Sonnen und Tennet nutzen E-Autos für Primärregelleistung

Das Bild zeigt ein E-Auto beim Laben. Dabei kann es Primärregelleistung erbringen.Grafik: Sonnen
Das Auto ist nicht länger ein reines Transportmittel sondern Teil eines virtuellen Kraftwerks und damit ein aktiver Teil des Energiesystems.
Erstmals haben digital vernetzte E-Autos als Teil eines virtuellen Kraftwerks das deutsche Stromnetz stabilisiert. Das Auto wird damit vom reinen Transportmittel zum aktiven und stabilisierenden Teil des Energiesystems.

Die Sonnen GmbH, Anbieter von Stromsspeichern und Vernetzungstechnologien, erweitert sein bisher auf Stromspeichern basierendes virtuelles Kraftwerk (SonnenVPP) um E-Autos. Mit diesem neuen „Kraftwerksblock“ stehen dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet bisher ungenutzte Speicherkapazitäten von E-Autos aus vernetzten Haushalten zur Verfügung. Nach einer erfolgreichen Testphase wurde diese Technologie nun erstmals in den Alltag von Haushalten überführt. Das Unternehmen verwendet dabei E-Autos mehrerer Hersteller in verschiedenen Haushalten der Sonnencommunity. Neben ihrer normalen Nutzung im Alltag werden die Autos zum aktiven Teil des Stromnetzes. Erste E-Autos sind im Netzgebiet von Tennet bereits in das SonnenVPP integriert und können so genannte Primärregelleistung (FCR) erbringen.

Das bedeutet, dass die Speicherkapazität der E-Auto-Batterien innerhalb von 30 Sekunden flexibel regelbar für den Ausgleich von Laständerungen und damit Frequenzschwankungen im Stromnetz zur Verfügung stehen muss. Das will man allein über einen intelligenten Ladevorgang erreichen. Eine zusätzliche Abnutzung der Fahrzeugbatterien durch Entladen findet laut Sonnen nicht statt.

5.000 E-Autos sollen Primärregelleistung erbringen

Im nächsten Schritt will das Unternehmen weitere 5.000 Sonnencommunity-Haushalte mit einem Elektroauto und einem Sonnencharger für das virtuelle Kraftwerk nutzen. Gemeinsam mit den jeweiligen Sonnenbatterien der Haushalte entspricht das einem Potenzial von rund 80 Megawatt. Tennet hat einen Primärregelleistungsbedarf von 170 Megawatt.

Mit der Einbindung von E-Autos in das SonnenVPP stehen neben der Primärregelleistung viele weitere Anwendungen für das Stromnetz offen, welche das Zusammenspiel von Energiesystem und Transportmittel ganz neu definieren.

„Die Integration von E-Autos in das Stromnetz ist ein wichtiger Meilenstein, um auf die Herausforderungen der künftigen Stromverfügbarkeit reagieren zu können“, sagt Tim Meyerjürgens, COO von Tennet. „Je mehr volatile, stark schwankende Wind- und Sonnenenergie in das Stromnetz einspeisen, umso elementarer ist die Schaffung neuer Speichermöglichkeiten zur Flexibilisierung und Stabilisierung des Gesamtsystems. Was heute erste E-Autos und Primärregelleistung sind, sind bald Millionen E-Autos und zahlreiche weitere Systemdienstleistungen für uns Netzbetreiber.“

Netzdienlichkeit statt Belastungsszenario

Der Hochlauf der Elektromobilität stellt bisher die Stabilität der Stromnetze vor eine Herausforderung, wenn zum Beispiel viele Autos in einem Gebiet gleichzeitig laden. Durch die erfolgreiche Integration der E-Autos aus der Sonnencommunity in das virtuelle Kraftwerk geht Sonnen voran und wandelt ein Problem zu einer Lösung. Dabei wird der bisherige Ladevorgang neu gestaltet: Im ersten Schritt verteilt Sonnen die Ladevorgänge aller angeschlossenen Elektroautos gleichmäßig über einen längeren Zeitraum und vermeidet so Lastspitzen zu einer bestimmten Tageszeit. Grundlage hierfür sind die Vorgaben der Kundinnen und Kunden, wann sie ihr Auto wieder benötigen. Im zweiten Schritt werden dann Frequenzabweichungen des Stromnetzes ausgeglichen, die Vorgaben dafür kommen von Tennet. Das so gesteuerte Ladeverhalten stabilisiert das Stromnetz gleich auf zwei Ebenen, und das ohne Einschränkungen für die Nutzung der Fahrzeuge.

Gleichzeitig benötigt eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland weitere Speichermöglichkeiten für Strom aus sauberen Energiequellen wie Wind- oder Sonnenenergie. E-Autos haben große Batterien und sind schon heute ideal, um überschüssige Strommengen schnell und sicher aufzunehmen. Als Teil des virtuellen Kraftwerks von Sonnen können die E-Autos zum Beispiel überschüssigen Windstrom in der Nacht aufnehmen, sodass sie tagsüber nicht mit Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken beladen werden müssen. In Summe soll ein neuer, mobiler Kraftwerksblock entstehen, der die Speicherkapazität für Strom in einem sauberen Energiesystem erweitert und fossile Kraftwerke noch ein Stück weiter überflüssig macht.

Kunden können profitieren

Von der Sonnencommunity und der Bereitstellung von Primärregelleistung profitieren in Zukunft auch die Autofahrer und Autofahrerinnen. Denn die Währung im Energiesystem der Zukunft heißt nicht länger Kilowattstunde, sondern vielmehr Flexibilität.

Sonnen bietet bereits heute eine Gewinnbeteiligung an seinem virtuellen Kraftwerk. Mit der Einbindung der E-Autos können weitere Vergütungsmodelle entwickelt werden, so dass die Kundinnen und Kunden in der Sonnencommunity zusätzliche Anreize dafür erhalten, wenn sie ihr Elektroauto netzverträglich steuern lassen.

15.2.2023 | Quelle: Sonnen | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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