Windenergieausbau in NRW nimmt Fahrt auf

Im Bild die Montage einer Windenergieanlage als Symbol für den Windenergieausbau in NRW.Foto: TimSiegert-batcam / stock.adobe.com
In NRW tragen die erneuerbaren Energien deutlich weniger zur Stromerzeugung bei als im Bundeschnitt. Doch beim Windenergieausbau geht es voran.

Im vergangenen Jahr sind nach einer vorläufigen Analyse der Fachagentur Windenergie an Land in NRW 112 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 517 Megawatt (MW) neu in Betrieb gegangen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von mehr als 20 Prozent. Da man in den zurückliegenden zwölf Monaten eine Reihe ältere Anlagen abgebaut hat, beträgt der Nettozuwachs beim Windenergieausbau in NRW 409 MW.

„Der Windenergieausbau im Land hat nach der politisch-administrativen Flaute in den Vorjahren 2023 tatsächlich begonnen Fahrt aufzunehmen. Allerdings muss dieses Tempo weiter gesteigert werden, damit die Landesregierung ihre eigenen Ziele erreicht“, sagt Hans-Josef Vogel. Der Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) verweist auf den Koalitionsvertrag, der für diese Legislaturperiode den Betriebsbeginn von zusätzlich mindestens 1.000 Windenergieanlagen vorsieht – rechnerisch heißt das 200 Anlagen pro Jahr.

Dass NRW beim Ausbau erneuerbarer Energien noch mehrere Schüppchen drauflegt muss, zeige eine aktuelle Zahl des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) für das zurückliegende Jahr. Demnach ist der Ökostromanteil an der Netto-Stromerzeugung bundesweit auf über 59 Prozent gestiegen, in NRW liegt diese Quote dagegen bei nur gut 26 Prozent. Hans-Josef-Vogel: „Diese Zahl zeigt, dass die Energiewirtschaft in NRW nach wie vor sehr fossil geprägt ist. Der politisch beschlossene Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 erfordert deshalb weitere Anstrengungen für den Ausbau der Windenergie und der anderen erneuerbaren Energieträger, damit auch die Industrie NRW künftig vom Standortvorteil genügend Ökostrom profitieren kann.“

Damit der Windenergieausbau wirklich an Fahrt aufnimmt, fordert der LEE NRW:

  • Es muss im ersten Halbjahr 2024 zum angekündigten Bürokratieabbau insbesondere bei der Genehmigung neuer Windenergieanlagen kommen. Vogel: „Dabei muss die Devise: weniger, einfacher und digitaler gelten.“
  • Unverzichtbar ist es, dass man mit der anstehenden Überarbeitung der Regionalpläne genügend geeignete Flächen rechtssicher ausweist, die für die Errichtung moderner Windenergieanlagen auch tatsächlich geeignet sind. Vogel: „Es sorgt für Verunsicherungen und ist deshalb wenig hilfreich, wenn in ersten Entwürfen durch die Hintertür die überflüssige 1.000-Meter-Abstandsregelung wieder eingeführt werden soll.“
  • Für die Bauphase der neuen Windenergieanlagen muss es unverzügliche Transportgenehmigungen geben. Das Vorbild dafür ist das Nachbarland Niederlande, wo die zuständigen Behörden ihre Zustimmung innerhalb von 15 Arbeitstagen erteilen. Vogel: „Was in den Niederlanden heute schon Standard ist, sollte auch in Deutschland möglich sein. Das Land NRW muss permanent das Bundesverkehrsministerium in die Pflicht nehmen, dessen Autobahn GmbH sich in den zurückliegenden Monaten als ganz, ganz großer Hemmschuh erwiesen hat.“

LEE NRW erwartet Zunahme des Windenergieausbaus in 2024

Für die kommenden Jahre geht der LEE NRW von einem größeren Plus beim Windenergieausbau aus. „Allein im vergangenen Jahr sind in NRW Genehmigungen für etwas mehr als 1.700 MW Windenergie-Leistung erteilt worden“, begründet der LEE NRW-Vorsitzende seinen Optimismus. „Mit diesem Wert ist NRW Deutscher Meister 2023, dieser Titel sollte auch beim Ausbau der Anspruch für die nächsten Jahre sein.“ Konkret: 23 Prozent der im vergangenen Jahr bundesweit genehmigten neuen Windenergie-Leistung entfällt auf NRW.

Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung ist laut LEE NRW die seit Jahresbeginn gültige Landesbauordnung, die erstmals Erleichterungen für die Errichtung von Windenergieanlagen in Industrie- und Gewerbegebieten festschreibt. Damit ist die Landesregierung einer langjährigen Forderung des LEE NRW nachgekommen. „NRW braucht Industrie. Industrie braucht Energie. Deshalb muss die Windenergienutzung auch ins Industrie- und Gewerbegebiet dürfen. Mit der Reduzierung der sogenannten Baulasten ist ein allererster Schritt getan. Aber wir brauchen einen richtigen Industrie-Windstrom-Pakt“, begrüßt Milan Nitzschke, Geschäftsführer der SL Naturenergie GmbH in Gladbeck, die Neuerung in der Landesbauordnung.

Um über die Vorteile einer ortsnahen Windstromerzeugung in Gewerbe- und Industriegebieten zu informieren, hat der LEE NRW seine neue Broschüre „Strom dort, wo er gebraucht wird“ vorgestellt. Die Broschüre verschickt der LEE NRW unter anderem an alle NRW-Kommunen, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und die Wirtschaftsfördergesellschaften.

Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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