Fraunhofer entwickelt digitalen Prozess für PV-Modul-Recycling
Das PV-Modul-Recycling wird zu einer immer wichtigeren Aufgabe, um eine Kreislaufwirtschaft in der Photovoltaik zu etablieren. Das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP in Halle (Saale) hat dazu eine automatische Datenerfassung entwickelt. Wie das Fraunhofer ISE mitteilte, stelle das Fraunhofer CSP diese dem Startup Solar Materials zur Verfügung. Es gehöre zu den ersten, die sich dem Recycling von PV-Modulen widmen. Die dazugehörige Datenbank mit hunderten Proben unterschiedlicher PV-Module ermögliche es Solar Materials auch, den Schadstoff- und Silberertrag der Solarmodule abzuschätzen sowie den Recyclingprozess anzupassen.
In Deutschland würden dieses Jahr circa 10.000 Tonnen an alten Photovoltaik-Module auf dem Recyclingmarkt landen. Ab 2030 dürften es bereits mehr als 500.000 Tonnen pro Jahr sein. Der Hintergrund: Die meisten PV-Anlagen kamen in Deutschland bisher in der ersten Ausbauwelle zwischen 2010 und 2012 auf die Dächer. Auf diese werde nach Ende der zwanzig Jahre dauernden Einspeisevergütung ab 2029 absehbar eine erste Entsorgungswelle folgen. »Und durch den stark ansteigenden Zubau in den kommenden Jahren wird der Entsorgungsbedarf auf hohem Niveau bleiben und ansteigen«, erwartet Prof. Dr. Andreas Bett, Standortverantwortlicher am Fraunhofer CSP und Institutsleiter des Fraunhofer ISE. Es gelte daher, im Vorfeld kostengünstige Prozesse und Verfahren zur Rückgewinnung der Materialien in ausgedienten Modulen aufzubauen.
Bau großskaliger Recyclingstraße in Magdeburg
Die Solar Materials GmbH aus Magdeburg hat eine Pilotlinie aufgebaut, mit der es Solarmodule recycelt. Im Forschungsprojekt »RESCUE – Effizientes Recycling von Solarmodulen durch computergestützte und datengetriebene Prozessoptimierung«, finanziert durch das Bundesland Sachsen-Anhalt und die Europäische Union, verbesserte das junge Unternehmen nun mit einem Forschungsteam des Fraunhofer CSP den Aufbereitungsprozess für seine Recycling-Linie. »Aktuell umfasst die Moduldatenbank, die wir dafür aufgebaut haben, circa 150 PV-Modultypen, und sie wird stetig ergänzt«, sagt Dr. Andreas Obst, Projektleiter am Fraunhofer CSP. »Die PV-Module werden zu Beginn des Recyclingprozesses anhand ihres Typschildes automatisch erkannt und das folgende Verfahren entsprechend angepasst. Diese Feinabstimmung der verschiedenen Paramater im Recyclingprozess spart Energie und führt zu besseren Endergebnissen.«
Die Datenbank erlaubt außerdem eine bessere Analyse der eingehenden PV-Module. »Wir können jetzt von vornherein besser abschätzen, wie hoch der Silber-, aber auch der Schadstoffgehalt der Solarmodule ist, die uns zum Recycling geliefert wurden, und unsere Preise entsprechend anpassen«, erklärt Jan Bargel, verantwortlich für die Entwicklung bei Solar Materials. Die Pilotlinie des jungen Unternehmens läuft seit Anfang des Jahres erfolgreich und nun auch mit ihrer digitalen Optimierungsstütze. Im September hat der Bau einer großskaligen Recyclingstraße am Standort Magdeburg begonnen.
9.10.2023 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH