Fraunhofer ISE bringt E-LKW mit vollintegrierter Photovoltaik auf die Straße

Zu sehen ist der E-LKW des Fraunhofer ISE, der mit einer 3,5-kW-Photovoltaik-Anlage ausgestattet ist.Foto: Fraunhofer ISE
Die in den Kofferaufbau integrierten Solarmodule nutzen das gesamte Dach vollständig aus.
Ein vom Solarforschungsinstitut Fraunhofer ISE entwickelter E-LKW gewinnt 5 bis 10 Prozent seines Energiebedarfs von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Kofferaufbau. Jetzt hat das Fahrzeug die Zulassung für den Straßenverkehr erhalten.

Ab sofort fährt auf Deutschlands Straßen ein 18-Tonnen-E-LKW, ausgestattet mit 3,5-kW-Photovoltaik-Anlage. Das Nutzfahrzeug mit integriertem Hochvolt-Photovoltaik-System und Einspeisung in die 800-Volt-Traktionsbatterie ist nun für den Straßenverkehr zugelassen. Der direkt am Fahrzeug produzierte Solarstrom kann 5 bis 10 Prozent des LKW-Energiebedarfs decken. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat gemeinsam mit Industriepartnern und dem Fraunhofer- Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI im Projekt Lade-PV Solarmodule und Leistungselektronik für die Integration in Nutzfahrzeuge entwickelt. Die technische Abnahme des ersten damit ausgestatten LKWs sehen die Forscher:innen als Meilenstein hin zu klimafreundlicherem Straßengüterverkehr.

„Durch die erfolgreiche Inbetriebnahme unseres Hochvolt-Photovoltaik-Systems haben wir unser Ziel erreicht, die Machbarkeit von Fahrzeugintegrierter Photovoltaik für schwere E-Nutzfahrzeuge zu demonstrieren. Die in den LKW integrierten Komponenten funktionieren wie erwartet“, sagt Christoph Kutter, Projektverantwortlicher am Fraunhofer ISE. Die vom Fraunhofer ISE entwickelten, besonders leichten und robusten PV-Modul-Prototypen baute die Sunset Energietechnik GmbH. Die TBV Kühlfahrzeuge GmbH integrierte die Module dann in den Kofferaufbau eines Framo-Elektro-LKW, der als erstes Demonstrator-Fahrzeug dient.

Trennungsvorrichtung sorgt bei E-LKW für sicheres Photovoltaik-Strommanagement

Damit die Stromerträge hoch aber Material- und Verkabelungsaufwand niedrig sind, sind die Solarmodule im Dach in Serie verschaltet. Die dadurch entstehenden Spannungen von bis zu 400 Volt könnten bei einem Unfall ein Sicherheitsrisiko darstellen. Um dieses Risiko zu unterbinden, hat das Fraunhofer ISE eine Trennungsvorrichtung entwickelt. Sie sitzt in der Anschlussdose jedes PV-Moduls und ist in der Lage, die Stromverbindung im Falle eines Unfalls innerhalb von Millisekunden dezentral und ohne zusätzliche Kommunikationskanäle zu trennen. Im gesamten System liegen dann nur noch ungefährliche Kleinschutzspannungen vor.

Genau wie die PV-Module wurde auch die Leistungselektronik an die Anforderungen des Nutzfahrzeugs angepasst. Projektpartner M&P motion control and power electronics GmbH entwickelten einen Gleichstromsteller, der via CAN-Bus mit der Fahrzeugsteuerung kommuniziert und im Sicherheitskonzept des Fahrzeugs eingebunden ist. Der Photovoltaik-Strom vom Dach wird direkt in das Bordnetz des E-LKW eingespeist.

Prüfung unter Realbedingungen

Der E-LKW mit Photovoltaik-System ist für die Alexander Bürkle GmbH täglich im Freiburger Umland im Einsatz und wird nun für ein Jahr regelmäßig geprüft, um die Stromertragsprognose zu validieren und die Komponenten unter Realbedingungen zu überwachen. Des Weiteren begleitet die Fahrten des Demo-LKWs das Energieprognosemodell IVImon des Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI. Dieses prognostiziert abhängig vom Verbrauch im Fahrzeug und der Sonneneinstrahlung für verschiedene Routen die Reichweite, Ladezeiten und Stromerzeugung.

Fahrzeugintegrierte Photovoltaik erlebt in Wissenschaft und Industrie in den letzten Jahren verstärktes Interesse, auch in Bezug auf Schwerlast- und Nutzfahrzeuge. Vom 6. bis 8. Dezember 2021 findet online die erste internationale Konferenz statt, die sich dem Thema widmet.

25.10.2021 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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