Batteriefabrik von Morrow: Das Geheimnis liegt im Elektrolyten

Luftbild der Batteriefabrik von Morrow Batteries in Arendal, NorwegenFoto: Morrow
Batteriefabrik von Morrow in Arendal, Norwegen
Mit Maschinen von der Stange und einem routinierten Projektmanagement zieht Morrow in Norwegen eine Gigafabrik für Batteriezellen hoch. Mittelfristiges Ziel: Hochleistungszellen mit europäischem Know-how und europäischen Ressourcen fertigen.

Vier Monate für den Bauantrag, vier Wochen für die Genehmigung. Ein Jahr später stand das Gebäude der Batteriefabrik. Das Start-up Morrow Batteries stampfte zusammen mit Siemens als Technologiepartner und Anteilseigner in Arendal an der Südküste Norwegens die nach eigenen Angaben größte europäische Fertigung von Batteriezellen aus dem Boden. Im Spätsommer 2024 soll die erste Fertigungslinie anlaufen. Im Endausbau ist eine Fertigungskapazität von 43 Gigawattstunden (GWh) jährlich geplant. „Einer der Vorteile von Siemens ist, dass sie uns antreiben“, sagt Morrow-CEO Lars Christian Bacher. Er kommt aus der Erdgasindustrie, Großprojekte sind auch für ihn nichts neues. Sein Kollege im Management, COO Andreas Meier, hat zehn Jahre bei einem koreanischen Akkuhersteller gearbeitet. Aus Korea stammt auch die Fertigungslinie. „Das ist Technologie von der Stange“, sagt Bacher. Die Montagemannschaft ist gleich mit angereist, die Abläufe sind eingespielt, bis hin zum koreanischen Essen in der Kantine.

Elektrolyt-Forschung für die Batteriefabrik

Gerade einmal 20 Kilometer entfernt entsteht das, was die Morrow-Batterien von der asiatischen Konkurrenz unterscheiden soll: die Rezeptur für eine eigene Zellchemie. Im ebenfalls brandneuen Technologiezentrum sind schon mehr als 70 Forscherinnen und Forscher am Werk. Sie arbeiten vor allem an neuen Elektrolyten. Deren Zusammensetzung ist so geheim, dass die Chemikalienfläschchen mit Codes beschriftet sind, deren Bedeutung nur wenige Eingeweihte kennen. „Wie bei Coca-Cola“, sagt Jon Fold von Bülow, Mitgründer und Chief Science Officer von Morrow. Dabei ist das Forschungszentrum an sich keineswegs abgeriegelt. Es beherbergt auch Räume der Universität Ander, denn für alles, was nicht geheim ist, ist der Austausch ausdrücklich erwünscht.

LMNO als Alternative zu Lithium-Eisenphosphat

Die eigene Entwicklung in der Batteriechemie soll auch der Weg zu mehr europäischer Eigenständigkeit sein, hofft Morrow Batteries, sowohl in Bezug auf Know-how als auch auf die eingesetzten Rohstoffe. In der ersten Generation geht es dabei um eine Variation marktüblicher Lithium-Eisenphosphat-Zellen. Doch schon 2027 will Morrow mit einer komplett neuen Zellgeneration auf den Markt kommen. LMNO-C heißt die Kombination einer Kathode aus Lithium-Nickel-Mangan-Oxid mit einer Anode aus Graphit in Kurzform. Neben einer hohen Leistungsdichte und geringeren Kosten soll diese Technologie mehr Sicherheit bringen. „An der Graphit-Anode kann sich kein metallisches Lithium bilden“, erklärt Fold von Bülow. Winzige Lithiumpartikel, die die Membran beschädigen, sind bisher Ursache für viele Probleme, vor allem Batteriebrände.

Die neuen Zellen sollen sich daher deutlich schneller laden und entladen lassen, eine höhere Zyklenfestigkeit haben und zu geringeren Kosten produzierbar sein. Obendrein kommen sie ohne den kritischen Rohstoff Kobalt und mit weniger Nickel aus. An LMNO-Zellen arbeiten auch die Forschenden in einem EU-Projekt namens HighSpin. Weitere Pläne für die kommerzielle Fertigung gibt es zumindest laut einer Studie des Fraunhofer ISI vom Dezember 2023 aber nicht.

In den nächsten Jahren will Morrow auch zunehmend die Rohstoffe für seine Batteriezellen aus Europa beziehen. Das Unternehmen verweist auf die neu entdeckten Vorkommen Seltener Erden in Norwegen. Ob und wann diese in der neuen Batteriefabrik eine Rolle spielen werden, bleibt allerdings vage.

Autorin: Eva Augsten | © Solarthemen Media GmbH

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