BEE: Ausschreibungen für Gaskraftwerke nicht überstürzen

Im Bild ein Gaskraftwerk im Bau, die Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke soll dieses Jahr noch starten.Foto: penofoto.de / stock.adobe.com
Sollen neue Gaskraftwerke H2-ready sein? Die Diskussion um die Kriterien der geplanten Ausschreibungen für Gaskraftwerke ist in vollem Gange.
Unterstützung für die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geplanten Ausschreibungen für Gaskraftwerke kommt aus Bayern. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) befürchtet Fehlsteuerungen.

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche spricht sich für den Bau neuer Gaskraftwerke aus. Eine erste Ausschreibung soll Ende dieses Jahres starten. Unterstützung dafür kommt von Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger. „Der Bau neuer Kraftwerke ist seit Jahren überfällig. Je mehr Erneuerbare in Deutschland ans Netz gehen, desto wichtiger werden Gaskraftwerke als Backup für die Versorgungssicherheit. Ich unterstütze deshalb das Vorgehen von Bundesministerin Reiche. Es ist richtig, den Fokus zunächst auf Erdgas zu setzen, perspektivisch kommt dann auch grüner Wasserstoff dazu“, sagt Aiwanger.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Nina Scheer, Energiepolitische Sprecherin ihrer Fraktion fordert, die Ausschreibungen für Gaskraftwerke energiewende- und klimagerecht auszugestalten. „Die Ausschreibungen für Gaskraftwerke müssen mit den geltenden wie von der Koalition gesetzten Zielmarken zu Klimaschutz sowie einer Berücksichtigung bereits installierter Leistung in Abgleich gebracht werden“, sagt Scheer. So müsse man heute weggeworfenen Strom besser nutzen, auch zur Gewinnung grüner Gase. Damit ließe sich fossile Gaskraftwerksleistung einsparen. Auch die Berücksichtigung installierter Leistung im Bioenergie-Sektor dürfe nicht unter den Tisch fallen. „Die Energiewende- und Klimaschutzerfordernisse verlangen von uns verstärkte Anstrengungen bei Investitionen in grüne Gase, in Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien, um hier in den Hochlauf zu kommen und von fossilen Gasen unabhängig zu werden. Um eine faktische Konkurrenz durch fossile Gaskraftwerke zu vermeiden, bedarf es bei den Ausschreibungen einer H2-Readyness-Maßgabe“, sagt Scheer.

BEE: Gefahr von Fehlsteuerungen bei geplanten Ausschreibungen für Gaskraftwerke

Bundeswirtschaftsministerin Reiche hatte vereinfachte Ausschreibungen für Gaskraftwerke angekündigt. Sie will diese aus Gründen der “Zeitkritikalität” nicht mit Kriterien überfrachten. Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) kritisiert diese Pläne. „Zeitdruck darf nicht zu Fehlsteuerungen bei der geplanten Ausschreibung führen. Wenn Zeitkritikalität aber die erste Maßgabe für die Kraftwerkssicherung sein soll, muss die Antwort beim dezentralen erneuerbaren Backup liegen”, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. Erneuerbare- Energien-Anlagen seien nach Berechnungen des BEE schneller, sicherer und sauberer verfügbar als neu zu bauende fossile Kraftwerke, zumal die europarechtliche Prüfung noch andauere. Noch dazu sei das erneuerbare Backup system- und netzdienlicher, weil zu einer dezentralen Erzeugungslandschaft aus fluktuierender Wind- und Solarenergie ein ebenfalls dezentrales und flexibles Backup am besten passe.

„Biomasse, Wasserkraft, Geothermie, grüne KWK, Speicher und Power-to-X, wie grüner Wasserstoff, stehen bereit und warten auf Anreize für Flexibilität. Vor allem Biomasseanlagen haben ein enormes Potenzial, schnell mehr gesicherte Leistung bereitzustellen. Die Biomasse-Ausschreibungen sind regelmäßig überzeichnet, damit droht der Wegfall enormer regionaler Wertschöpfung, aber auch von Kapazitäten für die dezentrale Wärmeversorgung. Deswegen müssen Anreize für neue Kraftwerke von Beginn an auch für das erneuerbare Backup gelten. Die Kraftwerksstrategie muss zu einer echten Flexibilitätsstrategie weiterentwickelt werden, die alle Optionen einbindet und prüft, wie Kapazitäten kosteneffizient und versorgungssicher eingesetzt werden können”, so Peter.

Quelle: STMWI, Nina Scheer, BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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