Lemgo: Großwärmepumpe nutzt Abwasser für Fernwärme

Zu sehen ist das Klärwerk Lemgo, der Standort der Großwärmepumpe, sowie ein Blockheizkraftwerk und die im Bau befindliche große Solarthermie-Anlage.Foto: Michael Reimer / Stadtwerke Lemgo
Das Klärwerk Lemgo (hinten links), das Blockheizkraftwerk (vorne) und die im Bau befindliche Solarthermie-Anlage (hinten mittig).
Die Stadtwerke Lemgo haben eine Abwasser-Wärmepumpe in Betrieb genommen, die aus geklärtem Reinwasser der Kläranlage die Wärme gewinnt und sie als Fernwärme in das örtliche Netz einspeist. Eine weitere Großwärmepumpe und eine solarthermische Großanlage sind im Bau.

Im Projekt InSekt haben die Universität Duisburg-Essen (UDE), die Bergische Universität Wuppertal und Stadtwerke Lemgo gezeigt, wie man umweltfreundliche Wärme aus Abwasser gewinnt. Vor rund dreieinhalb Jahren ging InSekt an den Start. Nun zeigt sich: Die Wissenschaftler:innen waren erfolgreich. Rund 4.000 Tonnen CO2 weniger wurden in dieser Zeit durch das Projekt der Wärmeeinspeisung bisher freigegeben. Ab 2022 ist man in der Lage, jährlich etwa 3.200 Tonnen Kohlenstoffdioxid einzusparen. Möglich macht das die neue Großwärmepumpe der Stadtwerke Lemgo. Sie zieht aus geklärtem Reinwasser der Kläranlage die Wärme und speist sie als Fernwärme in das örtliche Netz ein. Die Wärmeerzeugung der Großwärmepumpe würde ausreichen, um den gesamten historischen Stadtkern in Lemgo mit grüner Wärme zu versorgen. Das sind etwa 17 bis 18 Mio. Kilowattstunden Wärme.

Das Besondere: Eine neue Betriebsstrategie macht die Großwärmepumpe deutlich leistungsstärker und energieeffizienter. So genannte Softwareagenten steuern und regeln die Anlagen automatisch – je nachdem, welcher Betriebsmodus für die aktuellen Bedingungen am effizientesten ist. Diese eigenständig arbeitenden Computerprogramme kennt man etwa aus der industriellen Fertigung; sie in Wärmeversorgungsystemen zu installieren, war hingegen neu.

Die Energietechniker der UDE, die das Projekt leiten, sorgen dafür, dass Messwerte und Faktoren – etwa Netztemperaturen – korrekt berücksichtigt werden und die Anlagen stabil Wärme liefern. Die Wirtschaftsinformatiker der UDE entwickeln die Software weiter und integrieren beispielsweise Netzdaten der Stadtwerke oder aktuelle Wettervorhersagen in das Programm. Die Expert:innen elektrische Energieversorgungstechnik der Wuppertaler Universität bringen ihr Wissen zu den Stromnetzen ein.

Weitere Großwärmepumpe und Solarheizwerk im Bau

Und es wird sich noch mehr ändern: Neben bereits abgeschlossenen Baumaßnahmen zur Netzverstärkung, werden die Stadtwerke Lemgo eine weitere Großwärmepumpe für die Fernwärme in Betrieb nehmen, die als Wärmequelle das Wasser des Flusses Bega nutzt. Auch die drittgrößte Solarthermie-Anlage Deutschlands wird im Umfeld der Kläranlage und der Abwasser-Wärmepumpe errichtet. Die gewonnenen Betriebserkenntnisse aus dem Projekt InSekt haben die Entscheidung für dieses Vorhaben unterstützt. Der Bau der Anlage lässt sich aktuell in einem Bau-Blog des Fernwärmeverbandes AGFW verfolgen. Die Blog realisiert der AGFW in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Lemgo im Zuge des Projektes SolnetPlus realisiert

InSekt (Intelligente Sektorenkopplung zur Reduktion von CO2-Emissionen in Energieversorgungssystemen) gehört zu den Gewinnern im Klimaschutzwettbewerb EnergieSektorenkopplung.NRW. Das Projekt erhielt knapp 700.000 Euro – etwa die Hälfte ging an die UDE.

Auch Baden-Württemberg fördert die Wärmegewinnung aus Abwasser. In Österreich befindet sich ebenfalls ein Pilotprojekt mit einer Abwasser-Wärmepumpe in der Umsetzung.

22.12.2021 | Quelle: Universität Duisburg-Essen | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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