Holzenergie-Pakt für Bayern

Eine Gruppe Männer und zwei Frauen sitzen bzw stehen hinter einem Tisch - Bayerns Pakt für Holzenergie.Foto: StMWi/E. Neureuther
Bayern will die Wärmewende mit Holz aus dem Wald stemmen.
Bayern will die Holzenergie stärker für die Wärmewende nutzen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger stellt nun einen „Pakt Holzenergie Bayern“ vor.

Den Auftakt für den Holzenergie-Pakt machte Aiwanger zusammen mit Vertretern der Waldbesitzer und der Forstwirtschaft, der Holzenergiebranche, des Bauernverbands sowie der Kommunen. Bayern sei ein Waldland, begründet er den angestrebten Einsatz von mehr Holzenergie. Immer mehr Holz „steht in unseren Wäldern und muss genutzt werden, damit die Wälder stabil bleiben“, erklärt er. Würde das Holz im Wald verfaulen, gehe das CO2 schließlich auch in die Atmosphäre, aber ohne dabei fossile Energieträger zu ersetzen. Daher sei die Waldbewirtschaftung mit Brennholznutzung „aktiver Umwelt- und Klimaschutz.“ Laut Aiwanger sei sie „sogar besser als die vielgelobte Wärmepumpe, wenn der Strom dafür aus Kohle und Frackinggas kommt.“ Dass der Strommix im Jahr 2023 bereits zu mehr als 50 Prozent aus erneuerbaren Energien stammte, bleibt in der Pressemitteilung außen vor.

Die Frage, wie viel Holz sich aus Bayerns Wäldern zusätzlich entnehmen lässt, ohne sie zu destabilisieren, beantwortet die Pressemitteilung nicht konkret. „Das Potenzial von Holz ist bei Weitem nicht ausgeschöpft“, heißt es allgemein. Niemand müsse fürchten, dass die Wälder in Deutschland durch die Nutzung verschwinden würden. Laut Aiwanger seien „nur bewirtschaftete Wälder stabile Wälder und damit verlässliche CO2-Speicher.“ Wie es dem Wald gelang, vor Erfindung der Forstwirtschaft fast ganz Europa zu bedecken, bleibt dabei offen.

Zahlen zum Potenzial der Holzenergie sind dürftig

Zudem diene „jeder Ster“ (Raummeter) Holz, der verbraucht werde dem Umweltschutz, und zwar entweder beim Heizen oder beim Einsatz für Bau und Wohnen. Darauf, wie viel des „nicht ausgeschöpften“ Potenzials für das Bauen eingesetzt werden soll und wie viel zum Heizen, geht die Pressemitteilung ebenfalls nicht ein. Die Biomassestrategie der Bundesregierung sieht für diese Anwendungen möglichst eine Kaskadennutzung vor: Holz solle möglichst stofflich genutzt werden und erst nach seinem Einsatz als Möbelstück oder Bauprodukt verbrannt. So soll die Wertschöpfung erhöht und das CO2 länger gespeichert werden.

Die Pressemitteilung den aktuellen Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung in Bayern mit 26 Prozent. Holz und feste Biomasse sollen daran wiederum einen Anteil von 73 Prozent haben. Holzenergie könne in ländlichen Regionen mit hoher Holzverfügbarkeit und Handlungsbedarf beim Waldumbau“ eine große Rolle spielen. Auf Nachfrage des Solarservers erklärt das Wirtschaftsministerium, dass laut einem Waldumbau-Szenario die erntereife Holzmenge in den kommenden 20 Jahren etwa 26 Millionen ansteigen werde. Dann wären die alten und anfälligen Fichtenbestände weitgehend durch resilientere Mischwälder ersetzt. Die Erntemenge würde wieder auf 16,5 Millionen Erntefestmeter ohne Rinde sinken. Das davon zurzeit nicht ausgeschöpfte Potenzial „dürfte mehrere Millionen Kubikmeter umfassen“, heißt es.

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe beziffert das Bioenergiepotenzial von Energieholz aus dem Wald mit 210 PJ (58 TWh) für ganz Deutschland im Jahr 2050. Damit ist es deutlich geringer als das von Bioabfällen (1.005 PJ) und Energiepflanzen (458 PJ). Die Information, wie viel Energie Bayern zum Heizen benötigt, fehlt nicht nur in Aiwangers Pressemitteilung. Sie ist auch in den Energiedaten des zuständigen Ministeriums nicht separat ausgewiesen. Immerhinder Energieverbrauch der „Haushalte und übrigen Vebraucher“ (657 PJ) findet sich dort. Laut der grafischen Darstellung ist davon etwa ein Fünftel Strom. Das Fehlen des Wärmebedarfs ist kein Mangel an der Grafik, sondern an den Daten: Auf Anfrage des Solarservers erklärt das Bayerische Wirtschaftsministerium, dass man gar nicht wisse, wie groß der reine Wärmebedarf in Bayern überhaupt sei.

Auch ohne zu wissen, wie viel Wärme er überhaupt braucht, sieht Aiwanger die Holzenergie dennoch als Wärmequelle für sämtliche Feuerungen, vom Wärmenetz über den dezentralen Heizkessel bis zum Kaminofen. Sie eigne sich auch für das Zusammenspiel mit Solarthermie oder Wärmepumpe, ergänzt er. Dementsprechend fördert Bayern Biomasseheizwerke und Wärmenetze mit dem Programm Biowärme Bayern, das auch in diesem Jahr weiterlaufen soll. Von Mai bis Dezember 2023 seien darin bereits 35 lokale Wärmeprojekte angestoßen worden.

Quelle: STMWi | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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