World Energy Outlook 2022: Energiekrise bringt die Trendwende

World-Energy-Outlook-2022-WeltkugelGrafik: ipopba /stock.adobe.com
Wie geht es weiter mit der Energieversorgung der Welt?
Laut dem World Energy Outlook 2022 (WEO) der Internationalen Energie Agentur (IEA) könnte die aktuelle Energiekrise ein historischer Wendepunkt hin zu einer saubereren und sichereren Zukunft sein.

„Die Energiemärkte und -politiken haben sich durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine verändert, und zwar nicht nur vorläufig, sondern für die nächsten Jahrzehnte“, sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. Die Erschütterungen durch die Energiekrise seien so tief und komplex wie noch nie zuvor, heißt es in der Pressemitteilung zum World Energy Outlook 2022.

Starke Veränderungen in USA, EU und Ostasien

Die IEA beobachtet, dass viele Regierungen nun versuchen, Öl- und Gaslieferungen zu erhöhen oder zu diversifizieren. Viele wollten zudem den den Strukturwandel beschleunigen. Besonders bemerkenswert findet die IEA dabei den Inflation Reduction Act in den USA, das Fit-for-55-Paket und REPowerEU in der EU, das japanische Programm Green Transformation (GX), das Ziel Koreas, den Anteil der Kernenergie und der erneuerbaren Energien in seinem Energiemix zu erhöhen, sowie die Ziele für saubere Energie in China und Indien. Angesichts dieser Reaktionen könne die Energiekrise zu einem historischen und endgültigen Wendepunkt hin zu einem saubereren, erschwinglicheren und sichereren Energiesystem werden.

Stated-Policies-Szenario des World Energy Outlook 2022 zeigt erstmals Plateau der Emissionen

Das zeigt das Basisszenario des WEO (Stated Policies Szenario), das sich wie üblich auf die aktuellen politischen Rahmenbedingungen stützt. In den 2020er Jahren zeigt sich darin eine tiefgreifende Neuausrichtung der Energiemärkte. Die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien würden bis 2030 um mehr als 50 Prozent gegenüber heute auf 2 Billionen USD steigen.

Das Besondere: Seit Beginn der industriellen Revolution stieg der Verbrauch fossiler Brennstoffe parallel zum Bruttoinlandsprodukt. Nun zeichnet sich für die Mitte der 2020er Jahre erstmals ein Sinken ab – und zwar in dem Szenario, das sich auf die aktuelle Politik stützt. Nachfrage nach fossilen Energien und die Emissionen zurück. Dies geschieht ab Mitte der 2020er Jahre.

Die Kohle-Nutzung geht demnach bereits in den nächsten Jahren zurück, die Erdgasnachfrage erreicht Ende des Jahrzehnts ein Plateau. Die Ölabfrage stagniert ab Mitte der 2030er wegen der E-Autos und sinkt dann leicht.

Rückgang der Emissionen weiterhin zu langsam

Schnell geht der Rückzug der fossilen Energien jedoch nicht. Ihr Anteil schrumpft im Stated Policies Szenario von aktuell 80 Prozent auf gut 60 Prozent im Jahr 2050. Laut dem WEO würde das zu einem Temperaturanstieg um 2,5°C bis 2100 führen. Neben dem Stated Policies Szenario (STEPS) betrachtet der WEO daher noch das Announced Pledges Szenario (APS). Dieses geht davon aus, dass alle Staaten ihre angekündigten Klimaschutzpläne umsetzen einhalten. Das Net Zero Emissions by 2050 Szenario (NZE) zeigt hingegen, wie zugleich das 1,5-Grad-Ziel eingehalten werden und alle Menschen bis 2030 mit Energie versorgt werden können. Zwischen dem APS und dem NZE-Szenario besteht noch eine große Lücke.

World Energy Outlook fordert stabile politische Unterstützung für Energie-Investitionen

Die Produktion von Photovoltaik, Windenergie und Batterien wachsen heute deutlich schneller als im APS-Szenario. Um sie zu stabilisieren, müssten diese Technologien allerdings nicht nur in einzelnen Märkten, sondern weltweit gefördert werden.

Der WEO fordert generell stärkere politische Stützung für Energieinvestitionen. Die Störungen im Jahr 2022 würden auch damit zusammenhängen, dass die Unternehmen zwischen 2015 und 2020 wegen niedriger Energiepreise zu wenig investiert hätten. Das NZE-Szenario erfordert gegenüber dem STEPS-Szenario eine weitere Verdopplung der Investitionen. Es müssten um 2030 also jährlich 4 Billionen USD in saubere Energieversorgung fließen. Insbesondere sei die Kluft bei den Investitionen zwischen den Industrieländern auf der einen und den Schwellen- und Entwicklungsländern auf der anderen Seite besorgniserregend. Es sei entscheidend, alle Beteiligten mit ins Boot zu holen.

Klimaschutz trägt praktisch nicht zu hohen Energiepreisen bei

Der WEO geht auch der Frage nach, ob der Klimaschutz zu den hohen Energiepreisen beigetragen habe. Dafür gebe es jedoch kaum Belege. Im Gegenteil korreliere ein höherer Anteil erneuerbarer Energien mit niedrigeren Strompreisen. Effizientere Haushalte und elektrifizierte Heizungen hätten zudem für einige Verbraucher einen wichtigen Puffer geschaffen, wenn auch bei weitem nicht genug. Am stärksten würden ärmere Haushalte belastet, die einen größeren Anteil ihres Einkommens für Energie ausgeben.

27.10.2022 | Quelle: IEA| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen