Direct Air Capture von CO₂: Phlair baut kommerzielle DAC-Anlage in Kanada

Im Bild das Schema der DAC-Anlage für Direct Air Capture von CO2 von Phlair.Grafik: Phlair
Funktionsprinzip der Direct Air Capture von Phlair. Ob sich das abgeschiedene Gas dauerhaft im Untergrund speichern lässt, muss die Praxis erst nachzeigen.
Das deutsche Unternehmen Phlair erhält 30,6 Millionen US-Dollar für die Beseitigung von 47.000 Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre in Kanada. Das Direct-Air-Capture-Verfahren des Unternehmens arbeitet mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage.

Die Initiative Frontier, zu deren Gründungsmitgliedern Stripe, Google und Shopify zählen, hat Abnahmevereinbarungen mit dem Unternehmen Phlair aus Ismaning abgeschlossen. Frontier ist eine Initiative, mit dem Ziel, die Entwicklung von CO₂-Entfernungstechnologien zu finanzieren und beschleunigen. Phlair hat einen elektrochemischen Ansatz zur direkten Luftabscheidung entwickelt, der energieeffizient und für den Einsatz mit fluktuierenden Energiequellen wie Photovoltaik geeignet ist. Frontier wird Phlair zwischen 2027 und 2030 eine Summe von 30,6 Millionen US-Dollar für die Entfernung von 47.000 Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre zahlen. Mit dem Abnahmevertrag unterstützt Frontier das Projekt Dawn, die erste kommerzielle DAC-Anlage von Phlair in der kanadischen Provinz Alberta.

Die direkte Luftabscheidung, englisch Direct Air Capture (DAC) hat laut Phlair viele Vorteile: Sie entfernt CO₂ dauerhaft, benötigt wenig Betriebsfläche und es ist einfach zu messen, wie viel CO₂ man tatsächlich aus der Atmosphäre entfernt hat. Der Nachteil von DAC ist sein Preis, der von zwei Hauptfaktoren bestimmt wird: Erstens die hohe Energiemenge, die für den Prozess erforderlich ist und zweitens die Ausgaben für den Bau einer DAC-Anlage.

Phlair senkt erforderliche Energiemenge der DAC-Anlage

Phlair hat vollelektrisches, energieeffizientes Design entwickelt, das das Potenzial hat, weniger als 1,5 MWh Strom pro Tonne CO₂ zu benötigen. Das ist laut Unternehmen etwa 1,3-mal weniger als der Durchschnitt anderer DAC-Ansätze. Dies würde eine Kosteneinsparung von rund 15 US-Dollar/t CO₂ bedeuten. Langfristiges Ziel sind Kosten von 100 US-Dollar/t CO₂. Über die aktuelle Höhe der Kosten macht Phlair keine Angaben

Zudem will das Unternehmen die Energiekosten minimieren, indem das System seinen Energieverbrauch an die Verfügbarkeit und die Kosten erneuerbarer Energien anpasst. Wenn es viel Sonnenlicht gibt und der Solarstrom am günstigsten ist, kann der Elektrolyseur die für die CO₂-Bindung benötigten Flüssigkeiten überproduzieren und in Vorratstanks speichern. Wenn die Sonne untergeht oder die Strompreise hoch sind, kann Phlair den energieintensiven Elektrolyseur herunterfahren und die Schritte der CO₂-Abscheidung mit der in den Vorratstanks gespeicherten Flüssigkeit kontinuierlich fortsetzen. Dank dieses Konzepts können die Flüssigkeitsbehälter als Ersatz für kostspielige Batterien dienen. Dadurch kann Phlair als eines der ersten Unternehmen „Solarstrom hinter dem Zähler“ für DAC einsetzen, also getrennt vom öffentlichen Stromnetz.

Baukosten reduzieren

Da die Technologie von Phlair auf bestehenden elektrochemischen Industriesystemen wie kommerziellen Elektrolyseuren und Brennstoffzellen aufbaut, kann das Unternehmen auf etablierte Lieferketten und Materialien zurückgreifen, was die Anfangskosten erheblich senken soll. Darüber hinaus ermöglicht das modulare Design von Phlair die Produktion von standardisierten Einheiten, ähnlich wie bei Solarzellen. Ferner soll dieser Ansatz die Herstellungskosten senken und ermöglicht es Projektentwicklern, ihr DAC-System schrittweise aufzubauen, wodurch man die anfänglichen Ausgaben reduzieren kann.

Frontier hat die Abnahmeverträge mit Phlair im Auftrag der Frontier-Gründungsmitglieder Stripe, Google, Shopify und McKinsey Sustainability, sowie von Autodesk, H&M Group, Workday und Salesforce vermittelt. Auch Aledade, Boom Supersonic, Canva, SKIMS, Wise und Zendesk haben sich über die Partnerschaft von Watershed mit Frontier beteiligt. „Dieser Abnahmevertrag ermöglicht es uns, die Kosten unserer Lieferkette zu senken und die Skalierung von Phlair um mehrere Jahre zu beschleunigen“, sagt Malte Feucht, Co-Founder und CEO von Phlair. „Unser einzigartiger Vorteil bei der Energiebeschaffung und dem Zugang zu billigem Strom ermöglicht es uns, unserer zukunftsorientierten Kundengruppe kostengünstige DAC zu demonstrieren.“

Quelle: Phlair | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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