DUH nach Palmöl-Exportbremse: Speiseöle nicht als Kraftstoff nutzen

Palmöl-Plantage am Rande eines Regenwaldes - Symbolbild für Kraftstoff aus SpeiseölFoto: Richard Carey /stock.adobe.com
Palmöl-Plantagen (im Vordergrund) verdrängen in den Anbauländern den Regenwald (hinten).
Die Deutsche Umwelthilfe fordert, Speiseöle ab sofort nicht mehr als Kraftstoff zu nutzen. Anlass ist die angespannte Versorgungslage - und die seit heute geltende Exportbremse für Palmöl aus Indonesien.

Angesichts der zunehmend angespannten globalen Versorgungslage mit Speiseölen fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den sofortigen Stopp der Beimischung der Speiseöle sowie anderen Nahrungs- und Futtermitteln in Kraftstoff. Der jüngste Auslöser ist, dass Indonesien den Export von Palmöl ab heute drastisch begrenzt hat.

Laut DUH stoppt Indonesien ab heute mindestens 40 Prozent seiner Palmöl-Exporte. Der weltweit größte Palmölproduzent wolle damit die Knappheit von Lebensmitteln und Rohstoffen und steigende Preise im eigenen Land bekämpfen. Den Entschluss für den Exportstopp gab Indonesien bereits am Freitag bekannt.

Innerhalb der letzten zwei Jahre hätten sich die Preise für Palmöl mehr als verdoppelt. Unsichere Lieferungen anderer Pflanzenöle aufgrund des Ukraine-Krieges haben die Lage auf dem Speiseölmarkt laut DUH in den letzten Monaten zusätzlich verschärft.

DUH: Auch andere Speiseöle sollen nicht in den Tank

Wegen des Exportstopps für Palmöl nun andere Speiseöle als Kraftstoff zu nutzen, ist laut DUH aber auch keine Lösung. Der Palmölanbau bringe pro Fläche mit Abstand den größten Öl-Ertrag. Nutze man also andere Öle, brauche man deutlich mehr Fläche. Das hätte drastische Folgen für Klima und Biodiversität. Preislich sei Palmöl das günstigste Pflanzenöl. An zweiter Stelle folge Sojaöl. Dieses werde oft in Südamerika produziert. Würde man dort den Soja-Anbau ausweiten, würde das die Zerstörung der dortigen Ökosysteme anheizen. Zu diesen gehöre zum Beispiel der Cerrado-Trockenwald. „Deswegen braucht es dringend eine Entspannung des Pflanzenölmarkts“, folgert die DUH.

Bundesregierung und EU können laut DUH einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Sie sollen Biokraftstoffe – von der DUH „Agrokraftstoffe“ genannt – nicht mehr fördern. Dafür sollen sie die entsprechenden nationalen Gesetze beziehungsweise die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU anpassen. Letztere befindet sich ohnehin gerade in einer Überarbeitung.

„Wir können nicht weiter Speiseöle in Autotanks kippen, während deren Preise in den Produktionsländern explodieren und die Bevölkerung in den Hunger treiben“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Bereits im März hatte die DUH darauf hingewiesen, dass der Krieg in der Ukraine den Konflikt „Tank gegen Teller“ befördere.

Die Menschen in Indonesien, im Nahen Osten oder Westafrika spüren die Folgen der sich zuspitzenden Lebensmittelkrise laut DUH bereits jetzt. Die Biokraftstoffe stehen demnach in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Sie heizen laut DUH Klimakrise und Biodiversitätsverlust weiter an. „Deshalb fordern wir von Bundesumweltministerin Steffi Lemke und der EU einen sofortigen Förderungsstopp für die Beimischung von Lebensmitteln im Tank in Deutschland und Europa“, sagt Müller-Kraenner.

28.4.2022 | Quelle: DUH | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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