Tag der Artenvielfalt: Branche wirbt für Biodiversität in Solarparks

Im Hintergrund PV-Module, vorne eine bunte Blumenwiese mit Kamille und Klatschmohn - Artenvielfalt in Solarparks.Foto: GPE
Im GPE-Solarpark Roigheim in Baden-Württemberg blüht zwischen den Modulreihen eine bunte Wiese.
Gut geplante Solarparks können einen Beitrag zur Biodiversität leisten. Mehrere Organisationen der PV-Branche nehmen den „Tag der Artenvielfalt“ zum Anlass, auf Studien und naturfreundliche Projekte hinzuweisen.

Ein konkretes Beispiel für einen „Biodiversitäts-Solarpark“ ist das neue Projekt der Genossenschaft Green Planet Energy. Gemeinsam mit der Genossenschaft Landkraft Bürgerenergien Hoyaer Land plant sie eine neue PV-Freiflächenanlage im niedersächsischen Dedendorf im Landkreis Nienburg/Weser. Am 17. Mai gründeten die beiden Firmen eine gemeinsame Betreibergesellschaft und unterzeichneten den Pachtvertrag. Der Solarpark soll auf einer Fläche von insgesamt 10,4 Hektar entstehen, besonders naturfreundlich gestaltet werden und hohe Ansprüche in Bezug auf die Diversität erfüllen.  

Dabei gingen die Maßnahmen über das hinaus, was gesetzlich vorgeschrieben sei, sagt Julian Tiencken, Geschäftsführer der für den Bau und Betrieb zuständigen Tochterfirma Green Planet Projects. Die Abstände zwischen den Modulreihen fallen zum Beispiel größer aus, damit es genug Licht für Pflanzen gibt. Die Module werden außerdem mit Erdständern befestigt, um die Versiegelung der Fläche so gering wie möglich zu halten. Die Fläche soll mit einer heimischen Saatenmischung begrünt und von Schafen beweidetet werden. Der Zaun werde zum Boden 15 bis 20 Zentimeter Abstand lassen, sodass Kleintiere darunter hindurch passen. Hecken aus heimischem Gehölz sollen als Sichtschutz dienen. Weitere Schritte will GPE gemeinsam mit der unteren Naturschutzbehörde festlegen.

Sowohl die Kommune als auch die Samtgemeinde haben den Aufstellungsbeschluss gefasst und das Bauleitplanverfahren eingeleitet. Als nächstes soll das beauftragte Planungsbüro den Vorentwurf des Bebauungsplanes erarbeiten. Sollte das Genehmigungsverfahren wie geplant laufen, könne der Bau des Solarparks Ende des Jahres 2025 starten, heißt es von GPE. Die Leistung soll bei knapp 10 MW liegen.

Bundesverband Neue Energiewirtschaft untersucht Artenvielfalt in über 30 Solarparks

Auch der Bundesverband Neue Energiewirtschaft engagiert sich schon länger für naturfreundliche Solarparks. Im Jahr 2019 erstellte der Verband eine Studie mit dem Titel  „Solarparks – Gewinne für die Biodiversität“. Eine Fortschreibung der Studie soll die Ergebnisse nun vertiefen und erweitern. Bereits im April 2024 begannen die beauftragten Fachleute, über 30 Solarparks in ganz Deutschland zu untersuchen. Dabei geht es um Pflanzen, Vögel, Insekten, Amphibien und Reptilien bis hin zu Wasserorganismen. Die Solarparks befinden sich vornehmlich auf ehemaligen Ackerflächen. Die Auswertung einer Vielzahl an Monitoring- und Umweltberichten soll die Felduntersuchungen ergänzen. Die Studie soll den Ist-Zustand der Artenvielfalt in Solarparks erheben, neue Erkenntnisse über die Wirksamkeit von biodiversitätssteigernden Maßnahmen bringen und die Genehmigungspraxis verbessern.

Der Biologe Tim Peschel (Peschel Ökologie & Umwelt) und Rolf Peschel (Der Projektpate) leiten die Untersuchungen. Ihr Fazit aus früheren Untersuchungen: „Wird das Thema Biodiversität bei Planung und Betrieb berücksichtigt und praktiziert, lassen sich mitunter verblüffende und noch dazu langanhaltende positive Effekte für Flora und Fauna beobachten. Ganz besonders vor dem Hintergrund der aktuell beschlossenen Abschwächung von Umweltstandards in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) können Solarparks in der Agrarlandschaft dringend benötigte Flächen für Förderung und Erhalt von Artenvielfalt bieten.“

Der BNE bietet auch eine kostenlose vierteilige Webinar-Reihe zum Thema Biodiversität in Solarparks an.

RWE untersucht Biodiversität in Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Polen

Der Energiekonzern RWE untersucht Maßnahmen für mehr Artenvielfalt gerade in zehn seiner Solarparks in Polen. Dort baut das Unternehmen laut eigenen Angaben zurzeit an einer PV-Kapazität von über 100 MW. Für das Naturschutz-Monitoring arbeitet RWE mit der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznan zusammen. Die Untersuchungen finden in der Provinz Großpolen statt. In den PV-Anlagen hat RWE zum Insektenschutz verschiedene Lebensräume angelegt. Entlang des Zauns soll es zudem einen Weidestreifen für verschiedene Arten geben.  

Bereits in den vergangenen zwölf Monaten habe es RWE regelmäßig Feldstudien zu diesen Naturschutz-Maßnahmen gegeben. Zum Vergleich untersuchte RWE zwölf weitere Solarparks ohne zusätzliche Biodiversitätsmaßnahmen und unbebauten Kontrollflächen mit landwirtschaftlichen Feldern und Wiesen. Das Monitoring umfasste Pflanzen und Tiere verschiedener Gruppen, wie Insekten, Reptilien, Vögel, Fledermäuse und andere Säugetiere.

Laut den ersten Ergebnissen sind die Solarparks ein gutes Habitat für viele Tier- und Pflanzenarten. Die Pflanzenwelt ähnele der von Wiesen. Die Insektenarten seien ähnlich wie in den umliegenden Naturgebieten oder landwirtschaftlichen Flächen. Dass es auf den PV-Flächen keine Mahd und Düngung gebe, sei günstig für Leben und Entwicklung der Insekten. Die PV-Anlagen böten stabile Entwicklungs- und Überwinterungsbedingungen, sodass die Insekten von dort aus die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen besiedeln können. Das sei ist auch für die landwirtschaftliche Produktion relevant. Vorkommen von Raubinsekten würden das Auftreten von Schädlingen auf landwirtschaftlichen Flächen vermindern. Das Monitoring bestätigte, dass Photovoltaik-Anlagen auch für verschiedene Vogelarten äußerst attraktiv seien, insbesondere während der Brutzeit. Die Studie soll noch zwölf weitere Monate andauern.

Sowohl Länder als auch Kommunen können während der Planung einiges dafür tun, dass neue Solarparks ein Gewinn für die Artenvielfalt werden, wie Energiekommune berichtete.

Quelle: BNE, GPE, RWE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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