Stadtwerke Bonn pachten Dächer für Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung

Die frühere Bundeshauptstadt Bonn steigt in die Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung (GGV) ein. Diese Option hatte der Deutsche Bundestag 2024 im Solarpaket 1 geschaffen. Wie die Stadtwerke Bonn (SWB) mitteilten, sei die Idee wie folgt: Wohnungsbaugesellschaften, Eigentümergemeinschaften oder Privateigentümer müssen keinen Cent investieren für die PV-Anlage auf dem Gebäude – Mieterinnen und Mieter oder die Wohnungseigentümer selbst profitieren aber trotzdem vom Solarstrom auf dem Dach.
„In Bonn gibt es neben vielen Einfamilien- und Reihenhäusern eine sehr hohe Anzahl an Mehrfamilienhäusern mit großen, homogenen Dachflächen. Deshalb sehen wir hier ein starkes Potenzial, die regenerative Stromerzeugung weiter auszubauen. Wir haben zwar das Mieterstrom-Modell im Energiewirtschaftsgesetz und im Erneuerbare-Energien-Gesetz verankert, aber die Umsetzung scheiterte bislang nahezu deutschlandweit an bürokratischen Hürden für die Stromerzeuger“, sagt Olaf Hermes, SWB-Konzerngeschäftsführer und Geschäftsführer von SWB Energie und Wasser.
Die GGV biete nun neue Wege. „Es ist jetzt einfacher für uns, Strom aus Solaranlagen direkt an Bewohnerinnen und Bewohner eines Hauses zu liefern“, sagt Stefan Haupt, Projektleiter bei SWB Energie und Wasser. Den ersten Schritt gehen die Gebäudeeigentümer, indem sie über die Verpachtung des Daches und den Bau der Photovoltaik-Anlage durch die Stadtwerke entscheiden. Die Bewohnerinnen und Bewohner können im zweiten Schritt individuell wählen, ob sie Solarstrom vom Dach des Gebäudes beziehen möchten. Die Umsetzung lohnt sich nur, wenn für mindestens 60 Prozent des Energiebedarfs eines Gebäudes Solarstrom-Lieferverträge abgeschlossen werden.
Dachnutzungsvertrag über 20 Jahre
Ist das Interesse da, folge ein Dachflächennutzungsvertrag über 20 Jahre mit der Eigentümergemeinschaft oder dem Vermieter. Genauso lange gilt auch die Preiszusage von 25 Cent für die Kilowattstunde Solarstrom an die Kundschaft des jeweiligen Gebäudes. Gemessen wird der Stromverbrauch alle 15 Minuten dank einer passgenauen Technik von BonnNetz. Die Wahl des Reststromanbieters ist frei. Sämtliche Kosten für die Anlage inklusive der Wartung trägt SWB Energie und Wasser.
„Das neue Programm der Stadtwerke ist der Schlüssel, mit dem Solarstrom für die große Zahl der Bonner Mieterinnen und Mieter zugänglich werden kann“, sagt Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn. „Ab jetzt können Mietende nicht nur mit Balkonkraftwerken an der Energiewende teilhaben und ihre monatlichen Stromkosten senken, sondern auch dank des preisgünstigeren Solarstroms direkt vom Hausdach. Das erhöht die soziale Gerechtigkeit innerhalb der Energiewende.“
Über 21.000 Gebäude in Bonn sind Mehrfamilienhäuser – mehr als ein Drittel aller Gebäude. An drei davon haben die SWB einen Pilotversuch aufgesetzt. Eines betrifft ein 15-Parteien-Haus an der Lindenallee in Bad Godesberg. EDie Leistung der PV-Anlage auf dem Flachdach liegt bei 30 Kilowatt-Peak. „Alle Mieterinnen und Mieter machen mit“, so Projektleiter Haupt.
Quelle: SWB Energie und Wasser | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH