G7-Treffen: Kohleausstieg, Netz- und Speicherausbau

Ein Kind mit einer Weltkugel neben Windkraftanlagen, als Symbol für Energieerzeugung, erneuerbare Energien, KohleausstiegFoto: jerome berquez / stock.adobe.com
Damit der Kohlausstieg klappt, muss beim Windenergie-Ausbau noch was passieren.
Beim G7-Treffen haben sich die Staaten auf einen Zeitrahmen für den Kohleausstieg sowie den Ausbau von Stromnetzen und -speichern geeinigt.

Der Kohleausstieg der G7-Staaten soll in der ersten Hälfte der 2030er Jahre erfolgen – oder auf einem Zeitpfad, der es ermöglicht, die 1,5-Grad-Marke in Reichweite zu halten. Auf diese Formulierung haben sich die Umwelt-, Klima- und Energieminister:innen bei ihrem Treffen im italienischen Turin am 29. und 30. April geeinigt. Die deutschen Ministerien für Umwelt sowie Klima und Wirtschaft betonten in ihren Pressemitteilungen, es sei das erste Mal, dass es überhaupt eine Formulierung zum Kohleausstieg der G7 mit einem Zeitplan gebe. Sie sehen die Einigung daher als einen Meilenstein für den Klimaschutz.

Im Juni soll in Apulien ein Gipfeltreffen mit den Staats- und Regierungsspitzen der Länder folgen. Auch für die nächste Weltklimakonferenz im Dezember in Azerbaijan seien die Beschlüsse ein Signal. Neben der Klimakrise seien Artensterben, Plastikmüll und die Wasserversorgung zentrale Themen des Treffens gewesen.

Die G7 knüpfen mit dem Treffen an die Beschlüsse der COP28 an. Sie versprechen, neue Klimaschutzbeiträge (Nationaly Determined Contributions, kurz NDCs) einzureichen, die zum 1.5°C-Ziel des Paris Abkommens der Treibhausgasneutralität bis 2050 passen sollen. Die neuen NDCs sollen bis Anfang 2025 vorliegen. Sie sollen absolute Reduktionsziele enthalten sowie alle Treibhausgase, Sektoren und Kategorien abdecken.

1.500 GW Stromspeicher bis 2030

Laut den Beschlüssen der COP28 sollen die weltweiten Erneuerbaren-Kapazitäten bis 2030 auf das Dreifache wachsen. Um das zu erreichen, setzen die G7 für die Stromspeicherkapazitäten bis 2030 ein Ziel von 1.500 GW fest. Das entspricht einer Versechsfachung der Speicherleistung (ausgehend von 230 GW im Jahr 2022, wie die International Renewable Energy Agency präzisiert). Zudem müssten die weltweiten Investitionen in Netzinfrastruktur bis 2030 verdoppelt werden.

Zudem verpflichten sich die G7 erstmals auf Maßnahmen zu einem Ende von Emissionen aus energieintensiven Anlagen. Sie erwähnen dabei auch explizite Technologien zur Dekarbonisierung, wie die Wasserstoff-Direktreduktion statt Hochöfen in der Stahlerzeugung. Zudem soll die Nachfrage für grüne Industrieprodukte gestärkt werden, auch durch Zusammenarbeit zum internationalen Marktrahmen im Klimaclub.

In neuen elektrischen Schaltanlagen soll das Gas SF6 nicht mehr verwendet werden – allerdings erst ab 2035. Es gilt als das klimaschädlichste Treibhausgas. Die EU hatte eine entsprechende Regelung bereits Anfang des Jahres mit der neuen F-Gas-Verordnung erlassen. Auch die Methan-Emissionen sollen sinken. Bis 2030 nehmen sich die G7 vor, die Methan-Emissionen bei der die durch Förderung, Transport und Nutzung fossiler Energieträger entstehenden Methanemissionen global um 75 Prozent zu senken

BDEW: Einstieg vor dem Ausstieg

Der Bundesverband der Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft (BDEW) drängt, angesichts der Ziele auch bei der Umsetzung mehr Tempo zu machen. „Immer neue Daten und Ziele zum Kohleausstieg sind das eine – die Voraussetzungen dafür zu schaffen, das ist der eigentlich entscheidende Punkt“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung

„Vor dem Ausstieg muss der Einstieg kommen“, so Andreae. Konkret fordert sie bessere Bedingungen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Energienetze, für Stromspeicher, Sektorkopplung und für die Kraft-Wärme-Kopplung. Außerdem müsse es einen „beherzten Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft“ geben. Die G7 müssten für den Kohleausstieg und die Energiewende „ihre Schlagzahl und ihre Konsequenz deutlich erhöhen“. Planungssicherheit sei ein wichtiger Punkt für die Unternehmen.

Irena soll Fortschritt bei erneuerbaren Energien dokumentieren

Die International Renewable Energy Agency (Irena) berichtet zudem, sie sei mit der Dokumentation der Fortschritte in Bezug auf die erneuerbaren Energien beauftragt worden. „Vertrauen und Transparenz gehen Hand in Hand“, sagte Irena-Generaldirektor Francesco La Camera, der am G7-Ministertreffen für Klima, Energie und Umwelt teilnahm. Beim Ausbau der Photovoltaik seien die Staaten bereits auf einem guten Weg, heißt es von Irena. Einige Verbesserungen der bestehenden Maßnahmen seien allerdings nötig. Schneller werden müsse hingegen der Ausbau der Offshore-Windenergie. Dafür seien flexible politische Maßnahmen, schnellere Genehmigungen und den Ausbau der Offshore-Stromnetze nötig.

Irena betont zudem die Rolle der sogenannten Entwicklungsländer. Die G7 hätten sich verpflichtet, die Accelerated Partnership for Renewable Energy in Africa (APRA) zu unterstützen. Gemeinsam mit Kenia will Irena im September 2024 erstmals ein Investitionsforum veranstalten, um die Energiewende und grüne Industrialisierung in APRA-Mitgliedsstaaten voranzubringen. Die Mitgliedsstaaten sollen dafür konkrete Projekte einreichen. Irena wies die G7-Staaten allerdings auch darauf hin, dass zurzeit nicht mehr, sondern immer weniger öffentliche Mittel in den afrikanischen Energiesektor fließen würden. Das müsse sich ändern, um günstige Finanzierungen für die Investitionen zu ermöglichen.

Welche Maßnahmen nach Vorstellung von Irena nötig wären, um die Verdreifachung der EE-Kapazität bis 2030 zu erreichen, steht hier.

Quelle: BMWK, BDEW, Irena| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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