Interfloat-Übernahme: Solarglas-Hersteller Borosil kauft jetzt 86 %

Luftbild der GMB-GlasmanufakturFoto: Interfloat
Die GMB Glasmanufaktur in Tschernitz gehört künftig zur indischen Borosil
Nach der Kaufankündigung im April übernimmt Borosil den europäischen Solarglas-Hersteller nun doch nicht komplett.

Die Borosil Renewables Ltd. (BRL) hat eine 86%ige Beteiligung an der Interfloat-Gruppe, Europas größtem Hersteller von texturiertem gehärtetem Solarglas, bekanntgegeben. Die Blue Minds Gruppe bleibt weiterhin mit 14% an der Interfloat Gruppe beteiligt.

Borosil hatte bereits im April ein Angebot für die Übernahme von Interfloat gemacht, das sich auf das gesamte Unternehmen bezog. Die Interfloat Gruppe besteht aus der GMB Glasmanufaktur Brandenburg GmbH (GMB) mit Sitz in Tschernitz, Deutschland, und der Interfloat Corporation (Interfloat) mit Sitz in Ruggell, Liechtenstein. GMB ist nach eigenen Angaben mit einer Kapazität von derzeit 300 Tonnen pro Tag der größte Hersteller von texturiertem gehärtetem Solarglas in Europa.

Das Unternehmen produziert seit 2008 Glas für Photovoltaik-Module und Solarthermie-Kollektoren sowie für Gewächshäuser. Im europäischen Glasgeschäft ist Interfloat seit 40 Jahren aktiv. Das Unternehmen betont die Bedeutung seiner hochqualifizierten Arbeitskräfte für seine Marktposition.

Die Käufer des Solarglas-Unternehmens Interfloat die hundertprozentigen Borosil-Tochtergesellschaften in Übersee. Borosil ist nach eigenen Angaben das erste und einzige Solarglas-Unternehmen Indiens.

Borosil will Solarglas-Produktion in Indien stark ausbauen

GMB betreibt ein Solarglaswerk mit einer Produktionskapazität von 300 Tonnen pro Tag. Mit der Übernahme der Interfloat-Gruppe steigt die Produktionskapazität von BRL für Solarglas daher von 450 Tonnen auf 750 Tonnen täglich (+ 66 Prozent). Ein zusätzlicher Ofen in Indien mit einer Kapazität von 550 Tonnen pro Tag soll die Kapazität des Unternehmens auf 1.300 Tonnen täglich steigern. Produziert werden sollen im vierten Quartal 2022 zunächst 1.000 Tonnen pro Tag. Bis 2024 sollen die Kapazität weiter steigen auf 2.100 Tagestonnen. Damit werde auch dem Kundenstamm in Europa mehr Solarglas zur Verfügung stehen.

Auch für Europa gibt es Ausbaupläne, allerdings bisher vage formuliert. Borosil erklärt in der Pressemitteilung, Interfloat/GMB werde die globale Marktposition des Unternehmens langfristig stärken, obwohl die verarbeitende Industrie in Europa durch hohe Energiekosten, geopolitische Unsicherheit und eine mögliche Rezession unter Druck stehe. Man sei „bestrebt, in die Produktion in Europa zu investieren“ und werde die Kapazität in Tschernitz „zu einem geeigneten Zeitpunkt in naher Zukunft“ erhöhen.

Borosil erklärt, mit den beiden Standorten könne man die Anforderungen auch der europäischen Kunden in Bezug auf unterschiedliche Maße, Texturen und Beschichtungen effizienter erfüllen. Auch die technische Weiterentwicklung sei so schneller möglich.

Laut Pradeep Kheruka, Executive Chairman von Borosil Renewables Ltd. Macht sich die Energiekrise in einer stark gestiegenen Nachfrage nach Solarglas aus Europa bemerkbar. Diese werde man durch die höhere Kapazität in Indien und die Synergien der beiden Unternehmen verlässlicher bedienen können.

Board-Mitglied Kern: Übernahme stärkt Interfloat

Christian Kern, Mitglied des Board of Directors der Interfloat Corporation (und ehemaliger österreichischer Bundeskanzler) nennt die Übernahme der Interfloat Gruppe durch Borosil einen Beitrag zur langfristigen Sicherung von Produktion und Arbeitsplätzen am Standort Tschernitz. Mit GMB werde der einzige Hersteller von gehärtetem Solarglas in der EU „gestärkt und fit für die Zukunft gemacht“. GMB bleibe mit seinen qualifizierten Arbeitsplätzen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der vom Strukturwandel geprägten Lausitz. Kern soll auf ausdrücklichen Wunsch von Borosil im Vorstand von Interfloat bleiben.

24.10.2022 | Quelle: Borosil | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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