Windenergie-Ausbau in NRW reicht „hinten und vorne nicht“

Zu sehen ist eine WEA. Vom Infraschall von Windenergieanlagen gehen laut OLG Hamm keine Gesundheitsgefahren aus.Foto: elxeneize / stock.adobe.com
Der Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen ist laut dem Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) weiterhin zu langsam

Im dritten Quartal seien in NRW nur 20 neue Windenergieanlagen in Betrieb gegangen. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet LEE NRW mit einem Ausbau der Windenergie um 350 bis 400 MW. Das sei viel zu wenig, wenn die Landesregierung ihre eigenen Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Klimaschutz erreichen wolle.

LEE NRW stützt sich dabei auf eine vorläufige Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) mit Stand vom 5. Oktober 2022. Diese wertet jedes Quartal die Ausbauentwicklung auf Basis des von der Bundesnetzagentur betreuten Marktstammdatenregisters aus.

Nettozubau für Windenergie in NRW in den ersten drei Quartalen 2022 bei 259 MW

In den ersten neun Monaten dieses Jahres sind demnach in Nordrhein-Westfalen 67 Windenergieanlagen mit zusammen 275 MW neu ans Netz gegangen. Diese standen vor allem im Kreis Düren (47,7 MW), Hochsauerlandkreis (44,1 MW) und im Kreis Paderborn (42,8 MW). Abzüglich des Rückbaus älterer Anlagen gab es 2022 damit bisher einen Nettozubau um 259 MW.

Nach den bisherigen Erfahrungen rechnet der LEE NRW für dieses Jahr mit einem Bruttozubau zwischen 350 und 400 MW in Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2021 waren es 331 MW. Die schwarz-grünen Regierungsparteien hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag auf den Bau von 1.000 zusätzlichen Windenergieanlagen in dieser Legislaturperiode verständigt. Gemessen an der mittlerweile gängigen Generatorgröße von um die 5 MW heißt das ein Plus von mindestens 5.000 MW, sprich 1.000 MW pro Jahr. Trotz des Aufwärtstrends reiche es daher „hinten und und vorne nicht, damit die Landesregierung ihre eigene Ziele beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und beim Klimaschutz auch nur annähernd erreicht“, sagt der LEE NRW-Vorsitzende Reiner Priggen.

Völlig neu wären Ausbauzahlen in dieser Größenordnung nicht. Im Jahr 2017 hatte es in NRW einen Windkraftausbau von annähernd 900 MW brutto gegeben.

Im Ländervergleich für die bisherigen neun Monate des Jahres liegt NRW nach Schleswig-Holstein und Brandenburg auf Platz 3. Zudem liegen derzeit Genehmigungen für 531 MW neue Windenergie-Anlagen vor. Bei diesen liegt das Land im bundesweiten Vergleich auf Platz 2 hinter Niedersachsen. NRW hält diese Zahlen jedoch für wenig aussagekräftig, da im Vergleichszeitraum des Vorjahres lagen landesweit positive Bescheide für 575 MW vorgelegen hätten, also acht Prozent mehr als bis dato.

Ableiten lasse sich aus den Genehmigungszahlen jedoch der zu erwartende Windkraftausbau. „Von einer richtigen Aufbruchstimmung für die Windenergie in NRW ist bislang noch wenig zu spüren“, folgert Priggen.

Um den Ausbau zu beschleunigen brauche es „neue Flächen, neue Flächen und nochmals neue Flächen“, sagt Priggen. Konkret fordert er die Öffnung von Wirtschaftsforsten sowie Industrie- und Gewerbegebieten für die Windenergie-Nutzung noch in diesem Jahr und schnellere Genehmigungsverfahren. Außerdem müsse schnell der „unsägliche“ 1.000-Meter-Mindestabstand zu Wohnsiedlungen abgeschafft werden, und zwar für Repowering-Vorhaben ebenso wie für neue Windparks.

Als „richtige Ansage“ wünscht er sich, dass die Landesregierung die ersten Schritte bei der Flächenausweisung deutlich vor Ende Mai 2024 macht. Bis zu diesem Datum muss NRW laut dem Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) mindestens 1,8 % der Landesfläche der Windenergienutzung rechtskräftig zur Verfügung stellen. Dass diese Flächen grundsätzlich vorhanden seien, hat LEE NRW bereits dargelegt.

Der Ausbau der Windenergie werde umso dringender, da der RWE-Konzern nun schon bis 2030 aus der Kohleverstromung aussteigen wolle. Zugleich wolle NRW laut Koalitionsvertrag die „erste klimaneutrale Industrieregion Europas“ werden. Dafür sei es nötig, Wasserstoff in großen Mengen im eigenen Land herzustellen – und zwar vor allem mit Windenergie.

7.10.2022 | Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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