Esys: Strommarktdesign funktionsfähig, braucht Anpassungen für Energiewende

Zu sehen ist eine Collage aus Fotos mit Windenergie, Photovoltaik, Biomasse, Wasserkraft und Stromsteckdose als Symbol für das neue Strommarktdesign für die Integration fluktuierender Erneuerbarer EnergienFoto: Andreas Haertle / stock.adobe.com
Auf 84 Seiten führen die Forschenden aus dem Akademienprojekt Esys aus, wie sie sich das Strommarktdesign der Zukunft vorstellen.

Ein Strommarktdesign für die Energiewende muss erneuerbare Energien effektiv und effizient in den Markt integrieren. Wie das gehen kann, haben Fachleute des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“ (Esys) diskutiert. Zwei wesentliche Ergebnisse: Kurzfristig müssen Marktprämien einen sektorübergreifenden CO2-Preis ergänzen, um erneuerbare Energien ausreichend zu fördern. Zum Sichern der Reservekapazitäten kommen verschiedene Marktmodelle infrage.

Heutiges Strommarktdesign nicht für Wind- und Solarstrom gemacht

Erneuerbare-Energie-Anlagen haben geringe Betriebskosten, müssen aber während ihrer Laufzeit die anfänglich hohen Investitionskosten wieder erwirtschaften. Zudem sind ihre Erträge von der Witterung abhängig. Der zeitweise hohe Ertrag drückt dabei die Preise und macht die Stromeinspeisung in diesen Zeiten unattraktiv für die Erzeuger. Auch ausbleibender Sonnenschein und Wind wirken sich auf das Angebot aus: Für sogenannte Dunkelflauten braucht es Reservekapazitäten, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Das heutige Strommarktdesign bildet diese Besonderheiten der Energiewende-Technologien noch nicht ba.

Das Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“ (Esys), eine gemeinsame Initiative von acatech, Leopoldina und Akademienunion, hat deshalb untersucht, wie Anpassungen des bestehenden Marktdesigns Abhilfe schaffen können. Geleitet wurde die Gruppe von Jürgen Kühling (Universität Regensburg, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Immobilienrecht, Infrastrukturrecht und Informationsrecht) und Justus Haucap (Heinrich-Heine-Universität, Duesseldorf Institute for Competition Economics). Für die gemeinsame Initiative „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) hat acatech die Federführung übernommen. Im Akademienprojekt erarbeiten mehr als 160 Energiefachleute aus Wissenschaft und Forschung Handlungsoptionen zur Umsetzung einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Energieversorgung.

Strommarkt grundsätzlich auch Krise funktionsfähig

Die Ergebnisse hat Esys nun in einer Stellungnahme veröffentlicht. Der Titel verrät den Inhalt: „Investitionsanreize setzen, Reservekapazitäten sichern: Optionen zur Marktintegration erneuerbarer Energien“. Die Fachleute gehen davon aus, dass der Strommarkt grundsätzlich funktionsfähig ist, auch in der Krise. Ein umfassender Eingriff in den Markt sei daher nicht notwendig. Trotzdem sehen sie Anpassungsbedarf im Strommarktdesign, um eine schnelle und vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien zu ermöglichen.

Klar ist für die Fachleute, dass die Flexibilität als Ausgleich der schwankenden Erzeugung zunehmen muss. Diese sei Grundlage für alle weiteren Anpassungen. Mehr Flexibilität könne nur in einem Zusammenspiel von technischen Neuerungen und ökonomischen Anreizen gelingen. Als Beispiele nennt die Pressemitteilung Energiespeicher, eine Nachfrageflexibilisierung und flexible zusätzliche Lasten und die Digitalisierung des Stromsystems, etwa durch das Rollout des Smartmeters.

Marktprämien geschickt einsetzen und Reservekapazitäten anreizen

Darauf aufbauend bewerten die Esys-Fachleute den CO2-Preis als klimawirksames und kosteneffizientes Mittel, das für das Erreichen der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 auf lange Sicht am besten geeignet ist. Der Preis sollte in einem vorhersehbaren Korridor ansteigen und möglichst auf alle Sektoren ausgeweitet werden. Um die Ausbauziele bis zum Jahr 2030 zu erfüllen, sehen sie ihn aber nicht als ausreichendes Instrument an. Kurzfristig müsse der CO2-Preis mit Marktprämien ergänzt werden. Die Stellungnahme vergleicht Chancen und Risiken von fixen und einseitig gleitenden Marktprämien sowie von „Contracts for Difference“. Somit soll sie als Basis für eine politische Entscheidung für ein geeignetes Marktprämienmodell dienen.

Ob das aktuell im Strommarktdesign verankerte System der strategischen Reserve auch mit fortschreiten der Energiewende ausreicht, gelte es gründlich zu evaluieren. Bisher gewährleiste ein Zusammenspiel von Energy-Only-Markt und Backup-Kraftwerken, dass ausreichend Reserven vorhanden sind. Als Alternativen hierfür identifizieren die Fachleute zentral oder dezentral organisierte Kapazitätsmärkte. Diese könnten neue Investitionsanreize setzen und somit die Bereitstellung von Reservekapazitäten für den Markt attraktiv machen.

Zur vollständigen Stellungnahme von Esys geht es hier.

Anfang vorigen Jahres hatte der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) seinen Vorschlag für ein neues Strommarktdesign für die Energiewende vorgestellt.

12.05.2023 | Quelle: Acatech | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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