Denkmalgerecht sanieren: Instandsetzung eines Rittergut in Sachsen-Anhalt geplant

Das Rittergut Edelhof aus dem 17. Jahrhundert will man denkmalgerecht mit Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe sanieren.Foto: Harald Garrecht
Der Erhalt des Ritterguts Edelhof aus dem 17. Jahrhundert schont Ressourcen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert die denkmalgerechte energetische Sanierung.
Klima- und Denkmalschutz passen zusammen. Darauf weist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hin. Aktuell fördert die Stiftung die Instandsetzung eines Rittergutes aus dem 17. Jahrhundert mit Photovoltaik, Solarthermie, Hochleistungsdämmputz und Wärmetauscher, Wärmepumpe.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert die energetische Sanierung des Rittergutes Edelhof in Gröningen in Sachsen-Anhalt mit 300.000 Euro. Investoren wollen das Rittergut aus dem 17. Jahrhundert mit Photovoltaik, Solarthermie, Hochleistungsdämmputz, Wärmetauscher, Wärmepumpe und Speicher denkmalgerecht sanieren. Dadurch soll auch mehr Wohnraum auf neuem klimatechnischen Stand entstehen. Denn das Rittergut ist seit den 1990er-Jahren nicht mehr bewohnt.

Rund ein Drittel der Baudenkmäler in Deutschland sind laut Umweltbundesamt in der Erhaltung gefährdet oder dringend sanierungsbedürftig. „Wir müssen mit dem Mythos aufräumen, dass Denkmal- und Klimaschutz sich konterkarieren“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Beides könne man mit innovativen Methoden zusammengebringen und profitiere sogar voneinander. Denn eine Weiternutzung von Denkmälern vermeide Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase, die nach Nutzungsende durch Neubauprojekte entstünden. „Für den gesamten Gebäudebereich gilt: Die Umstellung auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik, eine innovative Dämmung und Wärmepumpen ist wegen der zu erwartenden Kostensteigerung fossiler Energieträger auch im Sinne einer sozialverträglichen Wohnungsvermietung“, sagt Bonde

Damit ein durch historische Gebäude geprägtes Stadtbild erhalten bleibe, seien architektonisch und gestalterisch anspruchsvolle Konzepte gefragt. „Das im Oktober startende Projekt am Rittergut Edelhof in Gröningen soll auf andere Denkmäler übertragbare innovative Technologien entwickeln und testen“, sagt DBU-Fachreferentin Constanze Fuhrmann. Das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg begleitet die ressourcenschonende Restaurierung mit Seminaren und plant im Forschungsteam die Umsetzung im Denkmalbau. Mehrere kleine und mittlere Unternehmen beteiligen sich an Entwicklung, Anpassung und Erprobung der Innovationen.

Denkmalgerecht sanieren mit dachintegrierten Photovoltaik-Modulen und Wärmetauschern

In das Vorhaben fließen Erfahrungen aus zwei bereits verwirklichten denkmalgerecht-energetischen Sanierungen ein: Gartenstadt Margarethenhöhe in Essen, ein Denkmal von europäischem Rang, und Speicherstadt Hamburg, Unesco-Weltkulturerbe – jeweils gefördert vom früheren Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Maßgeblich an Konzeption und Planung beteiligt ist Harald Garrecht, Professor von der Universität Stuttgart: „In allen drei Projekten wollen wir eine ganzheitliche Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien lokal am Gebäude umsetzen“, sagt.

Um denkmalgerecht sanieren zu können, seien für die elektrische und thermische Energiegewinnung dachintegrierte Systeme entwickelt worden, die sich optisch nicht von den anderen Dachflächen der Gebäude unterscheiden. Bei den Wohngebäuden der Margarethenhöhe kamen in die Dachsteine integrierte Photovoltaik-Module zum Einsatz, bei der Speicherstadt der Einbau in Kupfer- und Schiefernachbildungen. „Um auch beim Rittergut Edelhof in Gröningen die baukulturellen Besonderheiten zu bewahren, werden PV-Module Teile der historischen Linkskremper“, sagt Garrecht. Das sind Tondachziegel mit tütenförmiger Auswölbung auf der linken Seite, mit denen man ab dem 11. Jahrhundert Kirchendächer in Sachsen-Anhalt und Hessen eingedeckt hatte. Zudem will man die Dachflächen mit Wärmetauschern für die Gewinnung von Umweltwärme ausstatten – wie bei der Speicherstadt.

Hochleistungsdämmputz aus Lehm mit Naturfasern

Eine zweite Schlüsselkomponente für das denkmalgerechte Sanieren beim Rittergut ist Garrecht zufolge die Dämmung durch einen neuen Aerogel-Lehmputz mit Naturfasern. „Dieser Hochleistungsdämmschutz reduziert den Wärmeverlust um etwa die Hälfte bei einer Dicke von nur drei bis vier Zentimetern“, sagt der Experte. Die oft schon kleinen Innenräume würden nicht zu viel Volumen verlieren. Garrecht fügt hinzu: „Eine im Lehmputz eingebaute Wandheizung verbessert aufgrund ihrer großen Fläche die Energieeffizienz.“ Zusammen mit innovativen Wasser-Eis– und Betonspeichern sowie Wärmepumpen, die bei einer maximalen Vorlauftemperatur von 35 Grad Celsius laufen, erreicht das System in Hamburg etwa eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 5,5 bis 6. Ab einer JAZ von 3,5 gilt eine Wärmepumpe als ausreichend effizient. „Beim Rittergut Edelhof wollen wir das technisch mögliche Maximum erzielen“, sagt Garrecht. Zudem sei dieses Projekt ein Signal für Bauleute: „Was beim Denkmal gelingt, kann auch beim Neubau funktionieren, noch dazu in einem finanzierbaren Maß“, so Garrecht.

Quelle: DBU | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Schließen