Umweltorganisationen fordern erneuerbare Wärme für Hamburger Heizkraftwerk Tiefstack

Zu sehen ist das Heizkraftwerk Tiefstack in Hamburg, das von Steinkohle auf Erdgas oder Holz als Brennstoff umgerüstet werden soll.Foto: Mirko Boll / Robin Wood
Das stadteigene Kohlekraftwerk Tiefstack in Hamburg soll umgerüstet werden.
Das Hamburger Heizkraftwerk Tiefstack soll aus der Steinkohle aussteigen. Umweltorganisationen sprechen sich gegen Erdgas oder Holz aus und fordern die Nutzung industrieller Abwärme oder den Einsatz von Großwärmepumpen.

Mit einer gemeinsamen Stellungnahme wenden sich heute 31 Organisationen dagegen, dass das Heizkraftwerk Tiefstack auf das klimaschädliche Verfeuern von Erdgas oder Holz umgerüstet wird. Sie fordern stattdessen Investitionen ins Energiesparen. Und eine sozial gerechte und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus klimaverträglichen erneuerbaren Energien. Unterzeichnet haben den von Robin Wood initiierten Appell sowohl Umweltorganisationen wie die Deutsche Umwelthilfe und der NABU als auch internationale NGOs wie die Global Forest Coalition und Save Estonia’s Forests.

Die Hamburger Umweltbehörde will sich morgen bei einem Pressetermin zum Ausstieg des Heizkraftwerks Tiefstack aus der Verfeuerung von Steinkohle äußern. Für den 1. Juli wird zudem eine Stellungnahme des Aufsichtsrats der stadteigenen Hamburger Energiewerke (HEnW) zu diesem Thema erwartet. Die Unterzeichner:innen der Stellungnahme setzen sich für einen schnellen Kohleausstieg ein. Zugleich warnen sie davor, die bisher in Tiefstack verbrannte Steinkohle durch Erdgas oder Holz zu ersetzen. Dies widerspräche Hamburgs Klimaverpflichtungen fundamental, denn beide Brennstoffe seien mindestens so klimaschädlich wie Steinkohle.

„Wenn die Stadt Hamburg die eigenen Klimaziele und die Selbstbeschreibung als fortschrittlich und weltoffen ernst nimmt, muss sie endlich ein wirklich zukunftsfähiges Wärmekonzept entwickeln. Dazu gehört die Förderung sozialverträglicher Gebäudesanierung und der Energiesuffizienz genauso wie der entschlossene Ausbau von erneuerbaren Wärmequellen. Die klimaschädliche und sozial ungerechte Verbrennung von Holz und Erdgas hat in der Wärmeversorgung der Zukunft hingegen keinen Platz“, sagt Robin-Wood-Energiereferentin Ronja Heise. Erdgas sei aufgrund von Methan-Leckagen in der gesamten Lieferkette und je nach Art und Ort der Förderung ähnlich klimaschädlich wie Steinkohle. Angesichts der dramatischen Klimakrise und auch der sicherheitspolitischen Risiken ist ein Ausstieg aus sämtlichen fossilen Energien notwendig.

Holz keine Alternative für Heizkraftwerk Tiefstack

Auch Holz ist aus Sicht der 31 Organisationen keine akzeptable Alternative: „Wissenschafler:innen haben wiederholt davor gewarnt, dass die Verbrennung von Holzbiomasse im Vergleich zur Verbrennung von fossilen Brennstoffen mehr Treibhausgasemissionen freisetzt und dass der Ausgleich dieser Treibhausgas-Belastung Jahrzehnte bis Jahrhundert dauert“, sagt Mary S. Booth, Direktorin des US-amerikanischen Thinktanks PFPI und international anerkannte Expertin für das Thema Biomasseverbrennung. „Es hat keinen Sinn, neue Infrastrukturen für die Verbrennung von Waldholz zu schaffen, obwohl wir die Wälder für Klima- und Naturschutz dringend erhalten und wiederherstellen müssen. Dies auch noch als Klimaschutz zu verkaufen, ist ein Hohn. Wenn die Stadt Hamburg auf Holzverbrennung setzt, ist sie auf dem Weg in die Vergangenheit – ökologisch und wirtschaftlich.“

Die Nutzung industrieller Abwärme und der Einsatz von Großwärmepumpen, die mit Ökostrom angetrieben werden, wären hingegen tatsächlich ein Beitrag zur klimafreundlichen Energiewende. Bislang ist öffentlich nicht bekannt, wie Hamburg künftig Wärme und Strom am Standort Tiefstack erzeugen will. Der von der Hamburger Umweltbehörde gestartete Beteiligungsprozess zu Tiefstack war laut Robin Wood so konzipiert, dass weder Transparenz noch eine Partizipation der Zivilgesellschaft an Entscheidungen zur Umgestaltung der Wärmeversorgung in Hamburg möglich waren.

Der schleppende Kohleausstieg sowie bekannt gewordene Umrüstungspläne stoßen seit langem auf breite öffentliche Kritik. Bereits im Oktober 2020 gab es eine Stellungnahme gegen Pläne, am Standort Tiefstack künftig Buschholz aus Namibia zu verbrennen.

Die Stellungnahme der 31 Organisationen zur Umrüstung von Tiefstack ist unter diesem Link zu finden.

16.6.2022 | Quelle: Robin Wood | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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