Grüner Wasserstoff aus Deutschland wird konkurrenzfähig

Für den Durchbruch der Wasserstoff-Technologie darf es laut LEE NRW keine aufwändigen Hürden für kleine Elektrolyseure bei den Genehmigungsverfahren geben.Foto: AA+W / stock.adobe.com
Deutschland könnte grünen Wasserstoff aus Windenergie im Vergleich zu Importen durchaus konkurrenzfähig produzieren. Das zeigt eine Metastudie des Wuppertal-Instituts. Importierter blauer Wasserstoff sollte wegen zu hoher Emissionen keine Option zur Dekarbonisierung Deutschlands darstellen.

Grüner Wasserstoff aus Deutschland ist deutlich konkurrenzfähiger als bisher erwartet. Das zeigt eine Metastudie des Wuppertal-Instituts im Auftrag des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) NRW. Die Wissenschaftler haben sich dabei elf Studien der jüngsten Vergangenheit angesehen.

Die erwarteten Produktionskosten für grünen Wasserstoff in Deutschland sind demnach im Vergleich zu früheren Studien deutlich gesunken und liegen meist unterhalb der Importkosten per Schiff. Die niedrigsten Kosten erwarten die analysierten Studien aber für Pipelineimporte aus sonnenreichen Regionen in Nordafrika und Spanien sowie Ost- und Nordeuropa.

Die Spannweite der erwarteten Produktionskosten für grünen Wasserstoff in Deutschland liegt laut den Studien für 2030 zwischen 7 und 13,5 Cent je Kilowattstunde (kWh) Wasserstoff. Ein Pipeline-Pendant könnte im günstigsten Fall demgegenüber 4,5 Cent je kWh kosten.

Onshore-Wind für heimischen Wasserstoff

Während die Photovoltaik für den importierten grünen Pipeline-Wasserstoff aus dem Süden die bevorzugte und günstigsten Stromquelle ist, wäre es in Deutschland die Windenergie. „Die kostengünstigste Variante für Deutschland wäre Onshore-Wind aus Norddeutschland“, sagt Studienautor Frank Merten. Der Norden würde sich auch als bester Standort zur Produktion des grünen Wasserstoffs eignen. „Wasserstoff in Norddeutschland zu erzeugen und dann per Pipeline in die Verbrauchszentren zu transportieren, ist günstiger und sinnvoller, als den Strom dorthin zu bringen.“

Die untersuchten Studien unterstellen eine hohe Bandbreite des für Deutschland erwarteten grünen Wasserstoffs: zwischen 29 und 101 Terrawattstunden bis 2030, abhängig von den zu dekarbonisierenden Sektoren. Dabei handelt es sich um den zusätzlichen Bedarf – über den „klassischen“ Verbrauch von Erdgas hinaus. Das unterscheidet sich damit teils deutlich von der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung, die einen zusätzlichen Bedarf von 35 bis 55 TWh erwartet.

Um den Bedarf im Zaum zu halten, empfiehlt das Wuppertal-Institut nur diejenigen Sektoren mit grünem Wasserstoff zu dekarbonisieren, für die es keine anderen Lösungen gibt. Das sind die Stahlindustrie, Ammoniak und Grundstoffchemie. Dahinter folgen mit Abstrichen Raffinerien, Hochtemperatur-Prozesswärme und der Schwerlastverkehr. Bei einer solchen Fokussierung könnte Deutschland auch mehr als 50 Prozent des benötigten Wasserstoffs aus heimischer Produktion decken.

Blauer Wasserstoff aus Erdgasimporten keine sinnvolle Option

Eine Absage erteilten die Wissenschaftler dagegen dem Import von blauem Wasserstoff. Der stammt aus Erdgas mit CO2-Abscheidung. „Die Erzeugung von grünem Wasserstoff geht mit den niedrigsten Emissionen einher“, so Merten. Sie liegt bei etwa 25 Gramm CO2 pro kWh. Selbst bei importiertem blauem Wasserstoff aus Norwegen, der direkt per Pipeline nach Deutschland kommt, liege der Vergleichswert bei mehr als 40 Gramm. Der Import von blauem Wasserstoff aus Ländern wie Katar (107 g CO2) und den USA (152 g CO2) sollte erst recht keine Alternative darstellen. Merten warnte auch davor, mit solchen Importen aus Übersee neue Abhängigkeiten zu schaffen.

Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW, fordert deshalb die Bundesregierung auf, in ihrer neuen Nationalen Wasserstoff-Strategie verstärkt auf grünen Wasserstoff auf Basis heimischer erneuerbarer Energien zu setzen. Er fordert auch, sich als Deutschland höhere Ziele zu setzen. So ist davon auszugehen, dass die Nationale Wasserstoffstrategie 10 Gigawatt Elektrolyse-Leistung bis 2030 anstreben wird. „Warum nicht 20 oder 30 GW?“, fragt Mildenberger angesichts der möglichen konkurrenzfähigen Produktion in Deutschland

27.6.2023 | Autor: Oliver Ristau
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