Konsequente Nutzung der Biotonne könnte Biogas-Strom für 360.000 Haushalte ermöglichen

Mülltonnen nebeneinander: Biotonne für Biomüll, Papiertonne, RestmüllFoto: Nicolette Wollentin /stock.adobe.com
Saubere Mülltrennung schon Ressourcen und erschließt mehr Potenzial für die Energiewende.
Der Fachverband Biogas wirbt auf der Messe IFAT für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft für eine bessere Nutzung biogener Abfälle. Er plädiert für die flächendeckende Einführung einer Biomülltonne.

In Deutschland gibt es aktuell rund 400 Bioabfall-Vergärungsanlagen, die aus biogenen Reststoffen Strom und Wärme erzeugen oder das aufbereitete Biogas ins Gasnetz einspeisen. Mit einer Gesamtleistung von gut 350 Megawatt machen sie etwa sechs Prozent des deutschen Biogasanlagenparks aus. Doch das Potenzial der Biotonne ist noch längst nicht erschöpft und es könnte deutlich mehr Biogas erzeugt werden.

Die biogenen Inputstoffe stammen aus drei Kategorien: Gewerbliche Abfälle, Grüngut und Biogut. Den mit knapp sechs Millionen Tonnen größten Anteil macht Grüngut aus Parks und Gärten aus. Rund 4,5 Mio. Tonnen Biogut werden pro Jahr über die braune Tonne eingesammelt (die in manchen Kommunen grün ist). Hinzu kommen rund vier Miollionen Tonnen gewerbliche Abfälle wie Speisereste und überlagerte Lebensmittel.

Knapp die Hälfte der erfassten Bioabfälle werden in Biogasanlagen vergoren, der andere Teil wird kompostiert. Darüber hinaus landen derzeit rund 4 Millionen Tonnen Bioabfälle jährlich im Restmüll. Diese seien für die energetische Nutzung verloren. Weitere rund 500.000 Tonnen Bioabfälle könnten durch Verunreinigungen in der Biotonne und daraus resultierende Reinigungsschritte nicht vergoren werden können.

„In der Summe werden aktuell rund 4,5 Mio. Tonnen potenziell vergärbare Bioabfälle energetisch nicht genutzt“, bilanziert Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas.

Aus dieser Menge ließen sich über 1.000 GWh Ökostrom im Jahr erzeugen. Das würde den Bedarf von rund 360.000 Vier-Personen-Haushalten decken. Die Gärprodukte oder Komposte, die dabei entstünden, seien zudem ein guter Ersatz für mineralischen Dünger und damit ein weiterer Beitrag für den Klimaschutz. „Über die flächendeckende Einführung der Biotonne, sauberes und konsequentes Trennen und den Zubau an Biogasanlagen ließe sich mittel- bis langfristig sehr viel zusätzliche klimaneutrale und regionale Energie erzeugen“, sagt da Costa Gomez. „Ohne dass hierfür Energiepflanzen angebaut werden müssten.“

Die Flächenkonkurrenz von Energie- und Nutzpflanzen sorgt seit dem Krieg in der Ukraine wieder verschärft für Konflikte. Die Bundesregierung will lieber stärker Gülle und Reststoffe nutzen.

Bürokratie bremst Neubau von Biogas-Anlagen aus

Doch auch die Bürokratie bremse neue Biogasanlagen zunehmend aus, erläutert der Vizepräsident des Fachverbandes, Biogas und Geschäftsführer einer Herstellerfirma, Christoph Spurk. Vom ersten Antrag bis zur fertigen Anlage vergingen in der Regel zwei bis drei Jahre. „Die Auflagen werden immer komplizierter und aufwändiger. Damit werden die Anlagen erheblich teurer, aber nicht unbedingt besser. Hier wäre etwas mehr Augenmaß angebracht.“

Josef Metzger vom Verein „Das bessere Müllkonzept Bayern“ rechnete vor, was konsequente Nutzung von Bioabfällen bedeuten könnte, wenn man noch das Grüngut hinzunimmt. In Bayern ließe sich demnach mit diesen beiden Energieträgern ein Viertel der Wohngebäude beheizen.

„Für eine sichere, klimafreundliche und bezahlbare Energieversorgung müssen wir alle Potenziale optimal nutzen“, sagt da Costa Gomez. Er fordert von der Politik ein klares Bekenntnis zu Biogas und den Erhalt und Ausbau des Anlagenparks.

30.5.2022 | Quelle: Fachverband Biogas | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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