Tiefe Geothermie: Daldrup bohrt in Neuruppin

großer Geothermie-Bohrturm in verschneiter Landschaft.Foto: Daldrup & Söhne
Großbohranlage von Daldrup in Lavey (Schweiz) bei einer Bohrung für ein Geothermiekraftwerk.
Die Stadtwerke Neuruppin in Brandenburg haben zwei Geothermie-Bohrungen in jeweils rund 2.000 Meter Tiefe beauftragt. Sie sollen Energie für das Fernwärmenetz liefern.

Durchführen soll die Bohrungen die Firma Daldrup & Söhne, ein Bohrtechnik- und Geothermiespezialist aus Unterhaching. Das Projektvolumen beträgt laut Daldrup & Söhne rund fünf Millionen Euro. In der Tiefe erwarten die Unternehmen eine Temperatur von etwa 70 °C. Um die Energie ins Fernwärmenetz einzuspeisen, sollen Hochtemperatur-Wärmepumpen sie auf das gewünschte Niveau heben. Auf diese Weise wollen die Stadtwerke eine Wärmemenge von 76 GWh pro Jahr gewinnen, was der Versorgungfür das von rund 3.000 durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalten entsprechen soll. Die Geothermie-Bohrungen in Neuruppin sollen ab dem 2. Quartal 2024 niedergebracht werden, heißt es von Daldrup & Söhne.

Die Stadtwerke Neuruppin waren die ersten, die eine Zusage für den Investitionszuschuss aus der Bundesförderung Effiziente Wärmenetze erhielten. Neuruppin ist eine der wenigen Städte in der nördlichen Landeshälfte, die schon seit längerem Tiefe Geothermie nutzen, wenn auch in kleinerem Maßstab. Bereits 2007 unternahmen die Stadtwerke den ersten Anlauf, Erdwärme zu fördern. Sie stießen in knapp 1.700 Metern Tiefe auf Thermalwasser mit gut 63 °C. Mit einer Förderrate von 4,2 Litern pro Sekunde und 1,4 MW thermischer Leistung sind allerdings keine großen Sprünge zu machen.

Geothermie in der norddeutschen Tiefebene kommt in Fahrt

Für die Daldrup & Söhne AG ist die Bohrung in Neuruppin das vierte Projekt in der norddeutschen Tiefebene in kurzer Zeit. Zuvor bohrte das Unterhachinger Unternehmen in Schwerin und Hamburg, und auch für Neustadt-Glewe gibt es einen Auftrag. Daldrup stehe zudem in Verhandlungen mit mehreren weiteren Kommunen.

Der neue Bohr-Boom im Norden hat mehrere Gründe. Neben dem gestiegenen Druck, eine klimaneutrale Fernwärmeversorgung sicherzustellen, gehört dazu die Weiterentwicklung von Großwärmepumpen für hohe Temperaturen. Das ist in Norddeutschland relevant, da die meisten Bohrungen nur Temperaturen unter 80 °C liefern, was für Bestandsnetze selten ausreicht. Auch die Datenlage zur Durchlässigkeit des Untergrundes hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Weitere Hintergründe zur Geothermie in Norddeutschland gibt es in diesem Artikel aus der Energiekommune.

Quelle: Daldrup | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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