HZB: Stabilität von Perowskit-Solarzellen legt zu

Grafik zeigt den Aufbau zweier PerowskitZellen mit und ohne dipolre Polymere.Grafik: G. Li /HZB
Unterschiedliche Stabilität: In der Perowskit-Zelle links bilden sich zwischen den Mikrokristallen Hohlräume, die Temperaturstress erzeugen, der zur Degradation der Zelle führt. In der rechten Variante polstert die dipolare Polymerverbindung die winzigen Kristalle ab und reduziert damit den thermomechanischen Stress.
Forschern unter Leitung des Helmholtz-Zentrums Berlin ist es gelungen, die Stabilität von Perowskiten zu verbessern. Durch die Zugabe von dipolaren Polymeren werden sie deutlich temperaturresistenter.

Die Stabilität von Perowskit-Solarzellen hat sich weiter verbessert. Darüber berichtet das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB). Perowskit-Halbleiter versprechen hocheffiziente und preisgünstige Solarzellen. Allerdings reagiert das halborganische Material sehr empfindlich auf Temperaturunterschiede, was im normalen Außeneinsatz rasch zu Ermüdungsschäden führen kann. Gebe man laut HZB jedoch eine dipolare Polymerverbindung zur Vorläuferlösung des Perowskits hinzu, verbessere sich die Stabilität enorm. Dies habe nun ein internationales Team unter der Leitung von Antonio Abate, HZB, im Fachjournal Science gezeigt. Die so hergestellten Solarzellen erreichten Wirkungsgrade von deutlich über 24 Prozent, die selbst bei Temperaturschwankungen zwischen -60 und +80 Grad Celsius über hundert Zyklen kaum sinken. Das entspreche etwa einem Jahr im Außeneinsatz.

Die Materialklasse der Halogenid-Perowskite könnte Solarstrom noch effizienter und zu noch geringeren Kosten ermöglichen. Die Materialien seien sehr günstig, lassen sich mit minimalem Energieaufwand zu dünnen Schichten verarbeiten und erreichen bereits Wirkungsgrade, die deutlich über denen herkömmlicher Silizium-Solarzellen liegen.

Ziel: 20 Jahre im Außeneinsatz

Von Solarmodulen wird jedoch erwartet, dass sie unter Freilandbedingungen mindestens 20 Jahre lang eine stabile Leistung erbringen. Dabei müssen sie große Temperaturschwankungen aushalten. Silizium-Module schaffen das problemlos, während die halborganischen Perowskite recht schnell an Leistung verlieren. „Sonnenlicht kann das Innere einer PV-Zelle rasch auf 80 Grad Celsius aufheizen; im Dunkeln kühlt die Zelle dann sofort wieder auf Außentemperatur ab. Das löst große mechanische Spannungen in der Dünnschicht aus Perowskit-Mikrokristallen aus, die zu Defekten und sogar zu lokalen Phasenübergängen führen, so dass die Solarzelle an Qualität verliert“, erklärt HZB-Gruppenleiter Abate.

Gemeinsam mit seinem Team und internationalen Partnern habe er eine chemische Variante untersucht, die die Stabilität der Perowskit-Dünnschicht in verschiedenen Solarzellenarchitekturen deutlich verbessere. Besonders ausgeprägt war die Verbesserung in der so genannten p-i-n-Architektur, die normalerweise etwas weniger effizient ist als die häufiger verwendete n-i-p-Architektur.

„Wir haben die Bauelementstruktur und die Prozessparameter optimiert, wobei wir auf frühere Ergebnisse aufbauen konnten. So gelang uns schließlich eine entscheidende Verbesserung mit b-Poly(1,1-difluorethylen) oder kurz b-pV2F“, sagt Guixiang Li, der unter der Leitung von Prof. Abate promoviert. b-pV2F-Moleküle ähneln einer Zickzackkette, die mit alternierenden Dipolen besetzt ist. „Dieses Polymer scheint sich wie eine weiche Schale um die einzelnen Perowskit-Mikrokristalle in der dünnen Schicht zu legen und bildet eine Art Polster gegen thermomechanische Belastungen „, erklärt Abate.

Rekordwirkungsgrad für p-i-n-Architektur: 24,6 %

Tatsächlich zeigen Aufnahmen unter dem Rasterelektronenmikroskop, dass sich die winzigen Körnchen in den Zellen mit b-pV2F enger aneinander schmiegen. „Außerdem verbessert die Dipolkette von b-pV2F den Transport von Ladungsträgern und erhöht damit die Effizienz der Zelle“, sagt Abate. Tatsächlich konnte die Gruppe im Labormaßstab Zellen mit einem Wirkungsgrad von bis zu 24,6 % herstellen, ein Rekord für die p-i-n-Architektur.

Die so hergestellten Solarzellen mussten einen harten Test durchlaufen: mehr als hundert Zyklen zwischen +80 Celsius und -60 Celsius und 1000 Stunden kontinuierlicher 1-Sonnen-Äquivalent-Beleuchtung mussten sie aushalten. Das entspricht etwa einem Jahr Außeneinsatz. „Selbst unter diesen extremen Belastungen erreichten sie am Ende noch einen Wirkungsgrad von 96 %“, betont Abate. Das liegt schon in der richtigen Größenordnung. Wenn es nun gelingt, die Verluste noch ein wenig zu reduzieren, könnten Perowskit-Solarmodule auch nach 20 Jahren noch einen Großteil ihrer ursprünglichen Leistung erbringen.

23.2.2023 | Quelle: HZB | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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