Stopp von Nord Stream 2: DUH und BEE fordern Beschleunigung der Energiewende

Pipeline für Erdöl oder Erdgas - fossile BrennstoffeFoto: bht2000 /stock.adobe.com
Fossile Brennstoffe haben meist einen weiten Weg.
Die Bundesregierung hat heute Vormittag den sogenannten Versorgungssicherheitsbericht für die Gasleitung Nord Stream 2 zurückgezogen. Dieser ist Grundlage für die Zertifizierung der Leitung. DUH und BEE fordern nun eine schnellere Energiewende.

Heute Vormittag unterrichtete die Bundesregierung die Bundesnetzagentur über diese Entscheidung. Die BNetzA ist für die Zertifizierung der Leitung zuständig. Die neue Entscheidung begründet die Regierung mit der Situation am deutschen und europäischen Gasmarkt in diesem Winter und die Zuspitzung der geostrategischen Entwicklung. Es sei nicht auszuschließen, dass die jüngste Eskalation von russischer Seite sich auf die Versorgungssicherheit Deutschlands und der EU auswirke. „Die geopolitische Lage macht eine Neubewertung von Nord Stream 2 zwingend erforderlich“, sagte Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck heute bei seinem Besuch in Nordrhein-Westfalen in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Wüst. Er verurteilte außerdem scharf den schweren Bruch des Völkerrechts.

Das vorige Bundeswirtschaftsministerium war im Oktober 2021 zu der Entscheidung gekommen, dass die Leitung die Versorgungssicherheit in Deutschland und der EU nicht gefährde.

BEE: Biogas und andere Erneuerbare mindern Abhängigkeit von Nord Stream 2

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) fordert angesichts des Stopps für die Pipeline und der geopolitischen Lage insgesamt schnellere Reforme der Energiesysteme. Die im Koalitionsvertrag verankerte „Plattform Klimaneutrales Stromsystem“ sollte alsbald ihre Arbeit aufnehmen, um die Möglichkeiten der umfassenden heimischen Versorgung mit Erneuerbaren Energien auszuloten. Der geplante starke Zubau an Wind- und Photovoltaikanlagen im ganzen Land braucht ein dezentrales Backup, das durch die flexibel steuerbare Leistung von Bioenergie, Wasserkraft, Speicher, KWK, Geothermie und Sektorenkopplung bereitgestellt werden kann“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter.

Der Verband betont zudem, dass erneuerbare Energien die Importabhängigkeit mindern könnten. In Deutschland produzieren gut 9.500 Biogasanlagen zusammen rund 10 Mrd. m3 Gas mit einem Energiegehalt von ca. 100 TWh pro Jahr. Das entspricht rund 10 Prozent des deutschen Gasverbrauchs. Davon werden derzeit rund. 10 TWh aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist. Der Rest wird vor Ort in Blockheizkraftwerken zu Strom und Wärme umgewandelt, was ebenfalls Erdgas einspart. „Theoretisch ließe sich das gesamte Biogas aufbereiten und ins Gasnetz einspeisen“, so Peter. Auch eine Verdopplung der Produktion auf 200 TWh sei möglich, allein durch die Vergärung der vorhandenen Gülle- und Abfallmengen und der Nutzung von Grünland und Biodiversitätsflächen. „Zudem zeigt die Studie, dass eine wirtschaftliche Elektrolyseleistung von 100 Gigawatt Grünem Wasserstoff in Deutschland möglich ist“, so Peter weiter.

DUH: Nord Stream 2 muss komplett auf den Prüfstand

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, fordert, das ganze Projekt Nord Stream 2 auf den Prüfstand zu stellen. „Dazu gehört die Wirkung der Pipeline auf die Energiesicherheit Europas, aber auch auf die Klimaziele. Nord Stream 2 ist das größte fossile Projekt Europas, das transportierte fossile Gas steht für 100 Millionen Tonnen CO2 im Jahr.“ Habeck müsse einen Fahrplan vorlegen, um so schnell wie möglich aus der Nutzung von fossilem Gas auszusteigen. Der Umstieg auf erneuerbare Energien bei Strom und Wärme sowie die Reduktion des Energieverbrauchs in allen Sektoren müssten sich im angekündigten Osterpaket von Habecks Ministerium widerspiegeln.

Wie politische Veränderungen zu einer sehr schnellen Wärmewende führen können, zeigt das Beispiel Litauen.

22.2.2022 | Quelle: BMWK, BEE, DUH| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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