Studie: Import synthetischer Kraftstoffe wird teuer

Photovoltaik-Modulreihen auf WüstensandFoto: Oliver Ristau
Die Photovoltaik könnte wie hier im tunesischen Tozeur künftig den Strom für grünen Wasserstoff liefern - zum Export in die EU.
Der Import von solar erzeugtem Wasserstoff aus Regionen wie Nordafrika könnte teuer werden, zeigt eine neue Studie. Die Wirtschaftlichkeit hänge an Kapital- und Transportkosten.

Der künftige Import synthetischer Kraftstoffe könnte teuer werden. Das zeigt eine Studie unter Beteiligung des Fraunhofer IEG. Sie bewertet das Potenzial von Energieimporten aus benachbarten Sonnenstaaten im Fachjournal Computers & Industrial Engineering. Damit reiht sie sich in eine Reihe weiterer Studien zum Thema ein. Wie Fraunhofer mitteilte, streben viele Regierungen und auch die Europäische Kommission die Klimaneutralität für das Jahr 2050 oder früher an. Ein Baustein in vielen Plänen ist der Import von grünem Wasserstoff und Methan aus Nordafrika oder dem Mittleren Osten. Dort verspreche der verlässliche Sonnenschein geringe Stromkosten für den Betrieb von Elektrolyseuren. Synthetische Kraftstoffe und Heizöl oder-gas aus Strom hätte den Charme, viel bestehende Technik und Infrastruktur weiter zu betreiben. Doch noch ist unklar, wie Regierungen den internationalen Handel mit grünen Kraftstoffen initiieren und wirtschaftlich gestalten können.

100 Euro je Megawattstunde

Unter den getroffenen Grundannahmen berechnet die Studie detailliert Preise für grünen Wasserstoff und Methan. Diese liegen über 100 Euro je Megawattstunde im Jahre 2030 und knapp unter 100 Euro je Megawattstunde im Jahre 2050. Aktuell beträgt der Preis für Methan am europäischen Rohstoffmarkt rund 30 Euro je Megawattstunde. »Die hohen Kosten zeigen, dass der Import von E-Fuels nach Europa kein billiges Patentrezept ist, um Engpässe beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu umgehen oder eine Transformation auf der Angebotsseite zu erreichen«, warnt Ben Pfluger vom Fraunhofer IEG. Die Kosten für E-Fuels müssen gegen andere Optionen abgewogen werden. Für die Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstoffimporte aus Nordafrika und dem Mittleren Osten nach Europa seien zwei Dinge ausschlaggebend. Das seien vergleichbare Risikoaufschläge für Investitionskapital wie in Europa und geringe Transportkosten. Darüber hinaus kann der gebremste Ausbau der Erneuerbaren Energien in Europa, etwa durch fehlende Ausbauflächen für Windkraft und Photovoltaik, Importe begünstigen.

Die vorliegende Analyse der Produktionsketten von synthetischen Kraftstoffen und die Berücksichtigung des Transports verdeutlichen auch die Komplexität und die Größe dieser potenziellen Projekte. Politische Entscheidungsträger, die den Import von grünem Wasserstoff oder Kraftstoffen anstreben, sollten jetzt mit der Entwicklung von Maßnahmen in dieser Richtung beginnen. Denn Infrastrukturprojekte in der hier diskutierten Größenordnung haben eine beträchtliche Vorlaufzeit. Die Analyse zeigt, dass die E-Fuel-Produktion in der Region von Nordafrika bis in den mittleren Osten zwar attraktiv ist, insbesondere aufgrund des hohen Solarpotenzials. Allerdings können Entwicklungen bei den Kapital- und Transportkosten die Vorteile der Region schmälern oder sogar zunichtemachen.

An der Studie arbeiteten Expertinnen und Experten des Fraunhofer IEG, des Fraunhofer ISI und der DVGW-Forschungsstelle am Karlsruher Instituts für Technologie zusammen.

18.1.2022 | Quelle: Fraunhofer IEG | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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