RWE will mit Pyrolyse-Verfahren Kraftstoff aus Klärschlamm herstellen

Blick in die Pyrolyse-Anlage bei RWE: Zwei Männer mit gelben Schutzanzügen und eine Frau mit orangefarbenem Schutzanzug stehen zwischen grauen Gehäusen und halten einen Plan in der Hand.Foto: Fraunhofer Umsicht
Von links: Johannes Neidel (Fraunhofer Umsicht), Natividad Jordan Escalona (RWE) und Hillary Onyebuchi Onyishi in der Pyrolyse-Versuchsanlage bei RWE.
RWE hat in seinem Innovationszentrum in Niederaußem eine von Fraunhofer Umsicht entwickelte Pyrolyse-Anlage in Betrieb genommen, die hochwertige Kohlenstoff-Verbindungen aus biogenen Reststoffen gewinnen soll.

Mit Hilfe der Pyrolyse will RWE aus Klärschlamm, Gärresten und anderen Resten hochwertige Kohlenwasserstoffe herstellen, die sich zu synthetischem Kraftstoff oder anderen Chemieprodukten verarbeiten lassen.

Der Forschungsreaktor wurde am Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Fraunhofer Umsicht) im Zuge des Verbundprojekts ITZ CC entwickelt. Er nutzt das bereits markenrechtlich geschützte Verfahren des thermokatalytischen Reformings (TCR). Es handelt sich um eine Pyrolyse mit nachfolgender Reformierung. Die Pyrolyse zerlegt bei Temperaturen bis 500 Grad unter Sauerstoffabschluss den Klärschlamm in feste und flüchtige Bestandteile. Im zweiten Schritt erzeugt die Anlage ein staubfreies Gas mit bis zu 50 Volumenprozent Wasserstoff, ein energiereiches Öl, das in seinen Eigenschaften Pflanzenöl ähnelt, und Biokohle (Karbonisat).

Aus per Pyrolyse gewonnenen Öl lassen sich zum Beispiel Kraftstoffe oder andere flüssige Kohlenwasserstoffe herstellen. „Das TCR-Verfahren ist ein Prozess, der viel Potenzial hat, um synthetische Kraftstoffe zu erzeugen“, sagt Natividad Jordan Escalona, Projektleiterin bei RWE.

Mit der Kohle will RWE in einer Hochtemperaturkonversion Phosphor aus Klärschlamm zurückgewinnen. Sie könnte aber auch zum Beispiel zur Verbesserung von Böden oder für Aktivkohle-Filter genutzt werden. RWE will die alternativen Prozesse bis zur Marktreife weiter entwickeln

Pyrolyse kann verschiedene Reststoffe verarbeiten

Laut Fraunhofer Umsicht kann die Anlage auch viele andere Reststoffe mit mindestens 70 Prozent Trockenmasse verarbeiten. Dazu gehören zum Beispiel Gärreste, Holzreste, Biertreber, Schlempen aus dem Papierrecycling, Stroh und Tierexkremente. In der Versuchsanlage will Fraunhofer Umsicht die TCR-Anlage weiter verbessern. Dabei liege der Fokus auf einem stabilen Langzeitbetrieb und den flüssigen Kohlenwasserstoffen.

Außer Fraunhofer Umsicht und der RWE Power ist auch die Ruhr-Universität Bochum (RUB) am Projekt an dem Projekt beteiligt, das mit vollem Namen „Innovations- und Technologie-demonstratoren zur Umwandlung und Nutzung nachhaltiger Kohlenstoffquellen (Carbon Conversion)“ heißt. Gefördert wird es vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Ziel ist es, die Industriestandorte in dem Land angesichts des durch den Kohleausstieg bevorstehenden Strukturwandels zu erhalten und neue Kohlenstoffquellen zu erschließen.

Kläranlagen als Quelle für Energie- und Rohstoffressourcen werden bisher wenig genutzt. Eine einfache Möglichkeit ist die Verwendung von Klärgas.

7.2.2023 | Quelle: Fraunhofer Umsicht | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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