Global Renewable Status Report 2024: Finanzierung ist ein Engpass der Energiewende

Balkendiagramm zeigt Wachstum von erneuerbaren Energien und Energieverbrauch weltweit.Grafik: REN21
Die Erneuerbaren legten zu, konnten aber mit dem Energiebedarf nicht Schritt halten.
Erneuerbare-Energien-Projekte mit rund 3.000 GW stagnieren weltweit – unter anderem, weil es an Netzanschlüssen oder bezahlbarer Finanzierung fehlt. Zu diesem Schluss kommt der „Global Renewable Status Report 2024“ der Initiatiative REN21.

Der Global Renewable Status Report, kurz GSR, ist laut REN21 die umfangreichste jährliche Studie zum Status der erneuerbaren Energien weltweit und dokumentiert die Entwicklungen bereits seit 2005. Dabei tragen in jedem Jahr hunderte Akteur:innen aus Wissenschaft, Hochschulen, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und der Industrie die Daten zusammen und prüfen die Berichte. Der gesamte Status Report besteht seit vorigem Jahr aus mehreren, nacheinander erscheinenden Berichten.

Der erste dieser Energiewende-Berichte im Jahr 2024 ist der heute erschienene Global Overview. Dieser attestiert den erneuerbaren Energien ein deutliches Wachstum im Jahr 2023. Der Zuwachs von 473 GW an erneuerbarer Energiekapazität im Jahr 2023 sei sogar ein neuer Rekord. Die Nutzung erneuerbarer Energien stieg zwischen 2012 und 2022 um 58 %.

Allerdings reiche dieses nicht aus, um mit dem steigenden Energiebedarf auch nur Schritt zu halten. Dieser sei in den vergangenen zehn Jahren um 16 Prozent gewachsen. Vor allem hätten Kohle, Öl und fossiles Gas die gewachsene Nachfrage gedeckt. Daher seien die energiebedingten CO2-Emissionen im Jahr 2023 nicht gesunken, sondern um 1,1 % gestiegen.

Um die globalen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, wäre laut REN21 ein Zubau von 1.000 GW an erneuerbaren Energiekapazitäten nötig. Ähnlich sieht es bei den Investitionen aus. Laut BloombergNEF und der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (Irena) wären jährlich 1.300 bis 1.350 Milliarden USD erforderlich, um die Ziele der COP28 und des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu erreichen. Im Jahr 2023 stiegen die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien und Brennstoffe stiegen im Jahr 2023 deutlich um 8,1 % – doch mit rund 623 Milliarden USD sind sie immer noch zu gering.

Politik treibt Energiewende global an: COP28, Inflation Reduction Act und RePowerEU

In den letzten Jahren hätten politische Entwicklungen der Energiewende einen Schub gegeben, vor allem bei der Stromerzeugung. Konkret nennt REN21 den Beschluss der UN-Klimakonferenz (COP28) von 2023, die Kapazität erneuerbarer Energien zu verdreifachen und die jährlichen Energieeffizienzsteigerungen bis 2030 zu verdoppeln. Er habe zu einer „beispiellosten Dynamik“ geführt. Doch es blieben Wünsche offen. „Der Beschluss der COP28 war ein großer Erfolg, wäre aber noch größer gewesen, wenn er auf das gesamte Energiesystem und nicht nur auf das Stromsystem abgezielt hätte“, sagt Janet Milongo, Senior Officer bei Climate Action Network International (CAN). Zudem sei des Thema der Finanzierung nicht grundsätzlich adressiert worden.

Auch im Kontext von Energiekrise und Inflation verbesserten Regierungen in verschiedenen Ländern die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien. Hier nennt REN21 den Inflation Reduction Act der Vereinigten Staaten und der RePowerEU-Plan der Europäischen Union, deren Ziel es auch sei, Lieferketten zu diversifizieren und Abhängigkeiten zu verringern.

Hohe Zinsen in Ländern mit niedrigem Einkommen bremsen Energiewende

Einen Knackpunkt der Energiewende macht der Report in den sogenannten Entwicklungsländern aus. Sie seien dabei, eine Vorreiterrolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu übernehmen. Der Renewables Hub für Lateinamerika und die Karibik beispielsweise habe sein Ziel für den Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugung in der Region für 2030 von 70 % auf 80 % erhöht. Außerdem strebe die Region einen Anteil von 36 % erneuerbaren Energien an ihrer gesamten Energieversorgung an. Doch während sich Kapital für Ökoenergie-Projekte in Industrieländern zu weniger als 4 Prozent Zinsen beschaffen lässt, liegen die Kapitalkosten in Ländern mit geringen Einkommen bei über 10 Prozent. Das verschärfe die globale Ungleichheit und hindere die Länder daran, ihre Potenziale der erneuerbaren Energien für sich zu erschließen und so wiederum ihre Wirtschaft und Industrie zu stärken.

Die Energiewende ist kein Projekt reicher westlicher Staaten: Neben Europa setzt vor allem der globale Süden auf erneuerbare Energien.

Auch bei Genehmigungsverfahren und den Netzanschlüssen gebe es Engpässe. In Summe hätten die Engpässe bei Netzen, Genehmigungen und Finanzierung bis 2023 rund 3.000 GW Projektvolumen ausgebremst, schätzt REN21. „Stromnetze wurden viel zu lange ignoriert. Die Errichtung von Stromnetzen im Einklang mit der Natur und mit Zustimmung der Bevölkerung ist durchaus möglich“, erklärt Antonella Battaglini, Vorstandsvorsitzende der Renewables Grid Initiative, einer Kooperation von europäischen NGOs und Übertragungsnetzbetreibern.

Zum Global Status Report 2024 geht es hier.

Weitere Daten zum Stand der Energiewende global liefern die Berichte der Internationalen Energieagentur IEA.

Quelle: REN21 | © Solarthemen Media GmbH

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