohnungsbaugesellschaft will mit dem Neubau von acht energieautarken, familienfreundlichen Reihenhäusern neue Maßstäbe in Sachen Klimaschutz und Wohnkomfort für Magdeburg setzten.

100 Prozent CO2-freie Gebäude

Auf Basis von Ökostrom und solarer Eigenproduktion sollen die Gebäude im Betrieb zu 100 Prozent CO2-frei sein. Mittels ihrer PV-Dachanlagen sollen die Reihenhäuser Leistungsspitzen zwischen 14 und 17 Kilowatt peak (kWp) erreichen. Überschüsse sollen somit direkt in gebäudeeigenen Speicher mit einer Nutzkapazität von 20 kWh fließen. Dadurch steht auch an sonnenarmen Tagen Strom und Heizwärme lokal bereit.

Ein ausführliches Portrait der „Energie-Kommune“ des Monats Magdeburg findet sich auf den Internetseiten der AEE.

30.5.2021 | Quelle: Agentur für erneuerbare Energien | Solarserver
© Solarthemen Media GmbH

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