Studie: Bioenergie und Kleinwasserkraft für Unabhängigkeit von Russland nötig

Im Vordergrund ein Holzpellet zwischen zwei Fingern, im Hintergrund ein Gesicht (unscharf). BioenergieFoto: Jörg Lantelme / stock.adobe.com
Die Energy Watch Group wirft der Bundesregierung vor, die „Abschaffung heimischer erneuerbarer Energien in substanziellen Teilbereichen“ zu planen.

Gemeint sind Bioenergie und Kleinwasserkraft, die laut Energy Watch Group essentiell für die Unabhängigkeit von Russland sind. In einer aktuellen Kurzstudie kommt die Energy Watch Group zu dem Schluss, dass diese Ressourcen gemeinsam gut 230 TWh zur Energieerzeugung in Deutschland beitragen. Darin enthalten sind seitens der Bioenergie-Träger: Biogene Festbrennstoffe, Kaminholz, Holzpellets, Biodiesel, Bioethanol, Pflanzenöle, Biogas, Biomethan. Den größten Beitrag leisten sie mit gut 153 TWh für die Wärmeversorgung. Diese stammt ebenso wie der Beitrag in der Mobilität (34 TWh) ausschließlich aus Bioenergie. Beim Strom sind es 43 TWh, davon 3 TWh aus Kleinwasserkraft. In Summe würden die Bioenergie und die Kleinwasserkraft jedoch 51 Prozent der Energiemenge bereitstellen, die bisher aus Russland importiert wurde. Ihre aktuelle gemeinsame Energieerzeugung beziffert die Energy Watch Group mit 51 Prozent der russischen Gasimporte. Dabei sei das Potenzial noch lange nicht erschöpft.

Kleinwasserkraft sichert Unabhängigkeit auch bei Dunkelflaute

Angesichts der kleinen Energiemenge aus Kleinwasserkraft verweist die Studie auf deren Kapazitätsbeitrag. Würde dieser entfallen, müsse man die Speicherkapazität für grünen Wasserstoff um 2075 MWh erhöhen, für Wärme um 45 MWh und für Batterien um 34 MWh.

Diese erneuerbaren Ressourcen stünden derzeit politisch enorm unter Druck. Teilweise seien sie in ihrer Existenz bedroht. So verhindere die Bundesregierung eine von Russland unabhängige Energieversorgung.

Biogasanlagen und Kleinwasserkraft würden Seit langem als „Nischen-Technologien“ kleingeredet. Der aktuelle Regierungsentwurf des Osterpakets beinhalte weitere Verschlechterungen der Rahmenbedingungen, die teilweise einer Abschaffung gleichkämen. „Die Studie offenbart die Absurdität der aktuellen Debatte um die Reduzierung von Bioenergie und Wasserkraft. Einerseits sollen verlässliche und systemdienliche heimische Erneuerbare Energien gedrosselt werden. Andererseits versucht die Bundesregierung derzeit angestrengt, mit einer fossilen Diversifikationsstrategie, russische Energie durch fossile Energie aus anderen Ländern zu ersetzen und nimmt dabei neue geopolitische Verwerfungen und eine weitere Überhitzung der Erde in Kauf“, sagt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group.  

Schon heute würden Bioenergie und Kleinwasserkraft einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland leisten. Für ein überwiegend auf Sonne und Wind fußendes Erneuerbares Energiesystem seien sie unverzichtbar. „Durch Verlässlichkeit auch in winterlichen Dunkelflauten wird durch Bioenergie und Kleinwasserkraft die aufwendige Bereitstellung und Nutzung von gespeicherter Energie bspw. in Form von grünem Wasserstoff vermieden und der Netzausbaubedarf verringert“, sagt Thure Traber, der die Modellberechnungen der Studie durchgeführt hat. Diese Technologien würden also die Kosten für die Umstellung auf ein nachhaltiges Energiesystem senken. Der aktuell diskutierte Verzicht auf Kleinwasserkraft bis zu 1000 kW würde finanziell einen Verlust von Kapazitäten im Wert von 2,8 Milliarden Euro jährlich bedeuten, so Traber.   

Bioenergie und Kleinwasserkraft so zu reduzieren, wie die Ampel-Koalition vorsieht, würde die Unabhängigkeit von Russland daher erschweren oder sogar unmöglich machen.

Naturschutzverbände forcieren Streit über Bioenergie

Sie würde zudem zu einer weiteren massive Verteuerung der Energie führen. Es brauche also keine Verbotsdebatte, sondern politische Rahmenbedingungen für den naturverträglichen Ausbau dieser Energieformen. Die Energy Watch Group wirft insbesondere den Naturschutzverbänden vor, die Verbotsdiskussion anzuheizen. Die DUH hatte Holzfeuerungen wegen der Feinstaubemissionen massiv kritisiert und fordert moderne Filtertechniken. Zudem fordert sie, Palmöl vor allem als Nahrungsmittel zu nutzen. Die Energy Watch Group argumentiert hingegen, der Rapsanbau für Biodiesel ersetze Soja als Futtermittel und nutze so dem Regenwald.

29.6.2022 | Quelle: Trina | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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