Margen für Photovoltaik und Wind profitieren von schärferen Klimazielen

Zu sehen ist eine symbolische Darstellung der Preise für Photovoltaik-Module im März 2021.Foto: Swellphotography - stock.adobe.com
Die verschärften Klimaschutzziele in Deutschland sorgen langfristig wegen steigender CO2-Preise für mehr Preispotenzial bei Photovoltaik und Onshore-Wind. Außerdem erwarten die Energieökonomen von Enervis eine Renaissance der Gaskraftwerke.

Die Margen für Photovoltaik und Wind dürften von den schärferen Klimaschutzzielen in Deutschland profitieren. Das erwarten die Energieökonomen der enervis energy advisors GmbH. Hintergrund ist der Preis für CO2-Zertifikate, der weiter steigen könnte. Enervis verweist dabei auf das Klimaschutzgesetz, das der Bundestag noch vor der Sommerpause abgesegnet hatte. Es sieht schärfere CO2-Minderungsziele für die verschiedenen Wirtschaftssektoren vor und das Vorziehen der Klimaneutralität auf das Jahr 2045.

Insbesondere die CO2-Minderungsziele 2030 für die Energiewirtschaft fallen nun spürbar höher aus. Der Energiesektor soll danach im Jahr 2030 nur noch 108 statt 175 Mio. t CO2 emittieren dürfen, die Industrie nunmehr 118 statt 140 Mio. t CO2. Die Verringerung des CO2-Budgets der Energiewirtschaft im Vergleich zur bisher vorgesehenen Emissionsmenge beträgt damit knapp 40 Prozent, die der Industrie etwa 16 Prozent. Die Verschärfung der Reduktionsziele für die anderen Sektoren fällt deutlich niedriger aus.

„CO2-Preise steigen auf 65 Euro bis 2030“

Der Energiewirtschaft im Allgemeinen und der Stromwirtschaft im Besonderen kommt demzufolge eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Klimaschutzziele zu. Es ist absehbar, dass unter diesen Rahmenbedingungen der beschlossene Kohleausstieg 2038 Makulatur ist. Zum Leidwesen der Betreiber von Kohlekraftwerken notiert auch der EU ETS CO2-Preis seit geraumer Zeit stabil über 50 €/t CO2. Das seien also insgesamt eher trübe Aussichten für Kohleverstromer. Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht und es gibt gleichzeitig natürlich Profiteure dieser Entwicklungen.

Die Energieökonomen der Enervis haben nun die langfristige Strompreis- und Strommarktentwicklung am deutschen Großhandelsmarkt prognostiziert und analysiert. Als Basis verwenden sie aktuellen Einschätzungen zur Strommarktentwicklung in Kombination mit unterschiedlichen Erwartungswerten zum Kohleausstieg sowie zur Entwicklung des EU ETS CO2-Preises.

„Unsere Strommarktmodellierungen zeigen, dass ein Kohleausstieg bereits bis 2030 in Verbindung mit EU ETS CO2-Preisen größer 65 €/t CO2 in 2030 nicht nur das Strompreisniveau am Großhandelsmarkt unter fundamentalen Gesichtspunkten steigen lässt. Eine direkte Konsequenz sind zudem spürbar abnehmende CO2-Emissionen der Stromerzeugung. Der Ausstoß von Kohlendioxid des Kraftwerksparks reduziert sich auf deutlich unter 100 Mio. t CO2 in 2030.“ So äußert sich Mirko Schlossarczyk, Partner und Strommarktexperte der enervis.

Stromnachfrage steigt

Gleichzeitig steigt allerdings die Stromnachfrage bis 2030 signifikant. Die voranschreitende Dekarbonisierung und Elektrifizierung des Wärme- und Verkehrssektors sowie der Industrie und der Markthochlauf von Wasserstoff resultiert in neuen Herausforderungen. Es folgt die Notwendigkeit eines zügigen Ausbaus der erneuerbaren Energien, der deutlich über die derzeitigen Ausbaupfade hinausgehen muss. Auch für Gaskraftwerke brechen neue Zeiten an. Ein Zubau neuer gasgefeuerter Erzeugungsanlagen rückt bereits deutlich vor 2030 ins Blickfeld.

Die skizzierten Annahmen führen schon in 2030 zu einem höheren Bedarf an Gaskraftwerken. „Die vielzitierte Brückentechnologie Gas könnte in diesem Umfeld eine Renaissance erleben“, so Mirko Schlossarczyk weiter.

15 bis 20 Prozent Plus bei PV und Wind

Erwartbar sind zudem höhere Marktwerte Wind Onshore und PV. Gründe dafür seien, dass sich ein höherer EU ETS CO2-Preis bei gleichzeitigem Kohleausstieg 2030 erhöhend auf den Strompreis auswirkt. Und damit in der Konsequenz auch positiv auf die Erlösoptionen der Erneuerbaren Energien. Im Klartext: die Preise und damit die Margen für Strom aus Photovoltaik und Wind steigen. Für 2030 und 2035 liessen sich durchaus Steigerungen des Marktwertes von 15 bis 20 Prozent gegenüber einem Vergleichsszenario mit Kohleausstieg 2038 und moderaterem CO2-Preisniveau ableiten.

Demzufolge spiele das CO2-Preisniveau eine wesentliche Rolle bei der Profitabilität und Bewertung der verschiedenen Erzeugungstechnologien.

28.6.2021 | Quelle: Enervis | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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