Studie: Energiewende in Afrika endlich differenziert betrachten

Windpark in Kenia, Symbol für Energiewende und Energieerzeugung in AfrikaFoto: Melissa K Sharp / stock.adobe.com
Der Weg zur Klimaneutralität in Afrika ist so vielfältig wie der Kontinent - hier eine Windfarm in Ngong Hills, Kenia.
Eine in Nature Energy veröffentlichte Studie zeigt, dass die Energiebedürfnisse afrikanischer Länder sich stark unterscheiden. Das Autorenteam fordert, das künftig stärker zu beachten.

An der Studie waren Fachleute aus 50 wissenschaftlichen Einrichtungen beteiligt. Zum Autorenteam gehören 40 Fachleute aus Afrika sowie in Co-Autorenschaft Fachleute europäischer Einrichtungen wie dem Mercator Research Institute on Global Commans and Climate Change (MCC) und der UN. Anlass für die Studie ist die bevorstehende Weltklimakonferenz COP27, die im November in Sharm El-Sheik in Ägypten stattfindet.

Bislang werde die Debatte über Afrikas Energie vor allem aus der Sicht des globalen Nordens geführt. Dabei würden der Energiebedarf und die Wege zur Klimaneutralität auf dem afrikanischen Kontinent als gleichförmiges Ganzes gesehen. Anhand der vier Beispielländer Äthiopien, Südafrika, Mosambik und Burkina Faso illustriert die Studie die Unterschiede. In den ländlichen Gebieten Burkina Fasos haben demnach weniger als 5 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Strom. Hybride Photovoltaik-Diesel-Systeme können dort kosteneffizient die Entwicklung voranbringen. Äthiopien ist hingegen ein Kraftzentrum grünen Wachstums. Wasserkraft sowohl günstige Wind- und Solarkraftwerke liefern dort 90 Prozent der Energie. Das treibe die weitere Entwicklung des Landes an.

Analyse von 54 Ländern in Afrika zeigt spezifische Energiewende-Anforderungen

Mit einer Analyse aller 54 afrikanischen Länder macht das Forschungsteam zudem deutlich: Jedes Land hat mit Blick auf seine Entwicklungsziele andere Ausgangspunkte, Lösungen und Unwägbarkeiten bei die Nutzung von erneuerbarer Energie oder fossilen Brennstoffen – und dürfte daher auch einen anderen Weg zum Erfolg suchen. Die Studie betrachtet unter anderem Stromgestehungskosten, Elektrifizierungsraten, Erdgas-Reserven und den Anteil fossiler Energieerzeugung. „Die globale Debatte ist durch wenig hilfreiche Verallgemeinerungen gekennzeichnet“, sagt Youba Sokona, stellvertretender Vorsitzender des Weltklimarats IPCC und Autor der Studie. „Unsere Forschung zeigt, dass die Weltgemeinschaft länderspezifische Nuancen akzeptieren und unterstützen muss, um Entwicklungs- und Klimaziele in Afrika zu erreichen. Die Wege zu sauberen Energiesystemen hängen stark davon ab, wie realisierbar sie in den einzelnen Ländern sind.“

Autorenteam will afrikanische Regierungen zu mehr Eigenverantwortung ermutigen

„Länderspezifische, evidenzbasierte Energieoptionen und Wege zur Umsetzung werden jetzt in ganz Afrika dringend benötigt“, sagt Yacob Mulugetta, Professor für Energie- und Entwicklungspolitik am University College London und Leitautor der Studie. „Das erfordert nationale Führung sowie internationale Geldgeber, Forschungsunterstützung und maßgeschneiderte Finanzierungen und Investitionen. Wir hoffen, dass diese Forschungsarbeit Afrikas Regierungen ermutigt, mehr Verantwortung für ihre Energie-Entscheidungen zu übernehmen – also das Energiesystem langfristig zu betrachten und sicherzustellen, dass dessen Zukunft in ihren Händen liegt und den Bedürfnissen ihrer Bevölkerung dient.“

Studie warnt vor Erdgas-Projekten mit unklaren Auswirkungen

Mehrere afrikanische Länder, darunter Mosambik, stünden kurz davor, langfristige Verpflichtungen im Rahmen von Erdgas-Projekten einzugehen. Diese würden erhebliche Risiken von Fehlinvestitionen bergen. Welche Auswirkungen das hätte und welche Gegenstrategien möglich seien, sei bisher wenig erforscht. „Mit Blick auf die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ziele ist es entscheidend, dass die Regierenden für fundierte Entscheidungen die nötigen Informationen haben. Derzeit ist das nicht der Fall. Dabei können heutige Entscheidungen in diesen Ländern jahrzehntelange Auswirkungen haben.“ sagt Philipp Trotter von der Universität Wuppertal und der Smith School of Enterprise and the Environment an der Uni Oxford.

Zugleich verweist die Studie auf die bekannten Vorteile von Erneuerbaren für Afrika und die Welt: Wachstum, Schaffung von Arbeitsplätzen, größere Resilienz gegen den Klimawandel, Stärkung des Gesundheitswesens.

Die Studie ist hier erhältlich.

Der Solarserver berichtete über große Photovoltaik-Projekte in Südafrika,

26.10.2022 | Quelle: MCC| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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